Kapitel 16

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Alle wichtigen Persönlichkeiten hatten sich bereits wieder im Thronsaal eingefunden. Als wir mit einem „Plopp" dort erschienen, wurden wir mit Applaus begrüßt. Alle lächelten und waren voller Zuversicht, dass das Märchenland weiterhin bestehen würde.

Der König räusperte sich: „Ihr Lieben, es besteht wirklich ein Grund zur Freude. Das Grauen ist verschwunden. Wir werden uns an einigen Stellen noch mit der „Reparatur" einiger Dinge beschäftigen müssen, aber nichts, was wir nicht schaffen. Und das alles, wegen diesen beiden hier: Doctoress und Marcus – unsere Helden!"

Ein zustimmendes Nicken und ein weiterer kleiner Applaus, den Marcus und ich mit „Danke!" quittierten ging durch den Raum. Der König sprach weiter: „Wir werden es uns nicht nehmen lassen, euch ein wenig zu verwöhnen, solange ihr hier noch festsitzt. Das Portal muss repariert werden. Snyderlein kümmert sich schon darum. Aber er sagt, es wird noch ein, zwei Tage dauern. Für morgen Abend planen wir ein großes Fest für alle im Märchenland mit Live-Schaltung in die Regionen. Bis dahin ruht euch aus." Der König nickte freundlich und geleitete uns in den Flur. „Jetzt müsst ihr mir nur noch eines verraten: Ein oder zwei Zimmer?"

„Eines", kam es aus unser beider Kehlen gleichzeitig.

Marcus sah mich verwundert an: „Wirklich?"

„Wirklich!", antwortete ich fest, obwohl ich mich schon wunderte, wo ich den Mut für diese Antwort hergenommen hatte.

„Du machst mich zum glücklichsten Mann auf der ganzen Erde", raunte Marcus mir verschwörerisch zu und klappste mir auf den Hintern, während wir dem König zu unserem Zimmer folgten.

„Schenkelberg!", zischte ich amüsiert.

Nach einem kurzen Besuch auf dem Zimmer, lud man uns zu einem Nachtmahl, dass wir beide sichtlich genossen. Wann aß man schon fürstlich in einem Schloß mit Königen und Königinnen? An einer Tafel, die sie beinahe bog und das zu so später Stunde?

Zurück auf dem Zimmer, die Tür hinter uns geschlossen, küssten wir uns stürmisch. Ich verschwand kurz im Bad und als ich wiederkam und mich auf eine Fortsetzung freute, lag Marcus schlafend im Bett. „Männer!", kicherte ich und kuschelte mich an ihn. Es fühlte sich so gut an.

 Ichwachte auf, weil mir etwas in den Haaren krabbelte. Wie ich schnell feststellte, waren es Marcus Finger, die mit den Strähnen meines Haares spielten, dass sich auf dem ganzen Kopfkissen ausgebreitet hatte.

„Was zur Hölle machst du da?", nuschelte ich amüsiert und blickte Marcus aus einem geöffneten Auge an, der auf einen angewinkelten Arm gestützt einen Blick auf mich warf.

„Tut mir leid, ich konnte es nicht lassen. Die Verlockung war einfach zu groß", brummte er zufrieden. „Du solltest sie so lassen. Ich mag das gerne", spielte er auf meine Haare an.

„Solange ich nicht wieder blond werden muss...", kicherte ich noch im Halbschlaf.

„Auf keinen Fall. Steht dir nicht." Er legte sich auf die Seite, schob seine Hand über meinen Bauch und mich dichter an sich heran. Ich versuchte mich an einem Schnurren – es klang kläglich.

„Und was fangen wir mit diesem wunderschönen Morgen an, Herr Schenkelberg?", fragte ich ihn nicht ohne Hoffnung auf mindestens einen Kuss.

„Hmm. Ich könnte dich ärgern", zog er mich auf und grinste.

„Klingt interessant. Was stellst du dir da vor?"

„Meinst du, das verrate ich dir?" Ehe ich mich versah, wurde ich durchgekitzelt und es entwickelte sich eine herrliche Kabbelei, beider jeder mal die Oberhand hatte.

„Besiegt. The winner is: The Doctoress!", verkündete ich, als ich ihn mit meinem Körpergewicht fixiert unter mir wusste.

Er stöhnte. „Du bist so gemein! Weißt du das eigentlich?", lachte er sich halb schlapp. Wenn er wollte, wäre es ein Klacks für ihn mich runter zu schubsen.

 „Komm Schenkelberg, Bauchmuskeltraining. Mit einem Kuss kannst du dich von meinem Gewicht freikaufen", forderte ich ihn auf und grinste ihn blöd an.

„Das ist nicht dein Ernst oder?", protestierte er.

„Doooooch!", zeigte ich mit dem Finger auf meinen Mund.

Ohne mit der Wimper zu zucken setzte er sich auf und mir wurde ganz anders als ich mir seiner Nähe bewusst wurde. „Und jetzt? Immer noch eine große Klappe?", verzog er seinen Mund zu einem verführerischen, schiefen Grinsen. Ich war auf einmal ganz kleinlaut. Er küsste mic hauf den Mund und auf den Hals bis zum Ohr hoch. „Dafür haben wir noch Zeit", las er meine Gedanken. „Ich möchte, dass es etwas besonderes wird. Weitab von der Tardis, weitab von jeglichen Menschen, weitab von Störungen. Ich möchte es zelebrieren. A night to remember. Du verstehst?", strich er mir wieder einmal die Haare aus dem Gesicht.

Irgendwie war ich enttäuscht, aber so wie er es sagte, machte es Sinn. „A night to remember, Marcus. But first, a kiss to remember", umschlangen meine Hände seinen Kopf und fuhren ihm in die Haare, meine Lippen mit den seinen spielend.

„Böses Mädchen", gluckste er.

Es klopfte. „Seid ihr schon auf? Frühstück in einer halben Stunde." Klang nach Barbara.

Marcus seufzte. „Ich wusste es! Ab unter die Dusche mit dir."

Ich sah ihn fragend an. „Alleine. Jetzt Marsch."

Frischgemacht, in ebenso frisch verliebter Stimmung machten wir uns auf den Weg in die Gesellschaft. Nach einem satten Frühstück, stellten wir uns einem Interview für Märchen-TV, bekamen einen Rundgang durchs Schloss, ein festliches Mittagessen und danach etwas Ruhezeit für die Feier, die für den Abend geplant war. Der hofeigene Stylist kümmerte sich um unsere Belange, als er uns separat für die Feier zurecht machte. Die Kleidung vom Vortag war gereinigt worden und sollte zwecks Wiedererkennung am Abend noch einmal getragen werden.

„Sie sehen bezaubernd aus, Madame", empfing mich Marcus, als wir uns auf dem Ball wiedersahen.

„Oller Charmeur!", bekam ich eine regelrechte Glühbirne. Und während wir uns an diesem Abend im Kreise drehten, von einem Team von Märchen-TV begleitet wurden, glitt die Zeit dahin, wie in einem Traum.



The Doctoress - Märchen-Haft (10)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt