Kapitel 13

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Die Party begann früher, als ich es erwartet hätte – zumindest für mich. Ich war gerade erst vor zwei Stunden nach Hause gekommen und vor ein paar Minuten war die Sonne endgültig untergegangen, als jemand an mein Fenster klopfte. Mittlerweile schreckte mich das nicht mehr ganz so sehr wie zu Beginn. Trotzdem schnaubte ich, während ich aufmachte.

Maude kletterte ins Zimmer, und fast hätte ich sie nicht erkannt. Ihre eisblauen Augen waren mit schwarzem Eyeliner umrandet, und sie trug Make-up. Verdammt, ich hatte ganz vergessen, wie gut Vampire eigentlich aussahen.

„Weißt du schon, was du heute anziehst?", fragte Maude.

Ich betrachtete sie. Sie trug die engsten, dunklen Jeans, die ich je an ihr gesehen hatte, sowie eine schwarze Lederjacke und darunter ein silberglänzendes Trägershirt.

„Äh ... keine Ahnung", sagte ich, während Maude meinen Kleiderschrank aufriss.

„Mal sehen...", murmelte sie. „Nein, nein, nein – das auch nicht –, nein, definitiv nein..."

Mir blieb nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie sie der Reihe nach sämtliche Shirts aus meinem Kleiderschrank warf.

„Also von einem Stadtkind hätte ich mir eigentlich mehr Modegeschmack erwartet", schnaubte Maude.

„Hey, ich habe Modegeschmack!"

„Graue Pullis und bunte Shirts alleine zählen noch nicht als Modegeschmack!"

„Sagt diejenige, die immer schwarz trägt."

Maude rollte mit den Augen. „Warte kurz." Ehe ich etwas erwidern konnte, war sie bereits aus dem Fenster geklettert und verschwunden.

In weniger als drei Minuten kehrte sie zurück mit den Armen voller Gewand. Sie ließ den Stapel fallen und wühlte kurz darin herum.

„Hier." Maude bewarf mich mit einem Shirt. „Anziehen."

Ich tat, wie mir befohlen wurde – sich Maude zu widersetzen hatte für gewöhnlich wenig Sinn. „Findest du nicht, dass der Ausschnitt ein wenig zu tief ist?", fragte ich mit einem Stirnrunzeln.

„Ach was, du hast Oberweite, also nutz sie gefälligst!" Maude warf jetzt auch noch eine schwarze Hose zu mir, die Löcher an den Knien hatte.

Ich unterdrückte ein Seufzen. „Das war doch vor drei Jahren in", murmelte ich, zog sie aber trotzdem an. Zu meinem Leidwesen passte die Hose, auch wenn sie sehr eng war. Ich würde also mit Löchern in den Jeans herumlaufen. Aber okay, was Maude wollte, das würde sie auch bekommen.

„So, dazu noch deine Jeansjacke oder so, und wir schminken dich noch." Maude schob mich eher grob ins Badezimmer. In diesem Moment fiel mir ein, dass meine Eltern gar nicht wussten, dass ich heute Abend weggehen würde. Und dann noch in so einem Outfit... Aber na ja, ich war ja nicht alleine.

„Augen zu", befahl Maude, und als ich sie kurz darauf öffnete, trug ich golden glitzernden Lidschatten und geschwungenen Eyeliner. Noch dazu hatte Maude meine Augenbrauen ein bisschen nachgefahren und mir einen dunkelroten Lippenstift hinaufgeklatscht. Irgendwie sah ich düster aus. Aber irgendwie auch gut. Auf jeden Fall wirkte ich gefährlicher.

„So, und jetzt komm, Jake wartet schon draußen."

„Draußen? Wieso draußen? Die Party beginnt doch erst in zwei Stunden!"

Maude rollte mit den Augen, während sie mich über die Treppe nach unten zog. Wenigstens versuchte sie nicht, mich dazu zu bewegen, ebenfalls aus dem Fenster zu klettern.

„Lina, mein Schatz, bist du das?", hörte ich meine Mutter. Sie trat zu uns in den Vorraum und musterte mich von oben bis unten. „Schätzchen, du siehst bezaubernd aus! Wohin gehst du denn noch?"

Die Bewohner von Harrowville (Band 1: Spinnen) | Wattys 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt