Kapitel 16

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Jake

Jake stand zusammen mit Maude und Jared vor der Haustür, während Maude noch einmal erzählte, was passiert war.

„Und du sagst wirklich, der Typ hatte schwarze Augen und spitze Zähne?", wiederholte Jared mit gerunzelter Stirn. „So wie derjenige, den Lina im Wald gesehen hat?"

Maude nickte. „Und anscheinend war er heute auch in unserer Schule unterwegs."

„Was will er von Lina?", murmelte Jared kopfschüttelnd.

Jake zuckte mit den Schultern. Er hatte selbst keine Ahnung. Hatte es nicht geheißen, dieses Wesen hätte bisher nur einen Vampir und einen Werwolf getötet? Was wollte es von einem Menschen?

„Vielleicht sollten wir für heute lieber nach Hause gehen", sagte Maude. Jake warf seiner Schwester einen überraschten Blick zu. Normalerweise hatte sie kein Problem damit, die ganze Nacht lang wachzubleiben. Hatte dieser Typ ihr wirklich so viel Angst eingejagt?

„Irgendjemand von uns sollte Lina holen", sagte Maude.

„Ich kümmere mich darum", sagte Jake sofort und trat wieder in das Haus. Die Luft dort drinnen war mittlerweile stickig und vernebelt – anscheinend hatten ein paar Idioten gemeint, es wäre eine gute Idee, ihre Wasserpfeifen drinnen zu rauchen. Aber okay, es war ja nicht sein Haus.

Es dauerte nicht allzu lange, bis er Lina entdeckte. Sie saß an der Bar, mit einem Glas in der Hand.

Jakes Augenbrauen schossen in die Höhe. „Hey", sagte er und setzte sich neben sie. „Wir denken, es wäre eine gute Idee, langsam mal nach Hause zu gehen."

„Oder wir tanzen noch bisschen", schlug Lina vor. Als sie ihn ansah, strahlten ihre Augen und kurz war Jake versucht, ja zu sagen. Dann aber betrachtete er Lina etwas genauer.

„Komm!", sagte sie und rutschte von ihrem Sessel. Ehe er auch nur eine Hand nach ihr ausstrecken konnte, lag sie plötzlich am Boden.

„Nichts passiert!", rief sie und sprang auf. Sie begann wie verrückt zu kichern. Erneut schwankte sie gefährlich, also nahm Jake ihren Arm und legte ihn um seine Schultern.

„Du kommst jetzt mit", beschloss er. Er zog sie mit sich in den Vorraum und schaffte es irgendwie, sie dazu zu bringen, ihre Jacke anzuziehen.

Als er nach draußen trat, warteten dort bereits Jared und Maude mit verschränkten Armen.

„Hey Lina, geht's dir noch gut?", fragte Maude mit einem Stirnrunzeln.

„Mir geht's supi!", rief Lina. Sie befreite sich aus seinem Griff und taumelte ein paar Schritte nach vorne. Dann beugte sie sich über eine Topfpflanze und übergab sich.

„Ach du meine Güte", schnaubte Maude.

Jared lachte nur. „Sieht so aus, als hätten wir hier einen Vollabsturz."

Jake warf ihm einen finsteren Blick zu. „Musst du gerade reden!" Er ging zu Lina, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten, während sie ein weiteres Mal erbrach. Jake wollte eigentlich nicht hinsehen, bemerkte aber trotzdem, dass der Großteil ihres Mageninhalts rosa war. „Was zum Teufel?", murmelte er.

„Sieht ganz nach Erdbeerlikör aus", sagte Maude und schüttelte den Kopf. „Ich dachte, sie hat davor noch nie etwas getrunken."

„Hat sie auch nicht", warf Jake ein. Vorsichtig half er Lina vom Blumentopf weg, ehe sie mit dem Kopf in ihrem Erbrochenen landen konnte.

„Tja, genug gefeiert für heute", sagte Jared. „Ab nach Hause mit dir."

Lina hob ruckartig den Kopf. „Ich will nicht nach Hause!", beschwerte sie sich und taumelte zurück in Richtung Haus.

Die Bewohner von Harrowville (Band 1: Spinnen) | Wattys 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt