Epilog

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An einem länglichen Tisch saßen elf Personen, fünf Frauen links und fünf Männer rechts. Am Kopfende thronte eine weitere Frau. Obwohl ihre Haare bereits silbrig weiß glänzten, waren ihre Züge jugendlich.

„Ich denke, ihr wisst, wieso ich euch alle hier zusammengerufen habe", sagte die Frau und erhob sich. „Ihr habt es auch gespürt, nicht wahr?"

Vereinzeltes Nicken ging durch die Reihen.

„Was ist überhaupt passiert?", fragte einer der Männer. „Ich habe die Energiewelle noch am anderen Ende der Welt wahrgenommen."

„Es muss ein mächtiger Zauber gewesen sein", murmelte eine der Frauen.

Die Frau mit den silbernen Haaren schüttelte den Kopf. „Vielmehr ein uralter Fluch, der gelöst wurde."

Aufgeregtes Murmeln ging durch die Reihen.

„Ruhe", befahl die Frau. „Wenn ihr etwas zu sagen habt, dann sagt es laut."

Einer der Männer erhob sich. „Denkt Ihr, es war ... ihr wisst schon?"

„Arkaros? Ich bezweifle es. Man hat seit fast zwei Jahrzehnten nichts von ihm gehört." Die Frau runzelte die Stirn. „Und was die Hexer angeht, die nicht unserem Zirkel angehören, habe ich ihnen bereits einen Besuch abgestattet. Die meisten dachten, der Zauber wäre von uns gekommen."

Schweigen legte sich über die Gruppe.

„Ich habe bereits ein paar Nachforschungen betrieben", fuhr die Frau fort. „Und ich konnte in etwa den Ort ausfindig machen, von dem die Energiewelle ausgegangen ist." Sie ging zu einer kleinen Kommode, holte eine Karte und breitete diese auf dem Tisch auf. „Es gibt nur ein kleines Dorf in der Nähe. Wer auch immer also Magie wirken hat lassen, befindet sich wahrscheinlich noch dort."

„Harrowville", murmelte die Frau, die den ersten Platz an der Längsseite des Tisches innehatte. „Ist das nicht das Dorf, in dem so viele Vampire und Werwölfe leben?"

„Ganz genau." Die Frau mit den silbernen Haaren nickte und wandte sich an die andere. „Serina, ich will, dass du dorthin gehst und den Ort auf weitere magische Aktivitäten überprüfst. Solltest du eine Hexe finden, bring sie hierher. Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand mit so vielen Kräften unkontrolliert durch die Gegend streift – erst recht nicht, wenn Arkaros noch irgendwo da draußen ist. Er wird die Energie ebenfalls gespürt haben."

„Wie Ihr wünscht." Serina verneigte sich leicht.

„Dann kannst du sofort aufbrechen", sagte die Frau mit den silbernen Haaren. „Aber sei vorsichtig. Und sollte es irgendwelche Zeichen geben, dass Arkaros sich in der Nähe herumtreiben sollte, ziehst du dich zurück, verstanden?"

„Selbstverständlich." Serina verneigte sich erneut.

„Ich werde über dich wachen", sagte die Frau mit den silbrigen Haaren, ehe Serina den Raum verließ.

Die restliche Versammlung war kurz darauf aufgelöst. Nur die Frau blieb im Raum, trat an das Fenster und seufzte leise. Der Himmel draußen war wolkenlos, doch wenn sie die Augen schloss, spürte sie, wie sich in der Ferne ein gewaltiger Sturm zusammenbraute. Blieb nur zu hoffen, dass er sie nicht überrollen würde. 

Die Bewohner von Harrowville (Band 1: Spinnen) | Wattys 2022 ShortlistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt