Kapitel 5

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In meinem Zimmer schmiss ich erstmal meine Schultasche in die Ecke, wie nach jedem Schultag. Die Hausaufgaben konnten warten. Sie waren sowieso unwichtig im Vergleich mit den Themen die gerade durch meinen Kopf schwirrten. 

Ich versuchte sie zurückzuhalten bis ich auf dem Sofa saß und auf meine Füße starrte. Ich raufte mir die Haare um mich von dem Gedankenknäul in meinem Kopf abzulenken.

„Konzentrier dich!", hallte es durch mein Gehirn. „Sortier dich!"

Ja, das versuchte ich doch und es würde auch klappen, wenn diese verflixte Stimme mich nicht immer nerven würde.

„Konzentrier dich!" Ja verdammt. Ich versuch es doch. „Du hast ihn geküsst". Ach halt doch die Klappe! „Du liebst ihn wohl oder?".

Kann diese Stimme nicht einmal still sein? Die treibt mich in den Wahnsinn. „Was ist wenn du ihn nicht liebst? Was machst du dann? Das wäre eine ziemliche Arschloch Aktion und moralisch komplett falsch. Was willst du machen? Huh?". 

Ich weiß es doch auch nicht. Ich brauch einfach Zeit. Zeit allein ohne dich!

„Seine Rehaugen sehen nur dich". 

Hör auf! Ich brauche einen klaren Kopf und hatte ich dir nicht befohlen zu verschwinden?! „Redest du gerade ernsthaft mit deinen eigenen Gedanken?" Ja sieht so aus. „Seine weichen Lippen laden förmlich zum küssen ein oder?"

„HALT DEN MUND !!!", brüllte ich etwas lauter als geplant.

„Um Gottes Willen Tae", platzte meine Oma herein „Ist alles ok? Gehts dir gut?".

Hatte ich gerade wirklich eine Stimme in meinem Kopf angeschrien? Sah so aus. 

Ein Blick auf die blauen Leuchtziffern meines Weckers verrieten mir, dass es schon 18.34 Uhr war. War die Zeit so schnell vorbei gegangen?

„Mir gehts gut", murmelte ich erschöpft.

„Irgendwie glaub ich dir das nicht", stellte Oma besorgt fest und hatte damit komplett Recht 

„Was hälst du davon ein Bad zu nehmen und deine Gedanken zu sortieren oder was dich auch immer beschäftigt. Ich werde solange neue Reiskuchen machen und dich versprochen in Ruhe lassen. Nehm dir so viel Zeit wie du brauchst."

Sie lächelte mich mitfühlend an und ich fiel ihr um den Hals. Sie war einfach die Beste. Und ja vielleicht war ein Bad genau das Richtige. Dort konnte ich die nervtötende Stimme ertränken oder sie aus meinem Hirn spülen je nach dem.

Eine viertel Stunde später tauchte ich meinen Kopf tief ins Wasser, so dass mich eine wallende Masse von Nichts umgab.

Im Wasser fühlte ich mich leer und schwerelos. Das war schön. Erst als ich kurz vor dem Ersticken war, tauchte ich wieder auf. 

Ich schnappte nach Luft und genoss das Gefühl von strömender Luft in meiner Kehle. Jetzt war ich wieder lebendig und ich selbst. 

Und das wichtigste: ohne die Stimme und ohne Furcht über mich und Jungkook nachzudenken. Gedanklich legte ich eine Liste mit den wichtigsten Fragen an.

1. War ich schwul?

Keine Ahnung. Musste ich mich da jetzt schon festlegen und war ich überhaupt schon bereit diese Frage zu beantworten?

2. Was war das für ein Kuss?

Na ja. Er war wie gesagt anders wie bei Jennie ohne dieses Kribbeln, aber auch nicht schlecht. Wahrscheinlich hatte ich aus lauter Schock gar nicht gemerkt wie die Schmetterlinge flogen. Ja ganz bestimmt so musste es gewesen sein.

3. Hatte ich Gefühle für Jungkook?

Ich weiß es nicht. Ich müsste ihn nochmal küssen um das zu wissen. Dann würde ich darauf achten ob überhaupt Schmetterlinge existierten oder nur verpuppte Raupen. Oder waren wir nur Freunde?

„Seine Rehaugen" 

Momentmal bist du nicht ertrunken?

„Er liebt dich und würde alles für dich machen". Ja das ist schon schön wenn es so jemanden gibt.

„Vielleicht liebst du ihn und willst es dir nur noch nicht eingestehen". Ja das kann sein.

„Er hätte es verdient geliebt zu werden". Schon aber wenn ich vielleicht doch keine echten Gefühle für ihn hab?

„Er möchte von dir geliebt werden und von niemand anderem". Aber will ich mich überhaupt schon festlegen.

„Das hast du bereits gemacht. Du hast ihn geküsst". Oh mann stimmt. Konnte ich überhaupt noch einen Rückzieher machen?

„Warum willst du einen Rückzieher machen? Ich meine was steht dir im Weg? Du bist jung, darfst Fehler machen, hast die Chance auf einen extrem gut aussehenden Jungen, dem viele Mädchen sogar ihr Leben schenken würden und überlegst ernsthaft noch ob das das Richtige ist? Was soll das denn?".

Ok ok ich schätz das vielleicht nicht genug, aber schwul zu sein und sich das einzugestehen ist schon ein großer Schritt.

„Wer sagt denn, dass du schwul sein musst um Jungkook zu lieben. Du könntest auch bi sein oder es ist nur eine Phase. Ich finde eine Erfahrung wäre es wert. Vielleicht wird es ja ganz toll".

Ok überzeugt. Ich werde mich mal was trauen. Viel verlieren kann ich ja nichts. Im schlimmsten Fall muss ich halt Jungkook sagen, dass ich ihn nicht liebe, aber das wird er schon verkraften. 

„Also hast du dich gerade dazu entschieden ihn zu lieben?". Kann man das so einfach entscheiden?

„Ja sieht so aus. Und du hast es eh schon getan". Na dann.

Ich lächelte. Irgendwie fühlte ich mich frei und leicht ums Herz und ein kleines Kribbeln war auch schon da. 

Wieso dachte ich überhaupt darüber nach ob ich Jungkook liebte oder nicht. Ich würde es schon merken wenn wir mehr Zeit miteinander verbrachten. Ich mochte ihn schon sehr.

4. Wie würden die Anderen reagieren?

RM?

Namjoon hatte bestimmt nichts dagegen. Er unterstützte mich in allem und stand mir immer zur Seite. 

Meine anderen Freunde redeten sowieso immer darüber wer Bottom und wer Top wäre, zwar mehr im Spaß, aber ich denke sie hätten auch nichts dagegen. 

Jennie's Reaktion hatte ich ja schon gesehen. Sie nahm es mir überhaupt nicht übel. Im Gegenteil.

Und meine Oma? 

Bei ihr konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie mich deswegen hassen könnte. Ich konnte mir aber vorstellen, dass sie mich nicht wirklich ernst nahm und dachte, dass wäre nur so eine Phase und würde schnell wieder vorbei gehen. Das wäre aber auch nicht schlimm. 

Also stand mir auch hier nichts im Weg. Ich hatte freie Bahn glücklich mit Jungkook zu sein und ich grinste in mich hinein. Jetzt war das Kribbeln stark und ich wusste es war die richtige Entscheidung...


Bin ich ein Psycho oder kommuniziert ihr auch immer mit einer Stimme in eurem Kopf um dann festzustellen wie blöd ihr eigentlich seid, dass ihr mit euch selbst in den Gedanken redet XD

Kommis und Feedback wären mega

Danke an alle die meine Story lesen :P Schönen letzten Schultag wünsch ich euch

Boy in Luv (heartbroken Taehyung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt