Kapitel 6 Teil 2

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Hektisch rannte ich ins Bad und stieß mir dabei ordentlich den Fuß am Türrahmen an. Es tat höllisch weh aber ich hatte keine Zeit zum fluchen. Auf einem Bein hüpfend schaffte ich die letzten zwei Meter bis zur Dusche, riss mir meinen Pulli über den Kopf und die restlichen Klamotten auch.

Ich stellte einen persönlichen Rekord im Schnellduschen auf, streifte mir meine Klamotten über und zog mir die Socken auf dem Weg zur Treppe an. Aus zeitlichen Gründen zog ich keine Jacke an sondern schlüpfte nur in meine Turnschuhe, was definitiv ein Fehler war. Denn zusammen mit meinen nassen Haaren und dem eiskalten Herbstwetter war die fehlende Jacke nicht gerade hilfreich.

Zum Glück war es mit dem Fahrrad nicht weit zu Jungkook sonst hätte ich mir ernsthaft Sorgen um meinen Gesundheitszustand gemacht. Der Fahrtwind war so eisig, dass ich das Gefühl hatte meine Haare würden in Eiszapfen von meinem Kopf abstehen.

Am ganzen Leib zitternd und mit klappernden Zähnen stand ich nun vor Jungkooks Haus. Mit schönen Vorstellungen versuchte ich meinen Finger dazu zu bringen die Klingel zu drücken. Ich und Junkook auf seinem Sofa zusammen gekuschelt und einen schönen Film schauend, mit Chips auf dem Schoß. Noch zwei cm zum Knopf. Und was wenn er auf Horrorfilme stand?

Meine Finger war wieder zurück gezuckt. Ich hasste Horrorfilme, die verfolgten mich mein ganzes Leben. Mein Gott V reiß dich zusammen dachte ich und drückte endlich auf die verfluchte Klingel.

Obwohl ich mich mental auf diesen Moment vorbereitet hatte, blieb mir die Luft weg als Jungkook die Tür öffnete.

Er sah noch besser aus als ich ihn mir vorgestellt hatte. „Du siehst toll aus".

Oh Gott hatte ich das gerade laut gesagt? Warum tat ich das immer? Das war so unglaublich peinlich.

„Warum verziehst du das Gesicht? Ich mein es ernst. Du siehst toll aus! Oder magst du es nicht Komplimente zu bekommen", drang Jungkooks Stimme an mein Ohr.

Momentmal nicht ich hatte das gesagt sondern Jungkook? Sofort blickte ich von meinen Füßen auf. Er grinste breit. Anscheinend sah ich grade sehr verwirrt und witzig aus. Irgendwie wurde mir die Situation unangenehm.

„Gehört das Haus dir?", fragte ich deshalb.

„ Meine Eltern sind für 1 1/2 Jahren in Amerika. Sie müssen dort irgendwas geschäftliches regeln. Wahrscheinlich was wegen der Firma meines Dad's. Solange passe ich auf das Haus auf und kann machen was ich will.", antwortete er.

Aha, also keine Eltern daheim. Zum Glück! Er nahm meine Hand. Unsere Hände passten perfekt ineinander und ich fühlte mich sofort wohl.

„Komm", sagte er „Ich zeig dir mal die Wohnung und du solltest dir definitiv was wärmeres anziehen. Deine Hände sind sehr kalt". Ich lächelte schüchtern und lies mich von ihm mitziehen.

Das Haus war groß und modern. Die Einrichtung sah sehr teuer aus, aber Jungkook schien das gar nicht zu interessieren. Ich persönlich mochte ja die meisten neumodischen Häuser nicht so gern, aber dieses hier war toll.

In Jungkooks Zimmer im 2. Stock bekam ich einen Hoodie von ihm. Meiner war von meinen nassen Haaren schon ganz voll getropft. Er gab mir einen grauen Pulli aus seinem Schrank. Schade, dass er ihn nicht davor getragen hatte, aber er roch trotzdem gut. Ich atmete den Duft von seinem Pulli tief ein, damit ich mich noch lang daran erinnern konnte.

Sein Zimmer war im Vergleich zum restlichen Haus relativ schlicht. Er besaß ein großes Doppelbett mit grauer Bettwäsche. Das sah zu dem dunklen Holz echt toll aus.

Ich machte mir in meine geistliche Liste einen neuen Stichpunkt mit - graue Bettwäsche kaufen!. Sonst war da nur noch sein Schreibtisch und hellgraue Vorhänge vor den Fenstern. Mehr brauchte er anscheinend nicht.

„Gehen wir wieder ins Wohnzimmer oder schauen wir auf deinem Laptop?", fragte ich, weil das Wohnzimmer der einzige Raum mit Fernseher war.

„Dachtest du wirklich wir schauen einen Film?", feixte er grinsend.

Ja das hatte ich tatsächlich gedacht! Der dumme, dumme Kim Taehyung hatte das tatsächlich gedacht.

Aber heutzutage konnte man ja nichtmehr direkt sagen was man wollte. Nein, heutzutage gab es immer eine Art Codewort für jegliche Aktivitäten die einem zu peinlich waren sie laut und in aller Öffentlichkeit zu sagen. Und leider wusste ich auch für was dieses Codewort stand. Aber natürlich hatte ich es heute Mittag nicht kapiert, dass es überhaupt ein Codewort war. Ich Depp!

„Nein natürlich nicht", log ich nicht sehr überzeugend und versuchte mir ein Grinsen abzuquetschen.

Plötzlich wurde mir richtig schlecht und zwar genau in dem Moment als ich schnallte was jetzt auf mich zukam.

Während ich äußerlich möglichst cool blieb oder es zumindest versuchte war mein Puls in meinem inneren auf 180. Ich konnte es einfach nicht glauben. Jungkook wollte einen nächsten Schritt machen. Einen Schritt der mir definitiv zu groß war.s

Warum hatte ich das nicht schon früher geschnallt? Dann hätte ich mir eine Ausrede einfallen lassen können. Na ja jetzt war es zu spät.

Ich war kein spontaner Mensch sonst wäre das für mich alles gar kein Problem gewesen. Ich wäre ja rein theoretisch bereit gewesen, aber gerade eben hatte er mich so mit dem Kopf gegen die Wand fahren lassen, dass ich im Moment bereit für gar nichts war. Höchstens mich zu übergeben dann wäre diese verdammte Übelkeit endlich weg.

„Ich geh kurz aufs Klo", presste ich hervor.

Ich spürte Jungkooks Blick auf mir aber ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.

Ich atmete erst wieder als die Tür abgeschlossen war. Was war eigentlich so schlimm daran? Wahrscheinlich war ich gerade einfach überfordert gewesen mit allem. Wie gesagt ich war kein spontaner Mensch.

Je länger ich am offenen Klofenster stand und die kalte Nachtluft einatmete, desto mehr freute ich mich darauf.

Im Vergleich zu Jimin und Yoongi war ich noch Jungfrau und in wenigen Stunden würde ich wohl keine mehr sein. Wenn es einen Mann gab mit dem ich schlafen würde, dann wäre es definitiv Jungkook.

Mit dieser neuen Energie ging ich zurück in sein Zimmer.

Kooks schaute sehr besorg und fragte ob alles ok sei. Ich antwortete „Ja, bin nur ein kleines bisschen aufgeregt sonst nichts". Ein kleines Bisschen? Ich starb fast vor Aufregung.

„Hey wenn du nicht willst ist das vollkommen ok. Ich kann warten. Für dich würde ich sogar das Ende der Welt abwarten. Also wir können auch einen ganz normalen Film schauen", sagte er sanft und lächelte mitfühlend. Allein diese Worte zogen mir den Boden unter den Füßen weg. „Auf keinen Fall", erwiderte ich und grinste.

Dann schloss ich meine Arme um seinen Oberkörper, zog ihn nah zu mir und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss.

Die Küsse wurden immer inniger und heftiger. Irgendwann stieß er mich auf sein Bett und hielt inne.

„Die nassen Haare stehen dir unglaublich gut", flüsterte er, zuckte mit seiner rechten Augenbraue und grinste ein unwiderstehliches Grinsen.

„Idiot", murmelte ich und zog ihn zu mir herunter. Wir waren so nah und doch wollte ich ihm noch näher sein. Ich wollte ihm so nah sein, wie ich noch nie einem Menschen gekommen war. Das war das einzige an das ich dachte, bevor uns das Dunkel verschluckte.



Jap, mein Kapitel 6 ist lang. Zu lang! Na ja jetzt müsst ihr es halt auf zweimal lesen. I'm so sorry

Boy in Luv (heartbroken Taehyung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt