Kapitel 1

146 11 33
                                    

„Tae du ziehst das jetzt durch!", beharrte RM und schüttelte lächelnd den Kopf. Ich saß auf dem Bett, knetete meine kaltschwitzigen Finger und starrte an die Decke.

„Ich kann das nicht", hauchte ich verzweifelt. Eigentlich hätte ich besser sagen sollen „Ich will das nicht" oder „Ich bin zu feige es zu tun", denn das wäre wenigstens ehrlich gewesen. 

„Ich will ihr nicht weh tun", jammerte ich weiter. Ich wollte ihr tatsächlich nicht weh tun, aber viel mehr wollte ich mich einfach nur davor drücken.

„Mein Gott V!", sagte RM jetzt genervt „Du tust ihr viel mehr weh, wenn du sie die ganze Zeit belügst und ihr vorspielst sie zu lieben. Außerdem wie oft hatten wir das jetzt schon?!?". Bestimmt schon über 10 mal, aber dass machte es auch nicht besser.

„Du gehst jetzt zu Jennie und machst verdammt nochmal Schluss!", fuhr er fort. Er tat so als wäre es die einfachste Sache der Welt, dabei war es schwer. Sehr schwer und unangenehm.

Ich muss nämlich leider zugeben, dass ich Angst vor Jennie's Reaktion hatte und die ihrer Mitschülerinnen. Besonders ihre Freundesgruppe (Lisa, Jisoo, Rose und andere dieser Sorte) waren dafür bekannt jeden fertig zu machen, der eine ihrer Gruppe verletzte. Und genau das hatte ich ja vor oder besser nicht vor, aber es lies sich nicht vermeiden. 

Ich wollte Jennie nicht verletzen, aber ich wollte auch nicht mehr mit ihr zusammen sein. Ich durfte jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Es war Zeit meine Männlichkeit zu beweisen.

„Okay", stimmte ich zerknirscht zu und bereute es sofort, denn es klingelte.

Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich kämpfte mich aus dem Bett hoch, wischte meine nassen Hände an meiner Hose ab und ging aus meinem Zimmer.

Bei jeder Stufe, die ich von unseren massiven Treppe aus dunklem Holz nahm, ging ich durch wie ich das alles anstellen wollte. Sollte ich ihr schnell alles erklären, dass ich es hinter mir hatte, oder sie doch lieber erst rein bitten und alles in Ruhe und behutsam besprechen?

Stufe 1: „Jennie ich muss dir was sagen!" Das deutete schonmal auf etwas negatives hin.

Stufe 2: „Du warst sehr wichtig für mich und ich will dir auch nicht weh tun aber.." Ok damit war wohl alles klar. Es sei denn sie stand auf der langen Leitung.

Stufe 3: „...ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein weil ich dich..."

Stufe 4: „...nicht mehr liebe."

Stufe 5: „Ich habe einfach meine Gefühle für dich verloren. Aber..."

Stufe 6: „...es liegt versprochen nicht an dir also..."

Stufe 7: „...mach dir keine Vorwürfe und sei mir bitte nicht böse."

Stufe 8: „Wir können ja Freunde bleiben, wenn du willst, denn.." Typisches Filmzitat.

Stufe 9: „...ich mag dich immer noch. Natürlich nur..

Stufe 10: „...wenn du möchtest"

Weiter kam ich nicht, denn meine Füße gruben sich bereits in unseren flauschigen Fußabstreifer.

Hätte die Treppe nicht länger sein können?! Ich war ja noch gar nicht zum Schluss gekommen. 

Egal! Ich schaffte das schon. „Jetzt einfach tief Luft holen, cool bleiben wie Yoongi und das alles schnell hinter dich bringen", beruhigte ich mich selbst. Dann öffnete ich die Tür.

„Jenni ich muss dir was sagen", platzte ich sofort heraus.

„Jetzt mal langsam", lachte Jimin. Verdattert hob ich meinen Kopf. Was sollte das? Was war hier los? Jimin? Mann, der Anfang war voll gut gewesen!

"Was?...Ihr hier?", stotterte ich.

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir uns entgehen lassen wie du das erste mal Schluss machst", sagte Suga und zog eine Augenbraue hoch.

Sie waren alle gekommen. Gott wie peinlich. 

Wahrscheinlich wollte sie alle sehen wie ich mich blamierte um mich dann damit aufzuziehen. Mann RM, hätte er nicht einmal seine Klappe halten können?

„Hast du Besuch?", quäkte meine Oma von oben, bei der ich schon lebte seit ich denken kann. Meine Mum ist bei meiner Geburt gestorben und meinen Vater kennt niemand, nichtmal ich selbst.

„Ja Oma, nur ein paar Freunde", antwortete ich. Ein paar Freunde?! Ja Dankeschön! Hätte es nicht gereicht wenn RM dabei gewesen wäre?! Das wäre peinlich genug gewesen.

Ein weiteres Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Jennie! Diesmal musste es wirklich Jennie sein.

Sofort brach überall Hektik aus, weil alle Versuchten möglichst nahe an der Tür ein Versteck zu finden um mich gut belauschen zu können. 

Jin sprang hastig in unseren Wohnzimmerschrank. Es musste sehr eng dort drinnen sein, denn Omas Vasensammlung lies sicher nicht viel Platz übrig. Die anderen waren so schnell verschwunden, dass ich gar nicht wusste wo sie überall lungerten. 

Ich legte meine Hand auf die Klinke und wiederholte in Gedanken mein Mantra: „Du ziehst das jetzt durch", „Du schaffst das", „Sei kein Weichei", „Gleich ist alles vorbei". 

Dann öffnete ich schwungvoll die Tür...

Boy in Luv (heartbroken Taehyung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt