Kapitel 12

52 6 3
                                    

Erzähler: Kim Namjoon


Der Regen strömte als stände die nächste Sinnflut bevor und setzte alles daran mich bis aufs letzte Hemd komplett zu durchweichen. Außerdem tropfte er mir von den Haarspitzen in die Augen und die Tropfen liefen mir übers ganze Gesicht bis in den Ausschnitt. Ich schauderte jedesmal, denn es war echt kalt.

Keine Menschenseele war hier auf dieser dunklen Gasse. Kein Wunder, wenn man die Uhrzeit mitbedachte. Ich wusste nicht mal selbst was ich hier tat.

Das einzige was ich wusste war, dass es dunkel war, regnete wie aus Eimern und echt verdammt kalt war. Jeder normale Mensch hätte nichtmal in Erwägung gezogen jetzt raus zu gehen, aber ich war nunmal nicht normal.

Es war eine seltsame Erfahrung so komplett durchweicht zu sein und überall zu tropfen. Fast wie eine Dusche nur mit Kleidung und mit deutlich kälterem Wasser. Mein ganzer Körper war mit Gänsehaut überzogen und ich musste ein bisschen über mich schmunzeln. Was war ich nur für ein durchgeknallter Idiot.

Ich entschied mich einfach weiter zu laufen und nicht weiter drüber nachzudenken warum ich überhaupt hier war.

Als sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten zeichnete sich am Ende der Gasse die schwachen Umrisse einer Person ab. Ich kniff die Augen zusammen, denn sie war wirklich kaum vom schwarzen Nachthimmel zu unterscheiden. Noch ein Durchgeknallter, war mein erster Gedanke, aber dann...

Die Person kam mir bekannt vor. Die Art wie sie sich bewegte und ihre Proportionen. Ich ging näher hin um denjenigen zu erkennen. War das Taehyung? Ja ganz sicher.

Ich kam näher um mich zu vergewissern. Bei der Dunkelheit war es allerdings echt schwer irgendwas zu erkennen. Na ja dann halt anders.

„Tae?", fragte ich zaghaft.

Die Person drehte sich um. Sofort gefror mir das Blut in den Adern. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem. Kein schöner Anblick. Um ehrlich zu sein ein SCHOCK.

Es war Taehyung. Es wäre mir lieber gewesen ich hätte den größten Schläger getroffen als ihn in diesem Moment.

Taehyung erkannte mich sofort. Er starrte mir direkt mit seinen kalten Augen an, die Pistole an der Schläfe.

Nein das durfte nicht wahr sein! Sofort fuhr mein gesamter Körper hoch auf 180.

„Um Gottes Willen V", brüllte ich entsetzt „Tu das nicht". Panik kochte in mir hoch.

Nichts falsches sagen. Bloß nichts falsches sagen oder es ist alles vorbei. Oh Gott bitte nicht!

Er sah mich und hörte mich auch, aber er schien keine Anstalten zu machen seinen Entschluss zu ändern. Sein Finger zuckte zum Abzug. Und sein Blick sagte „Siehst du? Siehst du ich kann es tun und ich werde es tun ganz egal ob du hier bist oder nicht"

„Nein V Bitte! Tu mir das nicht an", flehte ich ihn an. Ich konnte nicht einfach tatenlos dabei zusehen wie sich mein bester Freund das Leben nahm. Ich wollte auf ihn zu rennen.

„Bleib stehen!", brüllte Tae als wäre er dem Wahnsinn nahe. Diese Hysterie hatte ich noch nie zuvor in seiner Stimme gehört.

Ich blieb stehen und versuchte es mit beruhigenden Worten ihn irgendwie auf die Erde zu holen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich blieb stehen und versuchte es mit beruhigenden Worten ihn irgendwie auf die Erde zu holen.

„Taehyung hör mir zu!", versuchte ich es „Wenn du das tust werde ich dir wohl folgen müssen, weil ich es ohne dich nicht ertragen kann. Ich könnte nie mehr glücklich werden. Nie mehr. Hörst du? Außerdem denk doch an deine Oma. Du würdest ihr so viele Schmerzen zubereiten. Du bist doch der einzige den sie noch hat. Was sollte sie ohne dich tun? Was sollten wir alle ohne dich tun?".

Während ich sprach versuchte ich mich unbemerkt zu nähern. Ich musste an diese verdammte Waffe heran kommen.

Taehyung änderte sich. Von einem psychisch Kranken, dem alles egal war zu einem unglaublich verzweifelten Menschen, der einfach keine Kraft mehr zum leben hatte. Es schien so als hätten meine Worte getroffen, denn V hatte die Augen fest zugekniffen und kämpfte mit den Tränen.

„Bleib einfach stehen", schluchzte er schwach und unendlich erschöpft.

Sein Blick hob sich und das Mondlicht fiel auf sein tränennasses, verzweifeltes Gesicht. Zitternd richtete er die Waffe auf mich. Er atmete so schwer, dass ich es bis hierher hörte.

„Nein das werde ich nicht", entschloss ich mich und ging zielstrebig auf ihn zu. „Ich habe keine Angst für dich zu sterben, denn ich bin dein Freund. Und weil du mein Freund bist solltest du dir mal bewusst machen wie viel mehr du zerstörst wenn du gehst als wenn du bleibst. Du bist mir etwas schuldig Taehyung. Oh ja! Also hör auf mit dem Scheiß und fang endlich an zu kämpfen."

Jetzt merkte er, dass er es nicht mehr in der Hand hatte. Er hatte keine Kontrolle mehr.

Schluchzend brach er nun endgültig zusammen. Er heulte. Er heulte so richtig. Kraftlos sank der Arm mit der Waffe und hing schlaff neben seinem Oberkörper.

Jetzt war mein Moment. Der letzte in dem ich es verhindern konnte. Ich trat einen Schritt vor, griff sanft nach seiner Hand und nahm ihm dieses verfluchte Ding ab. Er machte keine Anstalten sich zu wehren. Er war ein einziges Nervenbündel. Sein Blick war leer und er stand einfach nur da und heulte herzzerreißend. Auch ich kämpfte mit den Tränen.

Es war vorbei! Es war endlich vorbei! Ich atmete aus.

Sobald der Druck nachließ kochte die Wut und Verzweiflung der letzten halben Stunde in mir hoch. Heftiger den je.

Wutentbrannt packte ich ihn an den Schultern und schüttelte ihn. „Wie kannst du nur", brüllte ich ihn an und Tränen der Wut und Emotionen sammelten sich in meinen Augen. „Wie?!?". Er lies es einfach über sich ergehen und stand da und heulte und war stumm.

Aber es interessierte mich nicht. Ich war sauer. Nein ich war wutentbrannt aus lauter Verzweiflung und Trauer und Entsetzen.

Ich hatte das Gefühl aus meinen Ohren rauchte es und aus meinen Augen kam Feuer, aber sowas existiert nur in Animes.

Nachdem ich eine Weile geschrien und geschüttelt hatte, verließ auch mich die Kraft. Ich atmete schwer. Es war still. Eine seltsame Stille. Alles was man hörte war mein schweres atmen.

„Ich bin so unendlich müde", hauchte Tae. Wir standen beide nur da und heulten. Ja ich heulte auch. Vor Erleichterung und Entsetzen.

Dann packte es mich. Ich riss ihn an mich und wir umarmten uns so stark, dass wir uns fast zerquetschten. Seine Tränen liefen in Sturzbächen über mein T-Shirt und meine über seines. Beide schluchzten in den Rücken des andern und es war der schönste und gleichzeitig der schlimmste Moment in meinem Leben.


Boy in Luv (heartbroken Taehyung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt