Kapitel 8 | Kihyun

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Erschöpft ließ sich der junge Prinz auf den moosigen Boden sinken. Behutsam bettete er Hyunwoo neben sich und strich ihm das seidige Haar aus dem Gesicht. Dann hob er den Blick und sah sich um. Vor ihnen befand sich ein kleiner Gletscherbach, der im Mondlicht silbern glitzerte. Um sie herum überzog Moos den Boden und die Steine, die aussagen wie kleine Trolle. Außerdem fand man überall Farn und andere hübsche Pflanzen, welche den Prinzen staunen ließen.

Am faszinierenden fand Kihyun aber die vielen kleinen, blitzenden Lichter die einen wilden Tanz über der Wasseroberfläche vollführten. Gerade, als er die Hand nach einem der kleinen Lichtern ausstrecken wollte, erklang die tiefe Stimme von Hyunwoo und der Prinz zuckte zusammen.

"Das sind die Moorfeen. An deiner Stelle würde ich sie nicht verärgern. Es sind jahrhundertealte magische Wesen und äußerst tückisch dazu. Es heißt, sie führen die, die ihnen nachjagen tief in das todbringende Moor, in dem wir uns gerade befinden. Dann lassen sie die arglosen Menschen versinken und stehlen ihre Seele", erzählte der Schwarzhaarige dem jungen Prinzen, der entsetzt die Augen aufriss.

Er hatte schon viel über die Sümpfe und Moore seines Landes gehört, daher fürchtete er sich auch dementsprechend vor diesen Gebieten und nun war er nichts ahnend in eines gelaufen. Das Glück meinte es wohl doch nicht so gut mehr mit ihm, wie er anfangs dachte.

"I-Ich habe gehört, dass hier auch böse Geister und Irrlichter ihr Unwesen treiben sollen und die Seelen Verstorbener verdammt seien, für immer in der Dunkelheit über das Moor zu geistern", stammelte der Prinz nervös, der Meinung überall nun die lodernden Augen von Ungeheuern sehen zu können.

Hyunwoo prustete vor Lachen so laut los, dass Kihyun das Herz in die Hose rutschte. "Aish! Du lockst nur böse Seelen an", schimpfte der Prinz aufgebracht mit dem Älteren und hielt ihm die Hand vor den Mund. Dieser Biss kräftig in die besagte Hand und Kihyun heulte kurz vor Schmerz auf.

"Das einzige Monster hier bin ich, Majestät", lachte Hyunwoo spöttisch und zog das letzte Wort extra lang und lächerlich. "Ich werde dich töten."
"Versuchs!", keifte Kihyun den Anderen aufgebracht an und zückte seinen Dolch. "Du warst bis eben bewusstlos und dein Leben verdankst du mir! Außerdem habe ich Vorkehrungen getroffen und dich gefesselt."

"Wenn das hier das Paradies sein soll, dann möchte ich so schnell wie möglich weg von hier", meinte Hyunwoo schlicht und ließ den Blick auf seine gefesselten Handgelenke sinken.
"Wir leben, du blöder Idiot", begehrte Kihyun auf. "Eigentlich, wollte ich allein abhauen, aber ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht für die Wildnis gemacht bin und in diesem Gebiet hier kenne ich mich auch nicht aus. Also bin ich nach einigen Metern wieder umgekehrt und habe dich aus dem Wasser gezogen. Du hattest dir den Kopf an einem Stein gestoßen und bist wie tot auf der Wasseroberfläche getrieben. I-Ich musste dich sogar wiederbeleben", erzählte Kihyun, die Brust vor Stolz leicht geschwollen.

"Und du hast und geradewegs in dieses verfluchte Moor gebracht. Wie konntest du mich überhaupt solange tragen? Du bist so zierlich und schmächtig. Gibt dir dein Vater kein Essen?", knurrte der Todesbote und schloss erschöpft die Augen. "Was willst du überhaupt von mir?"

"I-Ich kenne mich hier nicht aus und ich kann mich nicht allein gegen wilde Tiere oder Wegelagere behaupten und ich weiß auch nicht, wie man in der Wildnis überlebt", wiederholte Kihyun seine Ängste und Bedenken und biss sich beschämt auf die Unterlippe. "Wenn du mich zum Hofe des Lords Yi bringst, werde ich dich freilassen und dich reich belohnen."

"Ich habe kein Interesse an sowas. Bring mich lieber gleich um und dich gleich mit, da du ja anscheinend tot sein wirst, wenn du alleine bist. Einfach köstlich", meinte Hyunwoo mit einem amüsierten Unterton.
"D-Du hast doch bestimmt Interesse, den König der Nation umzubringen, oder?", fragte der Prinz nun schüchtern. "Natürlich will ich diesen Bastard umbringen. Er steht ganz oben auf meiner Liste."
"Wenn du dich an mich hälst, dann werde ich dir helfen deine Ziele zu verwirklichen. Ich habe Verbindungen zum Königshof. D-Du kannst die ganze Blutlinie auslöschen", erklärte sich Kihyun leise und biss sich wieder auf die Unterlippe.

Er würde natürlich nie zulassen, dass seiner Familie etwas zustieße. Vorher würde er den Todesboten beseitigen, aber im Moment war er auf Hyunwoo angewiesen und er betete zu allen Göttern dieser Welt, dass der Ältere auf das Angebot eingehen würde.

"Ich weiß nicht, wer du bist oder was du mit diesem königlichem Pack zutun hast, aber so ein Angebot kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen", brummte der Ältere und legte sich auf die Seite. "Für's erste reicht es, wenn du ein Feuer entfachst, Prinz'lein."

"Ich weiß leider nicht, wie man ein Feuer entfacht u-und ist es nicht riskant hier? Wir kennen die Dämpfe des Moors nicht und wir können so schneller entdeckt werden", äußerte der Prinz seine Sorgen, welche Hyunwoo wieder zum Lachen brachten und den Prinzen erröten ließ.

"Hier im Moor sind nur wir. Die meisten Menschen, die dir Schauermärchen über das Moor erzählen, haben selbst einen Schlag weg und um ein Feuer zu entzünden, benötigst du zu nächst einen einen Stab aus Hartholz, zum Beispiel aus Buche oder Esche und dann ein dickeres Holz aus Weichholz aus Weide. Beides sollte etwa daumendick sein, und natürlich trocken! Das Weichholz sollte außerdem eine Vertiefung erhalten mit einer angrenzenden Kerbe, aus der dann das glühende Holzmehl auf den Zunder rinnen kann. Um das zu bekommen, setzt du den Stab mit der Spitze ins Loch und drehst ihn mit beiden Händen, erst langsam, dann schneller, mit leichtem Druck. Wenn der Zunder brennt, dann entfachst du mit ihm ein kleines Lagerfeuer."

Aufmerksam hörte Kihyun dem Älteren zu und machte sich dann sogleich auf die Suche nach den Materialien für ihr Feuer. "Nimm dich in Acht vor den Meerjungfrauen", rief ihm Hyunwoo spöttisch hinterher, was den Prinzen sich umdrehen ließ um dem Älteren frech die Zunge rauszustrecken.

Schnell hatte Kihyun alles zusammen und entfachte mit wenigen Anläufen ein ansehnliches, kleines Feuer. Freudig klatschte Kihyun in die Hände und stieß einen Triumphschrei aus. Er, der Taugenichts von einem Königssohn hatte es geschafft, in einem Moor ein Feuer zu entfachen.

Als er den Blick auf den schwarzhaarigen Adelsmörder richtete, musste er feststellen, dass dieser schon tief und fest schlief. "Also übernehme ich wohl die erste Wache", murrte Kihyun zu sich selbst und richtete den Blick wieder auf die Moorfeen, die ihren wilden Tanz vollführten. Bei näherer Betrachtung viel Kihyun auf, dass es sich um Glühwürmchen handelte, was ihn schmunzeln ließ.

Es war doch wohl doch nicht alles zu magisch, wie es sich die Menschen immer ausmalten. Ob Hyunwoo das wohl wusste?

Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt