Durch die Fenster der Gaststätte drang hell das Mondlicht und tauchte das Zimmer in ein kühles Silber. Die Sterne strahlten in voller Pracht, denn nicht einmal eine einzige Wolke wagte es, diese Schönheit der Natur zu zerstören. Hyunwoo beobachtete weiterhin die Sterne in voller Erfurcht, so dass er gar nicht bemerkte, wie der junge Mann hinter ihm genervt das Gesicht verzog. "Hyunwoo! Nun schenk mir doch auch mal Beachtung, ich bin dein Gefährte", begann dieser zu quengeln und rollte sich über die Schlafmatte, die sie sich teilten.
Hyunwoo zuckte zusammen und wirbelte herum. Genervt von dem Jüngeren, zog er diesen harsch auf die Beine und drückte ihn unsanft gegen die Wand Die eine Hand an seiner Brust und die andere fest um dessen Hals gedrückt. Der junge Mann sah ihn erschrocken an. Das blanke Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen wieder und er schnappte panisch nach Luft, während er sich versucht, aus Hyunwoos eisernem Griff zu befreien. Die Angst zu sterben. Hyunwoo lebte für diese Momente!
"Du bist nicht in der Position, irgendwelche Forderungen an mich zu stellen!", grollte er und aus seiner Kehle entwich ein raubtierartiges Knurren. "Ich habe dich nur zu mir ins Bett geholt, um etwas Dampf abzulassen und mich zu vergnügen und nicht, damit ich dein verdammter Gefährte werde, Chae Hyungwon! Merk dir das." Mit diesen Worten ließ er von Hyungwon ab, der panisch aus Hyunwoos Zimmer flüchtete. Die Tränen liefen ihm ungehemmt über die Wangen.
Hyunwoo rieb sich die Schläfen und er seufzte tief. Mit seinen gerade mal 25 Jahren lastete schon so viel Verantwortung auf seinen breiten Schultern. Er hatte sich in den letzten 10 Jahren einen Namen mit seinen sehr strategischen und gut geplanten Attentaten auf verschiedene Adelsfamilien gemacht. Berühmt sind die Attentate wohl am meistem, durch die stetige, vollständig Auslöschung der gesamten Blutlinie, des Adelsgeschlechts. Denn er fand sie alle, egal wie lange es dauerte, egal wie gut sie sich vor ihm versteckten. Er tötete sie alle. Diesen Abschaum dieser verkorksten Gesellschaft, die der König geschaffen hatte.
Den König hasste er am meisten. Doch Hyunwoo war weitsichtig genug, um zu erkennen, dass die Welt sich begann zu wandeln und den König wird er sich bis zu Schluss aufheben. Nun hatte das Adelshaus der Lee's Vorrang. Einige Mitglieder fehlten ihm nämlich noch und er ließ eine Sache nie unvollständig. Oh nein, das war ganz und gar nicht seine Art.
In fließenden Bewegungen zog er sich seinen mitternachtsschwarzen Hanbok mit den silbernen Stickereien an. Er trug ausschließlich schwarz, da er viel mit dieser dunklen, aber doch edlen Farbe verband. Mit den Fingerspitzen strich er über den Schwertknauf seines geliebten Schwertes, bevor er es an seinem Gürtel befestigte. Dann griff er noch nach seinem Bogen und dem Köcher. Er war bereit. Bereit ein weiteres Mal zu töten.
Er entschied sich dagegen, seine Anhänger mitzunehmen, denn dieses mal schaffte er es gewiss allein und sie würden ihm sowieso nur im Weg stehen. Leise verließ er die Gaststätte und atmete die kühle Nachtluft ein, dann verschmolz er gar mit der Dunkelheit und bewegte sich so elegant wie eine Katze, durch die Stadt. Es roch erbärmlich nach Unrat und Pferdemist außerdem lag auch eine Note von Krankheit in der Luft. Die Stadt war komplett verwahrlost und ihrem Schicksal überlassen. Angeekelt rümpfte er die Nase.
Die Welt ist so ungerecht. Der große Reichtum gehört nur einer Hand voll egoistischer Menschen, die sich ausschließlich um sich selbst scherten, während der Großteil in Armut lebte und hilflos unter Hunger und Krankheit litt.
Aus der Ferne erkannte Hyunwoo bereits die Umrisse des, im Gegensatz zu der schäbigen Stadt, fast schon schamlos prunkvollen Palastes des Adelshauses der Lee's.
Der pure Hass trieb ihn an, immer schneller zu laufen. Er hasste diese Menschen und er wollte Vergeltung. Gott allein bestrafte sie nicht für ihre Sünden - nein! Er musste sie richten. Denn nur er hatte den Mut dazu, sich gegen den Adel aufzulehnen und das Volk nahm sich ein Beispiel daran. Immer mehr Aufstände und Rebellionen musste der König niederschlagen. Doch eines Tages, wird er nicht mehr die Kraft dazu haben und die Vielen werden über die Wenigen herrschen.
Aufmerksam musterte Hyunwoo den Boden rund um den Palast. Jeder Palast hatte so etwas, man musste nur hartnäckig genug sein und danach suchen. Aufgeben passte ihm nun gar nicht in den Kram, aber er musste sich beeilen. In wenigen Stunden würde die Sonne aufgehen und sein engster Verbündeter, die Finsternis, konnte ihm keinen Nutzen mehr erbringen.
Sein Blick glitt auf eine Grasplatte, die anders wuchs, als das restliche Gras - Jackpot! Er tastete die Fläche ab und es gelang ihm mit ein wenigen körperlicher Stärke eine Luke zu öffnen. Ein geheimer Eingang in den Palast.
Ohne weitere Umschweife, zwängte sich Hyunwoo durch die Luke in die völlige Dunkelheit. Es fühlte sich an, als hätte Hyunwoo den Weg in die Unterwelt angetreten, in die er vermutlich nach seinem Tod kommen wird. Aber um seine unsterbliche Seele konnte er sich auch noch Gedanken machen, wenn er alt war.
Der enge, modrige Gang schien kein Ende zu nehmen, durch den sich Hyunwoo duckte. Wie soll hier ein feister König hindurch passen? Fragte er sich. Der Gang ist ja selbst für mich fast zu eng. Und er konnte nur hoffen, dass der Gang nicht noch enger wurde, denn dann müsste er sich eine andere Alternative suchen, um ungesehen in den Palast zu gelangen.
Endlich erreichte er das Ende des Ganges und entdeckte über seinem Kopf die erlösende Klapptür, durch die das silberne Mondlicht fiel. Inständig hoffte er, dass der Ausgang bzw. Eingang nicht bewacht war, denn dies würde seine Arbeit nur unnötig erschweren.
Mit ein wenig Kraftaufwand ließ sich sie sich öffnen und sofort schlugen ihm Wärme und allerlei Gerüche, die an einem Palast nun mal so üblich waren, entgegen. Als er aus dem Loch kletterte, stellte er fest, dass er in einem der Gebüsche des Palastes war. Sehr gut.
Lautlos, wie ein Raubtier auf Beutezug schlich er durch die Gänge des Anwesens. Ein Diener lief ihm über den Weg, der ungläubig blinzelte und erschrocken einen Schritt zurückwich. Er wusste genau, dass der Diener wusste, wer er war. Schließlich lief nicht jedermann so herum, wie er. Komplett in schwarz, bewaffnet bis zu den Zähne und der unverkennbaren Augenklappe und den, für koreanische Verhältnisse, eher untypisch kurzen Haaren. Die meisten Männer trugen sie recht lang. Aber Hyunwoo empfand diese Frisuren als eher weibisch und für seine Vorhaben hinderlich.
„Todesbote? Was wollt ihr hier und wie seid ihr hier überhaupt hereingekommen?", fragte der Diener mit zittriger Stimme. Hyunwoo hatte nicht die Nerven für eine Antwort.
„Es ist besser, wenn du dich mir nicht in den Weg stellst, sonst musst auch du sterben und einen unnötigen Tod, würde ich sehr bedauern. Verlass das Palastgelände, so schnell du kannst und nimm jeden mit, den du finden kannst. Dies ist kein Ort mehr, für unschuldige Menschen."Ungeduldig lief Hyunwoo an dem verdatterten, vor Angst zitternden Mann vorbei. Er setzte seinen Weg fort und schickte jeden, der ihm über den Weg lief nach Hause. Er wollte nicht das Blut Unschuldiger an den Händen haben. Nein!
Er erhaschte sich einen Blick in eines der Gemächern. Dort ruhte in aller Seeligkeit der feiste Lord. Neben ihm sein Weib, mit ihrem Sohn in den Armen. Er hatte sie gefunden.
In aller Seelenruhe holte Hyunwoo ein Säckchen mit einem Pulver aus seiner Tasche, welches er um das Bett verstreute. Dann kippte er eine Flüssigkeit über das Pulver und hielt inne. „Lord und Lady Lee, ihr werdet nun Bezahlen und der Preis ist hoch. Er wird euch Euer Leben kosten", richtete Hyunwoo nun das Wort an das Adelspaar, welches erschrocken hochfuhr.
„Habt Gnade, Todesbote!", schrie die Lady voller Panik, doch es war zu spät. Hyunwoo ließ das brennende Streichholz fallen und das Pulver, getränkt in der wunderlichen Flüssigkeit fing an in einem lichterlohen Halbkreis zu brennen und setzte so gleich das Bett an den Seiten in Brand.
Zufrieden lächelte er. Das Pulver war nicht billig gewesen - oh nein, es hatte ihn beinahe ein Vermögen gekostet! Doch es lohnte sich. Dieses neuerliche Wunderpulver aus China. Als er es kaufte, konnte er sich kaum vorstellen, dass dieses Pulver so brennbar war. Doch nun sah er die Effektivität des Pulvers mit eigenen Augen.
Er verbeugte sich und drehte sich um, um das Gemach zu verlassen. Hinter ihm der Geruch von Feuer und verbranntem Fleisch, gemischt mit den einschneidenden Schreien seiner Opfer, die durch Mark und Bein gingen. Doch Hyunwoo war noch nicht fertig. Er hörte erst auf, wenn die gesamte Blutlinie der Lee's, vom Neugeborenen bis zum Ältesten, ausradiert wurde und zwar von ihm höchstpersönlich.
Er lachte. Diese Euphorie! Dieses Glück, dass sich in seinem Inneren ausbreitete!
„Der Palast wird brennen", verkündete er mit einem lauten Grollen. „So wahr Gott mein Zeuge ist!"
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Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!
FanficJade, der Himmelsstein. Kihyun ist der zweitgeborene Sohn der koreanischen Königsfamilie, welche mit eiserner Faust regierte. Um die Bündnisse zwischen den Adelsfamilien zu stärken und die Macht von Kihyun's Familie zu weiter zu festigen muss eine A...