"Steigt nun in unsere heilige Quelle", wies einer der Krieger auf koreanisch Hyunwoo an und deutete in einer eindeutigen Geste auf das Wasserbecken. Hyunwoo musterte den Krieger skeptisch. Das Koreanisch war klar und verständlich, wenn auch mit einem leichten Akzent. Für was hatte er sich abgemüht, mit Händen und Füßen sich irgendwie mit diesem seltsamen Volk zu verständigen, wenn nun einer sogar flüßig seine Sprache sprach?
Der junge Stammeskrieger war der Einzige, der sich noch in der Höhle befand, da sich die anderen Mitglieder seines Volkes wieder zurückgezogen hatten, um Kihyun etwas Privatsphäre zu bieten, wie Hyunwoo vermutete.
Der Krieger drehte sich nun um, um sich das Leinenhemd über den Kopf zu ziehen und damit eine eitrige Wunde auf seinem gutgebauten Oberkörper freizulegen. Dann kniete er sich vor der Quelle hin und legte die Stirn auf dem steinernen Boden ab. "Göttin der heiligen Quelle, heile die Wunden deiner Kinder und erfülle uns mit neuem Leben. Dein Bruder, der Gott des Todes steht nur noch wenige Schritte hinter uns, der uns von diesem Leben in Not erlösen wird. Doch sind wir noch nicht bereit, darum ersuche ich dich, als zukünftige Stammesführer mich und diesen Jungen zu retten, damit wir noch Großes vollbringen können", betete der Krieger ergeben zu seiner Göttin. Er hatte sogar extra in Koreanisch gesprochen, damit auch Hyunwoo verstand, was er sagte.
"Bitte, folgt mir doch", bat der zukünftige Stammesführer und stieg langsam in das dampfende Wasser. Das ließ sich Hyunwoo nicht zweimal sagen und auch er setzte langsam einen Fuß in die Quelle, die angenehm warm war. Das Wasser prickelte angenehm auf der Haut und es fühlte sich an, als würde jegliche Erschöpfung und Schmerz aus dem Körper gesogen werden.
Der Krieger nahm Hyunwoo vorsichtig den Prinzen aus den Armen, um ihn dann vorsichtig in das leuchtende Wasser einzutauchen, darauf bedacht dass Kihyuns Kopf oberhalb der Wasseroberfläche blieb. "Keine Angst, dein kleiner Freund wird wieder", meinte der Krieger ruhig, dem wohl Hyunwoo's besorgten Blick nicht entging.
"Ist mir doch egal, ob der Kleine verreckt", stieß der Todesbote aus und biss sich peinlich berührt auf die Unterlippe. Der Krieger nickte nur knapp und wendete den Blick wieder auf Kihyun, dessen Lider langsam aufflatterten und einen erstickten Laut von sich gab.
"Wie ist dein Name", erkundigte sich Hyunwoo nun neugierig, nach einiger Zeit, in der der Krieger den Prinzen durch das warme Wasser trug. "Jooheon", antwortete er kurz angebunden, aber schenkte Hyunwoo dann ein kleines Lächeln, bei dem besonders Jooheon's Grübchen herausstachen. Welche ihm diese einschüchternde Aura nahmen. Auch die vielen Muster auf der Haut des Kriegers waren weggewaschen und er sah nun gar nicht mehr so sonderlich aus, sondern wie ein normaler Koreaner.
"Wieso sprichst du unsere Sprache?", erkundigte sich Hyunwoo weiter. "Nun ja...", setzte Jooheon an und strich sich durch das kurze schwarze Haar, in welchem sich kleine geflochtene Zöpfchen und der typische Federschmuck befand. "Ich arbeite in der Stadt, um ein wenig hinaus in die Welt zu kommen. Dort habe ich dann Koreanisch gelernt."
"Gefällt dir das Leben hier nicht?", fragte Hyunwoo neugierig und nahm Jooheon vorsichtig Kihyun ab. "Machst du Witze? Ich hasse dieses Leben hier! Ich habe es so satt mich zu verstecken. Seit meinem ersten Atemzug sehe ich nur die selben Orte, den selben Wald und die selben Menschen. Es dürstet mich so nach neuen Eindrücken und Abendteuern. Ich möchte die Welt sehen und Freundschaften schließen", erzählte Jooheon aufgeregt mit strahlenden Augen.
Was ein Freak.
"Begleite uns doch zum Hofe des Lord's Yi Yung", erklang die schwache Stimme des Prinzen. "Sie wollen meinen Tod. Hyunwoo kann sicher jeden Kämpfer brauchen, um mich zu beschützen. Außerdem fühle ich mich schon wieder viel besser."
Skeptisch musterte Hyunwoo den Jüngeren, der die Arme um seinen Hals geschlungen hatte und sich eng an seinen Oberkörper schmiegte. Er erinnerte ihn beinahe an eine kleine Katze. Aber es erleichterte ihn auch, dass die Lebensenergie wieder stetig in Kihyun's Körper zurückströmte und er immer munterer wurde."Was ist das hier für ein Ort?", fragte der Prinz den zukünftigen Stammesführer interessiert, welcher gedankenverloren in der Quelle saß. "Das hier ist das heiligste, was mein Volk zu bieten hat. Wir nennen es die heilige Quelle von Krish. Krish ist unsere Gottheit, die auch einst den Lathir zu uns brachte. Sie steht für Gesundheit und Leben. Die Quelle hat heilende Kräfte, wie ihr bemerkt. Keiner kann sich erklären weshalb das so ist, aber wenn ein Krieger schwer verwundet ist, dann bringen wir ihn hierher. Jedoch verspricht die Quelle sehr selten Besserung, aber sie mildert den Schmerz und erleichtert somit den Übergang in die Geisterwelt", erklärte Jooheon aufgeregt mit einem breiten Grinsen im Gesicht, da er wohl sehr stolz auf seine Kultur war, obwohl diese ihn langweilte.
"A-Also ist das hier eigentlich ein Ort zum sterben?", stellte Kihyun erschrocken fest. "Werde ich sterben? Sag schon Hyunwoo", wandte sich der Jüngere ängstlich an den Todesboten.
"Nichts ist gewisser als der Tod - nichts ist ungewisser als seine Stunde."
Erschrocken zog der Prinz die Luft ein, was Hyunwoo schmunzeln ließ. "Ich bin kein Arzt, aber ich denke, du bist nicht so leicht tot zu bekommen. Der Zeitpunkt wird kommen, jedoch nicht heute. Und wenn du sterben solltest, dann nur durch meine Hand."
"Ihr habt eine seltsame Beziehung zueinander", meldete sich Jooheon wieder zu Wort, der den beiden einen misstrauischen Blick schenkte.
"Ja, mag sein. Wollen wir langsam wieder hinab ins Dorf? Die Nacht bricht langsam ein", meinte Hyunwoo nur gelassen und trug seinen Prinzen hinaus aus der Quelle. Sie waren mit samt ihrer Kleidung ins Wasser gestiegen und die Temperaturen waren eisig außerhalb des Wassers. Vielleicht wird der Tod den Prinzen doch heute holen, denn so kalt wie es war, könnten sie bald erfrieren, wenn sie sich nicht beeilten.
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Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!
FanfictionJade, der Himmelsstein. Kihyun ist der zweitgeborene Sohn der koreanischen Königsfamilie, welche mit eiserner Faust regierte. Um die Bündnisse zwischen den Adelsfamilien zu stärken und die Macht von Kihyun's Familie zu weiter zu festigen muss eine A...