„Er ist zurückgekehrt!"
„Unmöglich... aber er hat das Wasserfall-Ritual überlebt, a-also ist er die Wiedergeburt von Lathir. Dem Mann, der einst unser Volk zusammenführte und rettete. Ein lebender Gott!"
„Der verletzte Mann, der ihn begleitete... er sieht aus wie Iluhan, ist dir das auch schon aufgefallen?"Geweckt durch die Stimmen schlug Kihyun vorsichtig die Augen auf, was sich als ein großer Fehler herausstellte, denn das helle Sonnenlicht, dass durch die Fenster der Lehmhütte sickerte, brannte schmerzhaft in seine Augen. Er stöhnte auf und tastete sich vorsichtig an die schmerzende Stelle an seiner Brust, an der er einen dicken Verband erfühlen konnte. Auch sein Bein schmerzte höllisch und auch dort befand sich ein Verband.
Nach und nach kamen ihm wieder die Erinnerungen an den Überfall der Söldner in den Sinn, was ihm die Frage, woher diese Verletzungen an seinem geschundenen Körper kamen, beantwortete. Wussten diese Männer etwa, dass er der Sohn des Königs war? Der Angriff aus ihm war mit Sicherheit nicht aus reiner Willkür zustande gekommen. So viel stand fest.
"Der Junge ist wach", meinte nun die eine der Stimmen, eine kehlige Frauenstimme. "Dann informiere ich mal den Lathir", erklang die andere Frauenstimme, gefolgt von einem Rascheln und dem quietschen der Tür. Dann streckte eine Frau den Kopf in dem Raum, in dem sich Kihyun befand. Ihr Gesicht und ihre Armen waren mit weißen Mustern verziert und sie trug Pelze um ihren Körper. Ihr Gesicht war fein und eben, doch ihre Augen strahlten eine sonderbare Weisheit und Lebenserfahrung, die man nur durch viele Jahre auf dieser Erde erhalten konnte, aus.
"Wo bin ich und worüber habt Ihr mit der anderen Frau gesprochen? Was für ein Ritual und wer soll dieser Lathir sein? Was will er von mir", fragte der junge Prinz beunruhigt. Die Frau sah in entgeistert an. „Du-... Du sprichst unsere Sprache?", stellte sie überrascht fest. „Von wem hast du sie gelernt?"
Überrascht musste Kihyun sich eingestehen, dass das was er da mit dieser sonderbaren Frau sprach, alles andere als koreanisch war. „Mein Großvater lehrte mich diese Sprache... er sagte stets, dass es eine Geheimsprache sei, die er erfunden hatte. Ich hatte jedoch keine Ahnung, dass sie Sprache von einem Volk tatsächlich gesprochen wird", erzählte der Prinz nachdenklich.
„Vestehe. Dein Großvater... wie hieß er?", fragte die Frau nun neugierig. „König Yoo Iluhan, erster König und Vereiniger von Korea", antwortete der Prinz zögerlich. „Unglaublich", hauchte die Frau und stürmte aus der Kammer, in der sich der Prinz befand. Dieser sah ihr nur verwirrt und irritiert hinterher.
Kurze Zeit später streckte Hyunwoo den Kopf durch die Tür und winkte Kihyun mit einem breiten Grinsen zu. „Na, Prinzessin? Bist du aus deinem Traumland erwacht?", fragte er rhetorisch und lachte. „Nenn mich nicht Prinzessin. Ich bin keine Frau", keifte der Jüngere angefressen zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, was sich als böser Fehler herausstellte, denn der Schmerz, den die Wunde auslöste, war geradezu betäubend.
„Während du gepennt hast, habe ich mir den Arsch für uns ausgerissen. Diese Freaks wollten uns töten! Sie haben mich gezwungen, über ein Seil zu klettern, welches über einen Abgrund von mehreren hundert Metern gespannt war. Aber ich habe überlebt und jetzt sehen sie mich als ihren wiedergeborenen Gott Lathir an und dich als die Reinkarnation von seiner Frau. Darum Prinzessin", erzählte Hyunwoo Kihyun von den von ihm verpassten Geschehnissen.
„Der Lathir kam vor vielen hunderten von Jahren mit seiner Frau hierher als Fremde, wie wir und gründete diesen Stamm. Aber ich finde die Leute hier ziemlich schräg, deswegen möchte ich hier nicht unnötig meine Zeit verplempern, wenn du verstehst. Die haben einen gewaltigen Dachschaden!"
Dann beugte sich Hyunwoo hinunter zu dem Verletzten, um sich von diesem einen süßen Kuss von den verführerischen Lippen zu stehlen. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich daraufhin in Kihyuns Magengegend aus. "Das habe ich mir als Belohnung schon verdient", stellte der Ältere mit einem schelmischen Grinsen klar, um sich danach auf einen der Stühle niederzulassen.
Der Prinz stieß einen leisen Fluch aus, nachdem er sich zurück ins Bett fallen ließ. Die Brustverletzung brannte unerträglich und er spürte die warme Flüssigkeit den Verband einweichen. Die Wunde schien wohl wieder aufgegangen zu sein.
Punkte fingen an vor seinen Augen zu tanzen, welche er fasziniert beobachtete. Der Blutverlust wahr wohl höher, als erwartet. „H-... Hyunwoo", hauchte Kihyun kraftlos. Der Ältere schenkte ihm nur einen fragenden Blick. Mit letzter Kraft, schob Kihyun die Decke ein Stück nach unten. Seine Kleidung hatte sich bereits angefangen mit seinem Blut vollzusaugen.
Kihyun nahm nur am Rande wahr, wie Hyunwoo ihn hochhob und mit ihm nach draußen stürmte und nach einem Arzt oder einem Heiler verlangte. Das viele durcheinander Gerede der Dorfbewohner dröhnte in Kihyuns Ohren und er stieß ein kraftloses Stöhnen aus. „Jemand muss ihm unbedingt helfen. Er darf noch nicht sterben", blaffte Hyunwoo die Stammesmitglieder erzürnt an, da keiner Anstalten machte, ernsthaft Hilfe zu suchen.
„Er muss in die heiligen Quellen", sprach nun eine der Ältesten. „Es ist ungewiss, ob die Heilkraft bei einer solch schweren Verletzung Wirkung zeigen wird, doch das ist seine letzte Möglichkeit."
„Sprich gefälligst in meiner Sprache mit mir", blaffte Hyunwoo die Älteste an, die einen erschrockenen Ton von sich gab. „Jemand muss ihm helfen, verdammt!"
„Sie... will dass du mich... zu der heiligen Quelle bringst", hauchte der Prinz erschöpft. Hyunwoo nickte knapp und richtete sich wieder an die Älteste. „Wo?", fragte er sie immer noch aufgebracht. Die Älteste schien verstanden zu haben, denn Hyunwoo schien sich in Bewegung zu setzen.
Sie wurden tief durch die Wälder geführt, bis hinauf ins Gebirge, wo sie eine Höhle betraten. Die Höhle war ausgeleuchtet mit Fackeln an den Seiten. An den Seiten der Höhle waren überall leuchtende Smaragde in den schroffen Felswänden, die irgendwie eine beruhigende Wirkung auf den jungen Prinzen hatten. In der Mitte der Grotte befanden sich drei dampfende Wasserbecken, in den sich silbern-leuchtende Fische tummelten.
„Ich glaube, du sollst dich da hinein setzen", wisperte Hyunwoo dem flachatemenden Prinzen zu, der nur noch mit Mühe die Augen offen halten konnte. „Aber ich glaube nicht, dass es helfen wird... es ist nur Wasser."

DU LIEST GERADE
Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!
FanfictionJade, der Himmelsstein. Kihyun ist der zweitgeborene Sohn der koreanischen Königsfamilie, welche mit eiserner Faust regierte. Um die Bündnisse zwischen den Adelsfamilien zu stärken und die Macht von Kihyun's Familie zu weiter zu festigen muss eine A...