Skeptisch beobachtete Jooheon, wie sich Kihyun, schlotternd vor Kälte enger an den Schwarzhaarigen drückte, der ihn auf dem Rücken mühsam den Berg hinab trug. Die Kleidung der Beiden war noch immer durchnässt, und die kleinen Wasserperlen tropften aus ihren Haaren.
Der silberne Mondgott stand schon hoch, begleitet von einer großen Ansammlung an Sternen, die sich wie ein funkelndes Kleid über den Nachthimmel zogen. Jooheon's Atem bildete bei jedem Atemzug kleine, weiße Wölkchen. Obwohl langsam immer mehr der herrlichen Blumen den harten Winterboden durchbrachen um dem Frühling in all seiner Herrlichkeit tatkräftig zu unterstützen, waren die Nächte immer noch eisig.
„Hyunwoo", sprach der stolze Krieger den Älteren vorsichtig an. Dieser drehte sich genervt um und schnaubte: „Was willst du jetzt schon wieder?!"
„Ich kann deinen Kleinen auch mal eine zeitlang tragen. Ich bin stark und ich kenne dieses Gebiet besser als meine Westentasche", bot Jooheon freundlich an. „Ich bin noch lange nicht am Ende meiner Kräfte!", blaffte der Andere zurück und verzog das Gesicht, so dass seine Augenklappe leicht verrutschte, jedoch nicht das Geheimnis, welches sich darunter verbarg freilegte.
Ob er etwas versuchte zu verstecken, oder wird es sich nur um eine unschöne leere Augenhöhle handeln? Fragte sich Jooheon. Auf jeden Fall waren ihm die beiden nicht ganz geheuer.
„I-Ich kann auch s-s-selber laufen", erklang die vor Kälte zitternde Stimme des Kleinsten. „Kommt nicht in Frage. Du bist immer noch schwer verletzt und dein Körper braucht Zeit um sich zu erholen", meinte Jooheon mit Nachdruck in der Stimme. Er wollte nicht, dass der Junge doch noch abkratze, weil er fahrlässig gehandelt hatte.
Jooheon zog sich sein trockenes Hemd von Oberkörper und zog es den leise protestierenden Prinzen über den Kopf. Ohne weitere Umschweife packte er dann Kihyun von Hyunwoo's Rücken und nahm ihn selbst auf den seinen eigenen Rücken.
Eine Gänsehaut machte sich auf seinem entblößtem Oberkörper frei, als die Nässe und Kälte von Kihyun auf seine Haut ausstrahlte. Aber zu Jooheon's eigener Überraschung wog Kihyun noch weniger als erwartet.
„Ich hätte ihn auch selber den Berg hinab tragen können", blaffte Hyunwoo den gutherzigen Jooheon gekränkt in seinem Stolz an. Dieser verdrehte nur genervt die Augen und machte sich weiter daran, den schmalen Pfand hinab ins Tal zu laufen und im besten Fall nicht über einen Stein oder eine Wurzel zu stolpern. Außerdem lautsche der Krieger aufmerksam der Natur, um eine Gefahr durch wilde Tiere frühzeitig zu bemerken. Sie waren nämlich unbewaffnet und somit leichte Beute.
Zwar hatte Jooheon schon früh gelernt sich in der Wildnis zu behaupten, doch glaubte er nicht, dass die anderen beiden ihm eine große Hilfe sein würden.
Er hatte Kihyun's zarte Hände schon bei der Ankunft der beiden beim Stamm wahrgenommen. Er musste folglich zum Adel gehören, denn er sah nicht aus, als hätte er je schwere, körperliche Arbeit vollbringen müssen. Auch sein Körperbau war eher zierlich für einen Mann.
Bei Hyunwoo sah das ganze schon anders aus. Hyunwoo war überseht mit vielen Narben am ganzen Körper. Vor allem aber an den Armen. Er war größer als Jooheon und auch ziemlich muskulös. Aber Hyunwoo zitterte am ganzen Leibe und die vollen Lippen hatten sich schon leicht blau verfärbt. Sie mussten sich beeilen, sonst unterkühlten die Beiden demnächst.
Mit einer Leichtigkeit in seinen Schritten trug er den Kleineren hinab ins Tal, der sich langsam etwas an Jooheon's Körper aufzuwärmen schien. Hyunwoo hingegen bibberte die ganze Zeit vor sich hin, aber er hatte auch noch den durchnässten Hanbok an. Aber er war in Jooheon's Augen selbst schuld. Wer ging auch mit Kleidung schwimmen?
Als sie endlich im Dorf ankamen, brachte er die beiden in seine Lehmhütte. „E-Es ist s-s-so k-kalt", spuckte Hyunwoo mit vor Kälte zitternden Stimme aus. „Ja, so ist das nun mal bei uns im Gebirge", antwortete Jooheon mit einem kleinen Lächeln und gab den beiden trockene Kleidung von sich, dass sie sich dankend annahmen.
„Du bist so nett", schwärmte Kihyun nun in Jooheon's Muttersprache. „Vielen Dank", grinste er nur und warf Kihyun eines der Tierfellen zu, welches er sich so gleich über die Beine legte.
„Lebst du hier ganz alleine?", erkundigte sich Kihyun interessiert weiter, während er das Lehmhüttengebilde begutachtete. „Ja, ich habe sie selber gebaut", lachte Jooheon leise und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Sie ist klein und nichts besonderes zu den Palästen dort draußen, doch ich habe sie mit meinen eigenen Händen erschaffen und darauf kommt es doch letztendlich an."
Der Adelssohn legte den Kopf schräg, nickte aber dann nur. „Wem erzählst du das", brummte Hyunwoo nun belustigt. „Unser Prinzchen hat in seinem zarten Leben noch nichts geleistet, außer mir mein Leben erschwert zu haben."
Lachend beobachtete daraufhin Kihyun, der den Ältesten böse anfunkelte. „Pass lieber auf, was du sagst!", begehrte er auf. „Wenn du schläfst, dann ersticke ich dich mit einem Kissen."
Hyunwoo brach in schallendem Gelächter aus und bleckte die Zähne. „Versuch's doch. Traust dich doch eh' nicht. Du brauchst mich und ich brauche dich um den König zu töten."
„Ihr habt vor den König zu töten?", fragte Jooheon nun verwundert. Er hatte zwar schon hier und dort mitbekommen, dass die Bewohner des Landes nicht wirklich zufrieden mit der jetzigen Regierung sind, aber dass jemand vor hatte den König zu töten, war ihm doch neu. War es überhaupt möglich, als einzelner Mann einen so mächtigen schwer-bewachten Mann zu töten?
„Ja, dieser Bastard hat mir alles genommen", knurrte Hyunwoo zurück und die Mordlust und der Durst nach Blut blitzte in dem dunklen Auge auf. Kihyun dagegen duckte sich leicht und nagte nervös an seiner Unterlippe. „Verstehe", antwortete der Krieger nachdenklich. „Und wenn du ihm das Leben genommen hast, was tust du dann?"
„Ist doch klar, er hat noch eine Gemahlin und zwei Söhne. Auch diese werden den nächsten Tag nicht erleben", meinte der Ältere schlicht und zuckte mit den Schultern.
„Ich hörte Gerüchte, dass die Königsfamilie mit außergewöhnlicher Schönheit gesegnet sei und einem sehr resistenten Körper. Man kann sie anscheinend nicht so einfach umbringen. Bei der großen Schlacht vor einigen Jahren, sollte der König von mehreren Lanzen durchbohrt worden sein, doch überlebte trotzdem", erzählte Jooheon und ließ den Blick über Kihyun schweifen, welcher sich wie ein Tier verhielt, dass in die Enge getrieben wurde und nervös versuchte, Jooheon's Blicken auszuweichen. Er sollte dem ganzen noch auf die Schliche gehen.
„Angenommen, dir gelingt es die königliche Familie zu töten. Willst du dich dann selbst auf den Thron setzen?", fragte Jooheon weiter. Der Ältere legte nachdenklich den Kopf schräg, bevor er dann antwortete: „Ich möchte, dass das Volk einen König wählt, welches es auf dem Thron sitzen haben möchte. Wenn die Wahl auf mich fallen sollte, werde ich natürlich den Pflichten nachgehen. Aber das System ist veraltet und muss überarbeitet werden. Die Welt befindet sich im Umschwung, es muss Platz für Neues geschaffen werden."
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Wie findet ihr die Storyline bis jetzt? :)
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Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!
FanfictionJade, der Himmelsstein. Kihyun ist der zweitgeborene Sohn der koreanischen Königsfamilie, welche mit eiserner Faust regierte. Um die Bündnisse zwischen den Adelsfamilien zu stärken und die Macht von Kihyun's Familie zu weiter zu festigen muss eine A...