Kapitel 19 | Shownu

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Grob zwang Hyunwoo den Jüngeren in die Knie und packte grob nach dessen Schopf um dann Hyungwon's Kopf grob in den Nacken zu reißen. Dieser sah so blass und erschrocken aus, als hätte er einen Geist gesehen. Die vollen Lippen hatte er einen Spaltbreit geöffnet, um gerade etwas anzusetzen, doch Hyunwoo brachte ihn zum Einhalt durch ein tiefes Knurren.

„Redet man so respektlos mit seinem Anführer?", blaffte er den Jüngeren an, dessen Kopf immer noch nachhinten gezogen war und dadurch mit hochroten Wangen gezwungen war wegen dieser demütigenden Position zu Hyunwoo aufzublickte.

„Verzeih mir, Hyunwoo. Ich hatte dich nicht erkannte... a-außerdem dachte ich du seist tot!", versuchte sich Hyungwon panisch für seinen Fehler zu rechtfertigen. „Ich sah dich und diesen Jungen hinab in die Tiefe stürzen."

„Ich bin aber nicht tot, wie du siehst. Außerdem konntet ihr auch nur meine Leiche bergen", fauchte er den Jüngeren aufgebracht ab. Wie dumm waren seine Untergebenen bitte?!  „Wir dachten, du seist von einem Bären geholt wurden, als wir das ganze Gelände mehrere Tage absuchten", erklärte sich Hyungwon und schluckte heftig, als Hyunwoo den Kopf des Größeren noch weiter nach hinten zog.

„Was wurde aus meinem Team?", fragte er den Schwarzhaarigen und bleckte die Zähne. „S-Sie haben sich zerstreut, da keiner deiner Position würdig war und nur du hattest diesen Haufen von Kriminellen unter Kontrolle. Auch ich bin auf dem Weg zurück in meine alte Heimat", wimmerte der Jüngere. Er war den Tränen nahe. Was für ein Waschlappen. Hyunwoo löste den Griff und zog Hyungwon auf die Beine, der zitternd fast wieder einknickte. „Verhalte dich wie ein Mann und nicht wie ein Weichei", fuhr er ihn noch an, der bei den harten Worten zusammenzuckte aber dann wortlos nickte.

Hyunwoo stieß ein tiefes Seufzen aus. Er hatte jeden seiner Leute sorgfältig ausgewählt und es dauerte Jahre sie alle zu finden und jetzt waren sie fort. Es waren zum größten Teil tatsächlich Kriminelle, aber auf jeden einzelnen ihrer Gebiete wahre Meister. Auch Hyungwon war ein erstaunlich guter Assassin, eigentlich fast der Beste nach ihm selbst natürlich. Er erinnerte sich, wie er Hyungwon damals von der Straße ausgeklaubt hatte. Hyungwon der reinste Inbegriff eines Gassenhundes. Zerzaustes, schwarzes Haar, welches ihm wild im Gesicht hing. Mager war er... gar ausgehungert. Für ein Stück verschimmeltes Brot hätte der Jüngere gemordet, ohne Zweifel.

Er hatte Hyungwon damals mitgenommen, nachdem er den wilden Blick aus dessen dunklen Augen sah. Hyungwon war wie ein Tier. Stark. Ungezähmt. Wild. Schön. Der reinste Sturm eines Jungen! Er erinnerte ihn so sehr an sich selbst. Damals war er selbst kaum älter als der Größere, doch er zog diesen auf. Er erfuhr, dass die Eltern des Jüngeren ein Schmied und eine Seifesiederin waren. Die Schmiedegilde wollte sich eigentlichen nach dem Tod der Eltern um Hyungwon kümmern, doch das Rattenbissfieber, welches die Eltern tötete raffte auch die Gilde dahin und der Jüngere hatte keinen mehr, der sich um ihn kümmerte. Darum landete das Kind auf der Straße.

„Wieso gehst du zurück in deine Heimat?", frage Hyunwoo den Anderen skeptisch. Hyungwon hatte kein Zuhause in dieser Stadt und auch keine Familie. Was um alles in der Welt wollte er dort wieder? „A-Also, ich wusste nicht wohin ich soll und ich dachte ich finde dort Arbeit", gestand Hyungwon unsicher und biss sich auf die volle Unterlippe. Eine Geste, der Hyunwoo früher kaum widerstehen konnte, doch jetzt ließ sie ihn kalt. Er begehrte nur noch den hübschen Prinzen mit dem seidig schwarzem Haar, dem schlanken aber doch drahtigen Körper, der makellosen Porzellanhaut, einem Gesicht wie das einer Puppe mit vollen, rosanen Lippen, aristokratischen Gesichtszügen, wie die eines wahren Königs und den dunklen Augen. So dunkel und geheimnisvoll wie eine sternlose Nacht. Er wollte diese Geheimnisse, die diese Augen bargen unbedingt lüften. Er wollte sich in ihnen verlieren und in eine andere Welt eintauchen. In eine Welt voller Zuneigung und Liebe. Für Hyunwoo stand fest, ein so schöner Mann wie Kihyun gehörte schier verboten.

„Ich kann mir schon vorstellen, welche Art von Arbeit du in Erwägung ziehst, doch bist du viel zu wichtig um in einem Hurenhaus zu enden. Ich lebe und ich verfolge immer noch meine Ziele, also bitte ich dich, dich mir wieder anzuschließen." Hyungwon sah ihn aus großen Augen an. Dann schlich sich ein kleines Lächeln auf die vollen Lippen und er nickte zustimmend. „Sehr gerne, Hyunwoo. Meine Dienste sind ganz deine Dienste." Hyunwoo konnte sich ein Lächeln auch nicht mehr verkneifen und legte einen Arm um den Jüngeren.

„Ich bin müde. Lass uns ein Gästehaus aufsuchen, oder was meinst du?", fragte er Hyungwon, der eifrig nickte. „Und dann erzählst du mir, wo du in den letzten Wochen warst, alter Freund."

Der Schenkraum ist war brechend voll. Es roch nach Essen, Schweiß und Alkohol. Ein hübscher Kellner brachte Hyunwoo gerade eine neue Karaffe mit Wein. Dankbar nahm er diese entgegen und streifte leicht die Hand des Kellners, der ihm daraufhin zu zwinkerte. "Hab vielen Dank", bedankte sich Hyunwoo, über seine Anziehungskraft deutlich in Kenntnis. "Geht aufs Haus", schnurrte der Kellner und ließ den Blick ausgiebig über ihn wandern. "Wie heißt Ih-..." Der Junge wurde grob durch zwei Soldaten unterbrochen, die sich lachend an den Tisch des Todesboten setzten. 

"Ist doch noch frei?", grunzte der eine. Ein feister Mann mit struppigem, langen grauen Haar. "Natürlich", versetzte Hyunwoo vorsichtig und ließ den Blick über den anderen Soldaten schweifen. Ein hochgewachsener, aber deutlich jüngerer Mann. Das Haar hatte er mit einem Stirnband zurückgebunden, was ihm ziemlich gut stand. Mund und Nase waren mit einer schwarzen Maske bedeckt. Für was er die wohl trägt? Aber Hyunwoo versteckt ja auch ein großes Geheimnis unter seiner Augenklappe, welches er wie ein wertvollen Schatz vor der Welt verheimlichte. 

"Gestattet mir eine Frage, werter Herr, wer seid ihr?", fragte er den Älteren der Männer vorsichtig. Dieser starrte ihn entgeistert aus seinen kleinen, runden Augen an. "Ich bin der oberste General der Armee von Lord Yi", stellte er sich vor und fügte noch hinzu, dass man ihn hier im Lande kennen sollte. Der General sah nicht aus als hätte er schon in einem Krieg gedient, außer natürlich in dem Krieg in der Speisekammer um ein gutes Stück Fleisch oder mit seinem Weib Zuhaus', wenn er in einem Freudenhaus war. 

"Interessant. Ich stamme nicht von hier und ich bin auch nur auf der Durchreise nach China, um dort Handel zu betreiben", log er den General an, der daraufhin nickte. "Seid ihr einer von ihnen?... Also von den Chinesen? Euer Koreanisch ist fließend und ohne jeglichen Akzent." 
"Vielen Dank, ich arbeite an meinem Koreanisch", log er weiter und warf dem General ein charmantes Lächeln zu. Mit geschickten Händen öffnete er seinen Hanbok am Kragen und legte etwas seiner Brust frei. Zufrieden beobachtete er, wie beide Männer den Blick kaum abwenden konnten. 

"Ziemlich warm hier", grinste Hyunwoo und nahm einen großen Schluck von seinem Wein. "Ich hätte da mal ein paar Fragen zu seiner Majestät, Lord Yi. Ihr werdet sie mir doch bestimmt beantworten?" 

Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt