Kapitel 9 | Shownu

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Genervt zog Hyunwoo den verwöhnten Prinzen hinter sich her, der sich lautstark beklagte, wie sehr ihm seine königlichen Füße schmerzten. "Sei endlich still", fuhr Hyunwoo den Jüngeren an, der erschrocken die Augen, wie ein verängstigtes Rehkitz aufriss. "Du warst es immerhin, der uns in diese beschissene Lage gebracht hat", begehrte der Ältere auf und presste die vollen Lippen aufeinander, um Kihyun nicht noch mehr anzugiften.

Sie waren jetzt nun schon gute zwei Wochen unterwegs. Das Moor konnten sie zum Glück unversehrt passieren, auch wenn dort nun ein Brand tobte, da Kihyun die Feuerstelle nicht richtig abgesichert hatte. Was ein Idiot.

Hyunwoo erinnerte sich nur zu gut, wie ihm der Schweiß auf der Stirn stand, als um sie herum alles in lodernden Flammen aufging und sie beinahe draufgingen, hätte er nicht, ohne sich selbst zu loben, so gut reagiert und sich und natürlich das kleine Nervenbündel von Prinzen in Sicherheit gebracht.

Nun folgten sie der normalen Handelsstraße zum Hofe des Lords, zu dem Kihyun unbedingt wollte. In den Städten beteiligte sich Hyunwoo meist ein bis zwei Tage an den anfallenden Hand- und Spanndiensten um etwas Geld zu verdienen, damit er sich, seinem neuen geklauten Esel und dem Prinzen etwas Nahrung beschaffen konnte. Hyunwoo liebte einfach Esel und trotz des Protestes des Prinzen musste er das graue Tier einfach mitnehmen und nannte ihn liebevoll kleiner Freund.

Der Prinz sah es leider nicht ein zu arbeiten. Hyunwoo schlug ja vor, dass Kihyun seinen Körper anbieten könnte, was aber von dem Jüngeren schmetternd verworfen wurde. Aber körperlichanstrengende Arbeit war Kihyun nicht gewöhnt und auch in handwerklichen Dingen war er schlecht. Das einzige was er tat war, dass er sich auf die Straße stellte und sang, denn singen konnte er gut. Viele Menschen lauschten dem Klang seiner Stimme und den Geschichten, die er mit seinen Liedern erzählte und sie gaben ihm dafür auch eine kleine Spende.

Ein lautes Surren, gefolgt von einem schmerzvollen Aufschrei und einem harten Schlag auf den Boden holte mich zurück in die Realität. Vor mir lag mein Prinz, in dessen Brust sich ein Pfeil gegraben hatte. Erschrocken zog ich Kihyun und kleiner Freund hinter einen Stein, mühsam darauf bedacht dem Pfeilhagel auszuweichen. Dann musterte ich den Prinzen. Seine Brust hob und senkte sich schnell und sein Hanbok hatte sich an seiner Brust und an seinem Oberschenkel tiefrot verfärbt. Zum Glück schien kleiner Freund unversehrt zu sein.

Panisch durchsuchte ich die Taschen des Prinzen, der nur seinen kleinen Dolch bei sich hatte und mir, schlauer Weise, sämtliche Waffen abgenommen hatte. Gute Waffen sind teuer, darum war es mit seither nicht möglich gewesen, nachzurüsten. Und nun wurden wir einfach angegriffen.

Ich hörte lautes Hufgetrappel, das Donnern glich und mein Puls beschleunigte sich. Ich konnte jetzt weder den Prinzen sterben lassen, noch kampflos aufgeben. Der Prinz war mein einziger Weg an den König zu kommen und so wie dieser aussah, wird dieser tatsächlich Verbindungen zu diesem besitzen. Es blieb mir nicht anderes übrig, als diese Chance beim Kragen zu packen und blind zu vertrauen und wenn er mich anlog, hatte er mich wenigstens an den Hof der Yi's gebracht.

Hyunwoo sprang leichtfüßig über den Felsen und stürmte mit gezücktem Dolch auf seine Angreifer zu. Es waren vier, bis auf die Zähne bewaffnete Söldner, die auf pechschwarzen Pferden auf sie zu hielten. Mit einer Leichtigkeit brachte er das Pferd des vordersten Angreifer zum steigen, wodurch dieser vor Schreck aus dem Sattel fiel. Hyunwoo packte das Pferd am Zügel und schwang sich geschickt in den Sattel und steuerte das Pferd auf einen der Söldner zu, um sich dann auf dessen Pferd zu werden und ihm mit einer Schnelligkeit die Kehle zu durchtrennen.

Gerade, als er wieder auf sein Pferd springen wollte, hörte er erneut ein Surren. Reflexartig ließ er sich auf den Boden fallen um sich dann geschickt abzurollen und in Deckung zu gehen. Die Pfeile durchbohrten seine Angreifer und brachten diese zum Fall.

Als er den Blick in die Richtung aus der die Pfeile kamen richtete, erkannte er zwei Männer und eine Frau mit buntbemalten Gesichtern, langem, schwarzen Haar, welches mit Federn und Perlen geschmückt war. Außerdem trugen sie außergewöhnliche weiße Kleider mit Lederharnischen und Tierfällen.

Er ließ den Dolch fallen und hob die Hände. "Mein Name ist Son Hyunwoo und ich habe gute Absichten", rief er den drei Kriegern zu, die auf ihn zu steuerten. Er ging vor ihnen auf die Knie und senkte den Kopf. Die Krieger tuschelten in einer, für Hyunwoo fremdklingenden Sprache. "Gewalt... nicht", ergriff nun einer der Männer das Wort. Sein Gesicht war überzogen mit weißen Streifen. Seine Haare waren in einem hohen Zopf zusammengebunden, aus dem vereinzelte geflochtene Strähnen hingen, aber war Hyunwoo am interessantesten fand, waren die spitzen Zähne. Vielleicht sollte er sich auch mal die Zähne zu recht feilen?

Plötzlich fiel Hyunwoo wieder ein, dass das Nervenbündel von Prinzem schwerverletzt noch bei kleinem Freund war. Er schoß hoch und stürmte mit schnellen Schritten zu dem Jüngeren. Die Krieger folgten dem verwirrt.

Die Frau ließ sich neben Hyunwoo sinken. Ihr Haar war abrasiert und sie trug einen Wolfskopf auf dem Haupt. Sie legte die Hand an die Lippen des Verletzen, bevor sie dann Kihyun hochhob und auf kleinen Freund wuchtete. "Er atmet... Hilfe!", meinte sie sanft und machte eine Geste, dass Hyunwoo ihnen folgen sollte. Die beiden Männer hatten derweil die vier Pferde eingefangen und den einzigen, schwerverletzten Überlebenden der Söldner auf eines der Pferde verfrachtet.

Die befremdlichen Krieger führten Hyunwoo tief in die Wälder, fernab von der Hauptstraße, bis sie ein Dorf aus kleinen Lehmhütten, die mit bunten, prächtigen Blumen geschmückt waren erreichten. Überall auf der Lichtung tummelten sich die selben, außergewöhnlich hübschen Menschen, deren Gesichter mit bunten Farben bemalt waren und deren Haar mit Kronen aus Blumen, Tierköpfen, Perlen und edlem Gestein oder bunten Federn geschmückt war. Egal ob kleines Kind oder Großmutter, sie alle trugen diese ungewöhnliche Kleidung und Sprachen jene sonderbare Sprache, wie auch die Krieger.

"Si în Cotumo", ergriff der eine Krieger nun das Wort, als eine Frau, ende 50 vor ihnen stand. Sie trug ein langes, weißes Kleid und ein Diadem aus Silber mir vielen bunten Steinen verziert, auf dem Haupt. Auch ihr Haar war kurzgeschoren. Sie legte eine, knochige und mit langen Nägeln bestückte Hand an Hyunwoo's Kinn und musterte sein Gesicht.

"Amman?", fragte sie den jungen Krieger. "Sin círbann maeth, sin ulca. Ar Nóre-lma!" Er richtete seinen Blick auf Hyunwoo. "Ai", sprach die Alte und klatschte einmal in die Hände. "Willkommen beim Stamm der Andír", fuhr die Frau in fließendem Koreanisch, mit einem leichten Akzent fort. "Ob ihr hier in guter oder schlechter Absicht kommt, wird der Gott des Wasserfalls entscheiden. Wir werden das Ritual unverzüglich vollziehen."

"Undírbúid pâu."

Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt