Der edle, weiß-grüne Hanbok schmiegte sich angenehm an Kihyun's Haut, als die Dienerin ihm beim anziehen half. Zuvor hatten er und Jooheon noch ein Bad nehmen dürfen und ihnen wurde ein Tee serviert. Man konnte Jooheon deutlich anmerken, dass er sich in seiner neuen Rolle als Kihyun's Leibwächter noch sehr schwer tat und dass er auch Probleme mit der Etikette am Hofe hatte. Allein ihn in einen Hanbok zu zwängen war ein Ding der Unmöglichkeit und er sträubte sich wie ein Raubtier, als die Dienerin ihm versuchte die geflochtenen Strähnen zu lösen. Also blieb seine Frisur unverändert, da die Dienerin befürchtete, dass der Krieger ihr gleich die Finger abbiss.
"Majestät, der Lord wünscht mit Euch zu speisen", verkündete eine weitere Dienerin, welche gerade den Kopf durch die Schiebetür streckte. "Ich nehme dieses Angebot selbstverständlich dankend an", erwiderte der Prinz freundlich und neigte den Kopf. "Denkt daran, dass der Lord keine Waffen in seiner Nähe haben möchte", fügte die zierliche Dienerin noch hinzu und eilte dann davon.
"Ich möchte nicht mit diesem aufgeblasenen, alten Sack speisen", begehrte Jooheon auf. "Dieser Mann hat dich mit seinen Blicken wortwörtlich ausgezogen! Da läuten bei mir sämtliche Alarmglocken. An der Sache ist was faul, Kihyun."
Kihyun versuchte mühsam den entsetzten Blick der Dienerin zu ignorieren, da Jooheon mit ihm ohne jegliche Höflichkeitsfloskeln sprach. So ein Verhalten schickte sich natürlich ganz und gar nicht, darum musste es so kommen, dass die Dienerin dem Krieger eins mit ihrem Fächer überbrät und ihn laut anfing zu tadeln.
"Es ist schon in Ordnung, Jooheon. Ich werde vorsichtig sein, aber Lord Yi ist ein Freund meines Vater. Er wird uns nichts tun, außerdem bin ich doch hier für seine Tochter", beruhigte Kihyun den Jüngeren sanft. "Wenn du möchtest, dann kannst du auch hier bleiben und ich werde veranlassen, dass du hier speisen darfst."
"Nein, wir sind doch Freunde, Kihyun und ich werde dich nicht in einer solch schwierigen Situation im Stich lassen", meinte Jooheon genauso sanft und zog den Älteren in eine Umarmung, für die er nochmal eins übergebraten bekam. Fluchend strich er über die Beule, die der Fächer verursacht hatte und warf der schockierten Dienerin Todesblicke zu. "Ihr könnt gehen. Ich danke Euch für die Hilfe", wendete sich Kihyun an die Frau, die nickend aus dem Raum flüchtete. Dann holte Kihyun einen silbernen Ring mit einem kleinen Onyx aus seiner Tasche und steckte ihn sich an den Finger.
"Ist der nicht von Hyunwoo?", fragte Jooheon vorsichtig, der das ganze beobachtet hatte. Kihyun's Wangen wurden bei der Frage warm und er senkte peinlich berührt den Kopf. "J-Ja, den trägt er immer. Er hatte ihn mir gegeben, damit ich ihn Prinzessin Hwishin schenken kann", erzählte der Prinz kleinlaut mit glühenden Wangen. "Aber du hast nicht vor, den Ring zu verschenken", stellte Jooheon amüsiert fest, als Kihyun den Ring mit einem fast schon verknallten Ausdruck auf den Zügen musterte.
"Nein, ich möchte ihn behalten. Außerdem hat mein Vater bestimmt schon die Ham mit den drei Geschenken für die Braut hierher gesendet."
"Was ist die Ham?", fragte Jooheon nun an der koreanischen Tradition interessiert."Die Ham ist eine Kiste, in der sich das in schwarzer Seide eingewickelte Hochzeitsdokument, auch Honseoji genannt befindet. Es ist ein Symbol für die Treue von Prinzessin Hwishin gegenüber mir, sie soll das Honseoji lebenslang aufbewahren und auch damit beerdigt werden, im besten Falle. Das zweite Geschenk ist ein Chae-dan, eine Kollektion von roten und blauen Stoffen, die zur Herstellung von Kleidung genutzt wird. Der rote Stoff wird mit blauen Fäden umwickelt, wohingegen der blaue Stoff in rote Fäden eingewickelt wird. Die Kombination der beiden Farben soll Yin und Yang darstellen, glaube ich. Als Letztes werden Wertgegenständen, die auch als Hon-su bezeichnet werden überreicht, welche meine Eltern Prinzessin Hwishin schenken möchten", erklärte Kihyun, der eigentlich gar nicht von der Hochzeitssache wissen wollte seufzend. "Lass uns nun mit dem Lord speisen gehen, nicht dass er doch einen anderen Bräutigam suchen geht und ich damit Schande meinem Elternhaus bereite."
Der Lord wartete schon, welcher an einem reich aufgetischten Tisch wartete. Neben ihm saß seine Tochter. Sie trug einen rosanen Hanbok und ein rosanes, langes Tuch über dem Kopf. Auch ihr Mund und ihre Nase war mit einem Tuch umhüllt, sodass Kihyun nur die dunklen Augen sehen konnte. Den Blick hatte sie schweigend auf ihre gefalteten Hände gesenkt.
"Guten Abend, mein Lord und natürlich wünsche ich auch Euch, Prinzessin Hwishin einen guten Abend", räusperte sich Kihyun nervös und verbeugte sich tief. "Auch wir wünschen Euch einen guten Abend, Majestät", ergriff der Lord das Wort und machte eine Handbewegung, dass sich Kihyun wieder aufrichten durfte.
Nervös setzte sich Kihyun nun an den Tisch dazu. Jooheon stand immer noch unbewegt, die Prinzessin mit offenem Mund anstarrend mitten im Raum. Innerlich schlug sich Kihyun gegen die Stirn. Wie konnte er auch so dämlich sein und Jooheon zu einem so wichtigen Anlass mitnehmen?!
"Setz dich!", fuhr er den Jüngeren an, der erschrocken aus seiner Trance erwachte und sich eilig neben Kihyun niederließ. "Sie ist so hübsch", zischte Jooheon Kihyun leise zu. "Man sieht doch nur ihre Augen", zischte der Prinz verwirrt zurück. Stand Jooheon etwa auf seine Braut?!
"Bitte Majestät, bedient euch doch", bat der Lord mit einem sanften Lächeln und deutete auf die vielen verschiedenen Gerichte. "Ich danke Euch für eure Gastfreundschaft", bedankte sich der junge Prinz und nahm die Stäbchen in die Hand und pickte sich etwas von dem dampfenden Hühnchenstreifen von der Schale.
"Nun berichtet mir doch von Eurer Entführung."
Kihyun's Wangen begannen wieder zu glühen, als er an den Kuss im Fluss zurückdachte. "Nun ja, ich wollte etwas Wasser für mein Pferd von einem naheliegenden Fluss holen und natürlich auch keinen meiner Bediensteten belästigen, das ich solche Dinge auch selbst erfüllen kann", begann Kihyun von seiner Entführung zu erzählen.
"Ich ging also alleine zum Fluss und wurde dort überwältigt und in die Berge verschleppt", fuhr er fort, die Details mit dem Kuss, dem Gift und Hyunwoo auslassend. "Dort wurde ich in einer Art alten Festung festgehalten, doch es gelang mir zu fliegen und-"
Kihyun wurde scharf von dem Lord unterbrochen, der in schallendem Gelächter ausbrach. "Wie kann es eine halbe Portion wie Ihr schaffen, ganz allein aus einer bewachten Anlage zu entkommen?", prustete er, sich halb an seinem Essen verschluckend.
"I-Ich bin stärker als ich aussehe", nuschelte der Prinz verunsichert. "Ja, das kann ich bestätigen", mischte sich Jooheon nun ein und strich Kihyun beruhigend über den Rücken, was diesen beruhigte.
"Du mischst dich nicht ein!", blaffte der Lord nun Jooheon an, dessen Kopf wie auf Kommando auf die Tischplatte knallte. Erschrocken zog Kihyun die Luft ein und streckte mit zitternden Fingern die Hand nach dem Jüngeren aus, der ohnmächtig zu sein schien.
"Jooheo-"
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A/N: Oh my god what's going on here?
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Jadeit | ShowKi - DISCONTINUED!
FanfictionJade, der Himmelsstein. Kihyun ist der zweitgeborene Sohn der koreanischen Königsfamilie, welche mit eiserner Faust regierte. Um die Bündnisse zwischen den Adelsfamilien zu stärken und die Macht von Kihyun's Familie zu weiter zu festigen muss eine A...