Fehlkonstruktion [boyxboy]

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»I'm chasing fire when I'm running after you, you
You got that something that I never wanna lose, lose, yeah
It's like dancing when the song's already over
Moving without getting any closer«

Chasing Fire - Lauv

Die letzten Tage konnte ich nicht aufhören, an Aaron zu denken. Ich habe sogar meiner Mutter bei einem unserer morgentlichen Telefonate von ihm erzählt. Nicht, dass ich schwul bin und Gefühle für ihn habe, aber dass ich einen neuen, echt coolen Kumpel habe.

Es war so toll mit ihm alleine und da war etwas. Was besonderes. Bis jetzt haben wir nicht darüber gesprochen, aber er muss es doch auch gespürt haben. Dass das anders ist kann mir keiner erzählen, immerhin hat er mir auch so lange in die Augen geschaut und er war derjenige, der seine Hand auf mein Bein gelegt hat. Eigentlich müsste einer von uns beiden es dringend ansprechen, aber ich traue mich einfach nicht, weil es extrem peinlich werden würde, wenn Aaron hetero wäre, was ich nicht glauben kann, so wie er erstmal keine Anstalten gemacht hat meine Hand loszulassen und seinen Blick von mir zu lösen. Auch mein Bauchgefühl sagt mir, dass er nicht heterosexuell ist. Schwule Kerle haben doch sowas... hoffe ich zumindest. Und nur so zum Ausprobieren geht ein Typ, der absolut nichts vom gleichen Geschlecht will doch nicht in einen Gay-Club, oder? Irgendwie muss ich das doch herausfinden können. Sein Browserverlauf würde ja schon reichen, aber an den komme ich niemals ran. Meiner ist ja sehr aussagekräftig, was meine Sexualität angeht... Was mir spontan noch so einfällt, ich könnte Mona fragen oder ihm folgen, aber das wäre schon ein wenig verrückt. Auf sozialen Medien hat er so gut wie keine Accounts und wenn postet er so gut wie nichts. Nichts aussagekräfiges jedenfalls. Eine Freundin hat er aber nicht. Das ist schon mal ein positives Zeichen.

Es muss doch einen Weg geben wenigstens ein bisschen herauszufinden. Wie er mit anderen umgeht vielleicht. Ob er mit Mädchen flirtet und so. Und plötzlich kommt mir die Idee. Das ist genial. Ich habe eh keine Ahnung was ich studiere undwürde mir gerne mal eine Vorlesung anschauen, nur an den Schnuppertagen sind mir da immer zu viele Leute. Vom Studium kennt mein Vater noch ein paar Profs für Germanistik und ich kann da bestimmt mal reinschauen. Ich hab ja auch Deutsch-LK und finde das ganz interessant, wobei Medizin oder Psychologie auch echt cool ist und mir eher liegen würde. Das tut jetzt aber nichts zur Sache, ich will in eine von Aarons Vorlesungen. Mit den Kontakten meines Vaters kann ich da bestimmt mal in meinen Freistunden reinschauen. Dienstags habe ich ja eh nur drei Stunden und somit fast den ganzen Tag frei. Jetzt müssten auch die Tage die Vorlesungen wieder losgehen. Wenn ich unauffällig nachfrage, finde ich bestimmt heraus wann Aaron was hat und kann mich reinschleusen.

Beim Abendessen spreche ich meinen Vater auf die Idee an. Er ist ziemlich erfreut darüber, dass ich mich für Germanisik interessiere (er hat ja keinen Plan, warum ich in die Vorlesung will). „Oh, Martin Frölich ist da Professor. Wir haben zusammen studiert. Ich kann ihn mal fragen. Er kann dich bestimmt mal in einer seiner Vorlesunge zuhören lassen. Germanistik ist ein schönes Fach. Wirklich."

„Würde mich freuen, wenn es klappt. Vielleicht sogar noch vor den Herbstferien." Ich verhalte mich wie ein Stalker, was läuft nur falsch bei mir.

„Mal schauen. Du bist in letzter Zeit so motiviert. Nach der Kursfahrt ist das eine wilkommeme Abwechslung, Lucas. Deine Lehrer haben mich schon darauf angesprochen."

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man produktiver wird, wenn man verliebt ist. Da scheint wirklich was dran zu sein. Wobei ich mich frage, wie viel besser ich noch werden kann in der Schule. Ich habe doch eh dast überall Bestnoten ohne groß etwas dafür zu machen. „Keine Ahnung was los ist. Aber danke für die Strafarbeit, so doof es auch klingt. Das ist echt eine ganz gute Erfahrung und der Sohn des Hausmeisters mit dem ich zusammenarbeite ist auch wirklich cool." So, das ist genug Info. Nicht, dass ich mich noch verplappere.

***
Ich frage mich, wie ich das geschafft habe, aber Aaron hat mir seinen Stundenplan geschickt und mein Vater hat mit diesem Professor da geredet. Tatsächlich kann ich eine Vorlesung besuchen, die Aaron auch hat.

Als ich das Unigebäude betrete werde ich unheimlich nervös. Wer weiß, was Aaron denkt, wenn er mich sieht... wobei, hier sind echt viele Studenten. Da kann ich mich gut in der Masse verstecken, aber ich könnte Aaron auch nicht finden. Je näher die Vorlesung rückt, desto mehr bereue ich, hier zu sein.

Schließlich sitzen alle in dem überfüllten Hörsaal und ich schaue mich um in der Hoffnung die Person zu sehen, wegen der ich heute hier gergekommen bin. Bei den ganzen Menschen ist das wirklich eine heikle Angelegenheit.

Die ganze Vorlesung über höre ich nicht zu, sondern schaue mich durch die vielen Studenten ohne auch nur jemanden zu sehen, der Aaron nur im Geringsten ähnlich sieht. Diese Idee ist so ein Reinfall. Das könnte man schon von Anfang an sehen, aber ich bin zu blöd dafür. Schließlich ist doe Vorlesung rum umd ich gehe nach draußen.

Plötzlich höre ich Aarons Stimme. Ganz sicher kann ich es nicht sagen, aber wenn es nicht er ist, dann jemand der fastso klingt. Ich höre genauer hin. „Hi Anna, hier bin ich!"

Dadurch, dass er wie wild winkt, ist es keine Leistung, Arron dann schlussendlich zu entdecken. Glücklicherweise schaut er nicht in meine Richtung und ich stehe so, dass er mich nicht sieht. Ich hingegen stehe nah genug an ihm um zu hören, was er sagt. Ein Mädchen kommt zu ihm. „Hey, schön dich zu sehen." Sie umarmt ihn.

„Schön, dass es geklappt hat." Er lächelt. Oh Mann, bei seinem Lächeln könnte ich dahinschmelzen.

Das Mädchen, ich nehme mal an sie ist diese Anna nach der Aaron eben gerufen hat, sagt leise irgendwas zu im, was ich nicht verstehen kann und dann gehen sie weg. Gerade bevor sie um eine Ecke verschwinden, kann ich noch sehen, wie Aaron ihre Hand nimmt. Autsch. Das sieht ziemlich hetero aus. Aber wieso hat Aaron sie nicht einmal erwähnt? Das will ich jetzt aber wirklich wissen... und werde wohl doch noch zum Stalker. Wobei ich ja auch in diese Richtung muss...

Ich laufe den beiden ein wenig hinterher und suche ein Zeichen, dass die beiden nur Freunde sind, doch ich habe das Gefühl, dass Aaron wirklich was von ihr will, so wie sie da durch die Stadt laufen. Da fange ich einmal im Leben an mich zu öffnen und wirklich Gefühle für jemanden zu entwickeln und dann sowas. Danke auch. Exakt diese Situation passt wie angegossen in mein Leben.

Als ich an meiner Bushaltestelle ankomme, ertappe ich mich bei dem Gedanken, Anna und Aaron noch weiter hinterherzulaufen. Bei mir läuft gewaltig was falsch, aber das ist nichts Neues, nur bis jetzt ist mir nicht bewusst gewesen, dass ich anscheinend auch noch masochistisch veranlagt bin.

Während der Fahrt kann ich nicht aufhören nachzudenken. Anna und Aaron, Aaron und Anna, egal wie man es hinstellt es klingt immer toll, dazu kommt, dass Anna auch noch total hübsch ist und der Traum aller Leute die etwas mit ihrem Geschlecht anfangen können. Wie schön es doch sein müsste, einfach sie sein zu können. Sogar wenn man Aarons Nachnamen an ihren Vornamen hängt klingt es toll. Anna Grimaldi. Aaron ist so unerreichbar, hätte er mir erzählt, dass er eine Freundin hat, hätte ich vielleich gar keine Gefühle für ihn entwickelt. Okay, das ist Quatsch. Aber warum waren wir uns dann so nahe als wir bei ihm waren und wieso hat er Anna nicht einmal erwähnt? Das macht das keinen Sinn. Habe ich mir das etwa nur eingebildet?