»Nobody's perfect under the surface
They'll never see that side of me
Oh, can't you see the irony?«Irony - Christopher
Mein Handy klingelt schon seit einer halben Stunde durchgehend. Aaron legt es wohl wirklich drauf an. Krass wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder ein Jahr vorbei und ich habe Geburtstag. Der erste ohne meine Mutter. Vor genau einem Jahr sah die Welt noch ganz anders aus. In meinem Leben war alles in Ordnung, ich dachte ich hätte einen ganz passablen Plan für meine Zukunft und mir gehts ganz gut. Da kannte ich aber auch Aaron noch nicht. Nicht alles ist also schlechter. Vergessen wir die ganzen inschönen Sachen aber mal. Heute will ich kein Trübsal blasen, ich will einen schönen Tag mit Aaron, Sophie und Alex verbringen. Beginnen sollte ich mit einem süßen Telefonat mit meinem Freund und ich sollte wirklich ans Handy gehen, bevor er sich Sorgen macht. Er weiß aber auch, dass ich nicht so schnell morgens aus dem Bett komme.
„Morgen", nuschele ich in mein Handymikrofon. Vier mehr Motivation kann man bei mir nicht erwarten, vor allem nicht, seit ich nicht mehr regelmäßig zur Schule gehe, nicht mehr aufstehe, um meine Mutter anzurufen und dementsprechend meinen gesunden Schlafrhythmus gekillt habe.
Ich höre Aaron lachen. „Du klingst ja total fertig. Es ist dein Geburtstag, Schatz. Ein bisschen mehr Motivation, bitte. Sophie, Alex und ich kommen doch nachhher. Mal eine andere Frage, nimmst du es überhaupt wahr, wenn ich dir jetzt gratuliere?"
„Hahaha", sage ich, „Nicht lustig. Ja, ich bin geistig anwesend."
„Gut. Dann alles, alles Gute zu deinem Geburtstag! Jetzt bist du volljährig. Erst... manchmal vergesse ich, dass du jünger bist, als ich."
Wir reden noch ein bisschen, ich klettere aus dem Bett und mache mich auf den Weg ins Bad. Nachdem ich aufgelegt hab mache ich mich fertig und mein Vater ist sogar ausnahmsweise mal wieder nett zu mir, als ich ihn beim Frühstück begegne. In diesem Zustand habe ich Harald seit bald einem halben Jahr nicht mehr erlebt.
Die Zeit verfliegt nur so und schwupps klingelt es an der Tür und Aaron ist da. Kaum ist er oben, nimmt er mich in der Arm und hält mir danach einen Umschlag vors Gesicht. „Aufmachen, aufmachen, aufmachen! Ich bin gespannt, was du von dem Geschenk hältst!"
Irgendwie ist Aaron sehr überdreht, zu überdreht, da stimmt doch was nicht... oder aber er ist so drauf weil ich Geburtstag habe. Es ist mein erster Geburtstag mit ihm, wer weiß, vielleicht ist das ja seine Mein-Freund-hat-heute-Geburtstag-Stimmung.
Ich nehme den Umschlag und öffne ihn. Heraus kommt ein Brief in dem Aaron geschrieben hat, was er für mich empfindet und mir nochmal alles gute wünscht. Ebenfalls kommt eine kleine Karte von einem Hotel raus auf der auch was steht. Aaron will mit mir ein Wochenende wegfahren.
„Tut mir leid, dass es nur die Bergstaße ist, aber ich hab echt nicht so viel Geld und...", beginnt er zu erklären, doch uch unterbreche ihn und gebe ihm einen Kuss. „Es ist perfekt."
***
Gegen Nachmittag trudeln auch Sophie und Alex bei mir ein. Mit Sophie kommt auch mein Geburtstagskuchen. Wenn man eine schöne Torte will, ist auf sie verlass. Keiner den ich kenne, kann so backen, wie sie.Während wir essen, Kaffee trinken und lachen, kommt plötzlich mein Vater aus seinem Schlafzimmer, in dem er schon fast den ganzen Tag rumgehangen hat. „Ich wüsste doch ich hab deine Stimme gehört, hallo Sophie." Sein Grinsen ist extrem unangenehm.
„Harald", sagt sie und nickt, „diese gespielte Freundlichkeit kannst du dir sparen. Jetzt kennt wirklch jeder dein wahres Gesicht."
Er beginnt zu lachen. „Solche Worte gerade aus deinem Mund."
Wir haben schon nach drei Sätzen den Punkt erreicht, an dem ich langsam mal eingreifen sollte. „Papa es reicht. Sophie hat dir nichts getan. Was willst du überhaupt mit der Aussage erreichen?"
„Das solltest du deine beste Freundin fragen." Das „beste Freundin" setzt er in Gänsefüßchen.
„Dafür ist jetzt absolut nicht der richtige Zeitpunkt." Sophie schaut gestresst zwischen meinem Vater und mir hin und her.
„Das ist es doch nie", sagt Harald, „Eines Tages musst du meinem Sohn sagen, dass du mit mir geschlafen hast, um nicht durch meinen Englisch-Kurs zu fallen, damals in der E-Phase. Mir glaubt Lucas ja eh nicht."
In diesem Moment räuspert sich Aaron. „Alex und ich gehen, wie ich sehe gibt es hier Gesprächsbedarf zwischen euch. Lucas, ich melde mich nachher bei dir... und bevor ich es vergesse: Herr Ahrens, schämen Sie sich, so etwas am Geburtstag ihres Sohnes abzuziehen. Sie sind wirklich das Allerletzte."
Alles was folgt zieht nur so an mir vorbei. Aaron und Alex, die durch die Wohnungstür verschwinden, Sophie, die meinen Vater anschreit und sich bei mir entschuldigt, aber auch sagt, dass es wahr ist, was mein Vater gesagt hat, ich, wie ich beiden erstunlich ruhig sage, dass sie gehen sollen. Sophie fleht mich an, ihr zuzuhören und ihr zu verzeihen, doch mein Kopf ist gerade nicht in der Lage irgendwelche Informationen aufzunehmen. Ich gehe einfach in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir ab, ich will keinen von beiden mehr sehen. Nach einer Weile verstummen die Stimmen von Sophie und meinem Vater, die eine hitzige Diskussion führen und mein Kopf kann ganz langsam anfangen zu verarbeiten, was hier gerade passiert ist.
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Fehlkonstruktion [boyxboy]
RomanceEine Nacht. Eine Begegnung. Nichts wird mehr sein wie zuvor. Lucas, Einserschüler und Sohn des Schulleiters - ausgerechnet er schleicht sich auf der Kursfahrt aus seinem Zimmer, um das Wiener Nachtleben zu erkunden. Dumm nur, dass er erwischt wird u...