»At every occasion, I'll be ready for the funeral
Every occasion, once more, it's called the funeral
Every occasion, know I'm ready for the funeral«The Funeral - Band of Horses
Ich stehe vor dem Spiegel und kämpfe mit der schwarzen Krawatte und den Tränen.
„Oh Mann, das kann man sich ja nicht anschauen", sagt Aaron, nimmt mir den Stoff aus der Hand und bindet mir die Krawatte. „So sieht das Ganze schon besser aus."
Er betrachtet sein Werk im Spiegel und unsere Blicke treffen sich. Meine Augen sind ganz rot und ich merke, wie es Aaron fertig macht, dass es mir so schlecht geht. „Denkst du du bis bereit, dass wir gleich losfahren können? Immerhin fahren wir eine Weile."
Ich nicke. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig, wenn ich an der Beerdigung meiner Mutter teilnehmen möchte und das will ich wirklich. Außerdem bin ich von Aarons Fahrdiensten abhängig, da Harald ja beschlossen hat nicht zu kommen. Sie war die Mutter seines Sohnes, ihr wenigstens diese letzte Ehre zu erweisen wäre angebracht, aber auf die Idee kommt er wohl nicht. Wenn ich so darüber machdenke, will ich meinen Vater aber auch gar nicht dort haben. Er hat Mama im Stich gelassen, genau wie ihre Eltern, die nach ihrem Tod auf einmal auch mal da waren. Um wieder zu meinem Vater zu kommen, hätte er nucht so viel Mist gebaut, wäre die Situation im Moment weniger angespannter und das ganze hätte meine Mutter nicht komplett aus der Bahn geworfen. Ein weiterer Grund, warum Harald gerne wegbleiben kann.
***
Als wir am Friedhof ankommen haben sich schon die ersten Gäste vor der Friedhofskapelle versammelt, in der gleich die Trauerfeier stattfinden wird. Bei dem Anblick wird mir ein wenig schlecht, einerseits, weil hier gleich meine Mutter beerdigt werden soll, andererseits, weil das hier nicht das ist was sie wollte. Mit Aaron habe ich darüber gesprochen, wie sie es sich eigentlich gewünscht hätte, aber zu dem Zeitpunkt war es schon zu spät und meine Großeltern, die sich ewig nicht haben blicken lassen haben eine Beerdigung nach ihren Wünschen organisiert. Wenigstens haben sie sich für eine Urnenbestattung entschieden und meine Mutter wirde eingeäschert, wie sie es wollte.„Lucas, da bist du ja endlich!", höre ich eine schrille Stimme und bevor ich mich wehren kann, werde ich von der praktisch fremden Frau umarmt. Sie mag zwar meine Großmutter sein, das gibt ihr dennoch nicht das Recht mich einfach so an sich zu reißen. Vor allem nicht nachdem sie meine Mutter hat sitzen lassen mit ihrer Krankheit, genau wie mein Vater.
Vorsichtig schiebe ich die Mutter meiner Mutter von mir weg. „Äh, hallo erstmal."
„Da sind so viele Leute die dich sehen wollen." Und die sich auch bis jetzt nicht für mich interesssiert haben. Kaum habe ich meine Großmutter von mir entfernt, packt sie mich schon am Handgelenk und zieht mich in Richtung der Kapelle. Hilfesuchend schaue ich zu Aaron, wohlwissend, dass er nicht so wirklich in der Lage ist etwas gegen die Frau auszurichten. Sie ist eine Naturgewalt.
Nachdem meine Großmutter mich fast zu jeder anwesenden Person geschleppt hat, um ihren Enkel vorzustellen fühlt es sich fast wie ein Segen an, als die Trauerfeier so richtig losgeht. Mit ein bisschen Überredungskraft gelingt es mir sogar, mich nicht zwischen die und meinen Großvater setzen zu müssen und Aaron zu mir in die erste Reihe zu kriegen. Das hat zwar nicht in den Plan meiner Großmutter gepasst, aber das ist mir in dem Momemt herzlichst egal gewesen.
Die Trauerfeier nimmt ihren Lauf und anstatt wirklich Trauer zu empfinden, kommt bei den meisten Reden, die Leute halten nur eine gewisse Wut auf. Das meiste ist einfach nur heuchlerisch und gestellt. Neben dem Fakt, dass meine Mutter nicht so einen Abschied gewollt hätte, ist diese von meiner Großmutter angestrebte Perfektion der reinste Horror. Und wie sie alle versuchen sich zu präsentieren... am liebsten würde ich einfach nur abhauen. Anja ist fast die einzige deren Worte echt wirken und mich berühren.
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Fehlkonstruktion [boyxboy]
RomanceEine Nacht. Eine Begegnung. Nichts wird mehr sein wie zuvor. Lucas, Einserschüler und Sohn des Schulleiters - ausgerechnet er schleicht sich auf der Kursfahrt aus seinem Zimmer, um das Wiener Nachtleben zu erkunden. Dumm nur, dass er erwischt wird u...