»Honesty is such a lonely word
Everyone is so untrue
Honesty is hardly ever heard
And mostly what I need from you«Honesty - Billy Joel
„... und vorher in der Schule war es echt komisch. Mann, alle haben mich die ganze Zeit angestarrt und Jack konnte sich natürlich keine dummen Kommentare verkneifen. Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?", frage ich Aaron, als wir in meinen Freistunden in dem kleinen Park vor der Alten Oper sitzen. Bei der Inschrift DEM SCHÖNEN WAHREN GUTEN, ein abgewandeltes Goethe-Zitat, muss ich immer daran denken, wie mir mein Vater früher Klassiker als Gutenachtgeschichten vorgelesen hat, obwohl ich nur die Hälfte verstanden und die Werke auch in der Allgemeinheit nichts für Kinder sind. Faust, Der Sandmann... Irgendwoher muss ja der Einfluss gekommen sein, wegen dem ich im Deutsch-LK sitze.
„Ja, ich höre dir zu. Dein Vater wurde angezeigt und du findest das natürlich total ungerecht." So wie er da sagt, klingt es, als ob er mich gar nicht ernst nehmen würde. So kenne ich ihn gar nicht und ich muss sagen, es gefällt mir auch nicht, wenn er so drauf ist. Was ist nur mit ihm los? Hoffentlich nur ein schlechter Tag.
Ich atme tief durch. Nur weil er nicht so gut drauf ist, muss ich ja ihm gegenüber nicht arschig werden. „Hey, es ist schon nicht gerecht. Du kannst mir glauben, ich bin mit diesem Mann aufgewachsen und bestimmt würde er so manches tun, aber das nicht. Da will ihn einfach nur jemand ganz mies durch den Kakao ziehen."
„Wenn du das sagt." Aaron nickt. „Du musst es wissen. Dann sind meine Sorgen, dass du deinen Vater falsch einschätzt sicher unberechtig. Ich mein ja nur, er wird wohl kaum zu dir gehen und dir erzählen wie er sich gegenüber manchen Schülerinnern verhält."
Mit ihm zu diskutieren hat keinen Sinn. Nicht wenn er so drauf ist. „Schon klar, du kennst ihn nicht. Ist ja auch okay, dass du ihm nicht so vertrauen kannst, wie ich, aber vertrau mir. Vielleicht mag mein Vater manchmal keinen so guten Eindruck machen, aber so weit geht er wirklich nicht. Mich macht es einfach total fertig, dass jemand seine Karriere gefährden will und bis jetzt erfolg damit hat."
„Ich würde dir gerne glauben, aber ich kann nicht. Tut mir leid dir das so sagen zu müssen. Können wir bitte das Thema wechseln?" Das scheint ihn ja ganz schön mitzunehmen.
„Klar." Eigentlich wollte ich noch sagen, dass ich noch bevor mein Unterricht weitergeht bei Frau Bach vorbei will und über die Suspendierung meines Vaters reden. So genau erfährt er es dann halt erstmal nicht, aber egal. „Ich muss eh gleich los, das ist doch hoffentlich nicht schlimm. Wir sehen uns später ja wieder."
Wir reden noch kurz, dann muss ich auch schon gehen. Früh genug, dass ich genug Zeit habe zu Frau Bach zu gehen. Auch wenn sie gerade auch keine Klasse hat, heißt das ja trotzdem nicht, dass sie sofort für mich da sein kann.
Zum Glück hat Frau Bach sofort Zeit für mich, was vor allem im Moment absolut nicht selbstverständlich ist. „Lucas, was führt Sie zu mir? Die Sache mit Ihrem Vater?"
„Das ist richtig", sage ich, „Ich wollte Sie, da Sie ja im Moment die Schulleiterin sind, fragen, wo ich Beschwerde gegen die Suspendierung meines Vaters einreichen kann. Es steht Aussage gegen Aussage und wie heißt es so schon? Im Zweifel für den Angeklagten. Er ist unschuldig, da bin ich ich mir sicher. Sein Image so zu schädigen wegen Schülern, die ihn anscheinend loswerden wollen? Das ist schon echt hart. Vor allem, die Person will anonym bleiben? Das ist doch schon echt suspekt, finden sie nicht auch? Und warum kommt jetzt erst die Beschwerde? Er ist schon seit einer halben Ewigkeit Lehrer!"
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Fehlkonstruktion [boyxboy]
RomanceEine Nacht. Eine Begegnung. Nichts wird mehr sein wie zuvor. Lucas, Einserschüler und Sohn des Schulleiters - ausgerechnet er schleicht sich auf der Kursfahrt aus seinem Zimmer, um das Wiener Nachtleben zu erkunden. Dumm nur, dass er erwischt wird u...