chapter twenty-one

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Vivi:

Ich fühlte mich müder denn je. Aber es tat mir gut, dass ich mit meinen Gedanken nicht mehr alleine war. Wahrscheinlich hätte ich es Jule deutlich früher sagen sollen. Das wäre nur fair gewesen. Aber ich habe gewartet, aus Angst er könnte mich verlassen. Dieser Gedanke hatte mich lange beschäftigt, da ich Jule schon immer als treuen, gefühlvollen Freund eingeschätzt hatte. Aber mit seiner eigenen Verletzung hatte er auch Probleme, denn der Fußball bedeutet ihm alles. 

Langsam kuschelte ich mich an Jule an und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er nahm eine Strähne in seine Hand und strich sie mir hinter mein Ohr. Ding dong. Ich seufzte. Jule hatte mir erzählt, dass Kai vorbeikommen wollte. Ich konnte Jule verstehen. Aber eigentlich wollte ich meine noch verbleibende Zeit mit Jule geniessen. 

"Hey, wie geht es dir?", fragte mich Kai vorsichtig, als er mit Jule das Wohnzimmer betrat. "Beschissen.", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. Betreten schaute Kai auf den Boden. "Hey Kai, dafür kannst du ja nichts. Dafür kann keiner was, weder du, noch Jule, noch Anne, noch die Ärzte. Ich muss jetzt einfach das Beste aus meiner Situation machen und den Rest meines Lebens genießen.", auch wenn meine Worte sehr erwachsen und zielsicher klangen, musste ich schwer schlucken. Die ganze Sache kostete mich viele Nerven und viele graue Haare. 

"Wie lange hast du noch?", krächzte Jule. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Zum ersten Mal merkte man ihm an, dass er nicht ganz so überzeugt von meinem Überleben war. Ich wollte ihn erst beruhigen, aber letztendlich ist er alt genug, um ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren. "Ich weiß es nicht. Es kann noch Jahre dauern, es können aber auch nur noch ein paar Wochen sein. Noch geht es mir relativ gut, ich verliere wenig Haare und körperlich bin ich noch fit. Aber jeden Tag könnte sich meine Lage verschlechtern." Jule schaute mich an und nickte. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck.

"Wir müssen jetzt etwas unternehmen. Mit etwas Glück finden wir den passenden Spender. Egal, wie lange es braucht und wie sehr ich mich anstrengen muss, wir finden eine Lösung. Ich werde dich nicht verlieren!" Tränen glänzten in meinen Augen, ich war so stolz auf ihn. Trotzdem, er hatte auch ein Leben. "Jule, das ist mega lieb von dir, aber du musst deine Konzentration in deine Gesundheit legen. Du bist gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen. Kannst nicht länger joggen als zehn Minuten. Dein Fußball wartet irgendwann auf dich, egal ob ich tot bin oder noch lebe. Der BVB braucht dich auch."

"Vivi, du verstehst das nicht. Ich falle jetzt eh ein paar Monate aus und muss mich langsam wieder sportlich betätigen, so kann mich der BVB auch nicht gebrauchen." Ich brummte. Man konnte ewig mit Jule diskutieren, am Ende gab es eh nie einen Sieger.

"Ich möchte mich ja ungern bei euch einmischen, aber ich hätte da so eine Idee, wie wir einen passenden Spender finden könnten. Ich meine, wir sind ja Fußballer, dass heißt, uns kennen und mögen viele Leute. Wie wäre es, wenn wir in der Stadt, wo wir Fußball spielen, vielleicht so eine Aktion machen, dass man Autogramme, Selfies und Trikots bekommt, wenn man sich registrieren und testen lässt. Wenn wir beide da mitmachen, hätten wir ja schon die Städte Dortmund und Leverkusen. Dann könnten wir uns ein paar Jungs suchen, zum Beispiel Karim, Kevin, Nadiem, Mitch bei mir und Mats, Marco, Mario, Erling Haaland und Jadon Sancho bei dir, die uns noch unterstützen. Da kommen bestimmt viele. Und dann können wir auch andere Bundesligaspieler fragen, ob die das in ihrer Stadt auch machen wollen. Zum Beispiel Suat in Gelsenkirchen, Jonas in Köln, Josh in München und Maxi in Bremen. Was haltet ihr davon?"

Ehe ich etwas sagen konnte, schrie Jule förmlich. "Das ist eine mega Idee, Kai. Wenn das klappt, dann bin ich dir mein Leben lang etwas schuldig. Wir könnten ja auch noch Spieler im Ausland fragen, ob das bei denen auch ginge. Sam in Groningen, Mesut und Antonio in London, Toni in Madrid und Marc in Barcelona. Wenn man da ein Messi-Trikot bekommen kann, kommen sicher tausende."

"Ja, ist ja schön und gut", unterbrach ich meinen voller Euphorie platzenden Freund, "aber wie wollt ihr das wirklich durchbringen. Selbst wenn eure Freunde alle dafür sind, kann sich schlecht ein Toni Kroos in die Madrilener Innenstadt stellen und Trikots verteilen. Davon mal ab geht dann bestimmt keiner zur Organspende."

"Wir könnten unseren Stand ja hinter den Organspendenstand stellen. Dann müssen sich die Leute vorher testen lassen. Wir könne ja sagen, dass alle, die sich registrieren, als Dank die Spieler treffen. Das ist fair. Komm schon Vivi, lass Kai und mich das mal machen. Wir haben zusammen 1,7 Millionen Follower allein auf Instagram, dazu die anderen Jungs. Wir werden dir helfen. Alle. Auch die Vereine. Zumindest der BVB und Bayer 04. Also. Punkt. Aus. Schluss!"

To all the girls I've loved beforeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt