Jule:
Zwei Tage waren vergangen, seitdem ich von Vivi's Krebs erfahren hatte. Zwei Tage voller Leid und Trauer, aber auch voller Leidenschaft und Liebe.
Heute würde ich zum BVB fahren. Zum einen, um meine Physiotherapie zu beginnen, zum anderen, um die Geschäftsleitung nach der Erlaubnis für unsere Aktion zu bitten. Ich war nervös, weil ich nicht wusste, was passiert, wenn sie nein sagen. Ich beziehungsweise wir hatten keinen zweiten Plan. Wir haben nur diese Möglichkeit. Selbst wenn der Verein unsere Pläne erlaubt, was passiert, wenn niemand vorbei kommt? Wenn keiner sich registrieren lässt? Das ist Vivi's einzige Chance. Wir können sie nicht einfach wegwerfen.
Ich hatte Bauchschmerzen, als sich die Schranke zum Trainingsgelände des BVB öffnete. Mein Kopf tat weh und ich hatte das Gefühl, ich hätte Fieber. Mein Körper hatte Angst. Ich durfte diese Aktion einfach nicht vermasseln.
Ich klopfte an die schwere Tür aus Bronze. "Herein", kam es deutlich aus dem Inneren. Ich drehte den Türknopf und somit hatte ich freie Sicht auf Hans-Joachim Watzke, den Geschäftsführer des BVB. Normalerweise waren wir jedem Mitarbeiter hier freundschaftlich gegenüber, aber dieser Moment war so wichtig, dass ich feuchte Hände hatte.
"Hallo Julian, es freut mich, dass du wieder aus dem Krankenhaus raus bist und so fit bist. Ich hatte damals echt Angst um dich, dass sah gar nicht gut aus. Umso mehr wirst du dich wahrscheinlich auf die kommende Physiotherapie freuen, damit du so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen kannst, oder?"
Ich war völlig überfordert von der Frage, da ich mich im Vorfeld nur auf die Aktion vorbereitet hatte. Völlig verteilt sagte ich "Hm, ja." Daraufhin antwortete er mir. "Du wolltest bestimmt mit mir über was reden, oder?" Nun war der Moment gekommen, in dem ich um mein Leben, Vivis Leben und unsere Beziehung kämpfen muss.
"Ja, ich habe eine Frage. Als ich vor ein paar Tagen aus dem Krankenhaus gekommen bin, habe ich erfahren, dass meine Freundin Krebs hat. Dieser Krebs ist sehr selten und sehr gefährlich, er ist aber nicht unheilbar. Denn es gibt eine Chance, durch eine Art Organspende Vivis Leben zu retten. Die Person müsste allerdings die Blutgruppe 00 haben, die sehr selten ist. Deshalb hatte mein bester Freund, also Kai Havertz, die Idee, dass man vielleicht in jeder großen Fußballstadt eine Art Organspendezelt aufbauen könnte, wo die Leute sich registrieren und untersuchen lassen könnte. Danach könnten sie noch einige Spieler treffen, damit die Leute auch wirklich zur Aktion kommen. Deshalb wollte ich Sie fragen, ähm, ob sie uns diese Aktion hier in Dortmund vielleicht erlauben könnten und vielleicht auch der Social Media-Abteilung davon erzählen könnten." Kaum hatte ich geendet, hatte ich das Gefühl, ich würde gleich umkippen, ich war noch nie zuvor so nervös gewesen.
"Julian, dachtest du wirklich, wir als Borussia Dortmund würden so eine Aktion nicht unterstützen? Natürlich machen wir damit. Ich werde direkt mal ein paar Leuten Bescheid geben. Wir sollten auch Werbung in Zeitungen machen, falls jemand nicht so aktiv in den sozialen Medien ist. Außerdem wird das Social Media-Team bestimmt ein schönes Video parat machen."
"Vielen, vielen lieben Dank. Das bedeutet mir unglaublich viel. Kann ich irgendetwas für den Verein tun?", meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. "Ja, schnell wieder fit werden. Nein, Julian, das ist selbstverständlich. Den Kampf gegen den Krebs kann man nicht alleine führen, dafür braucht man ein Team. Und vielleicht können wir noch anderen krebserkrankten Dortmundern helfen. Also, du hast mein Wort. Wenn du noch Hilfe brauchst, ob beim Planen oder Aufbauen, sag einfach Bescheid, wir helfen dir!"
Er lächelte mich an und in diesem Moment hatte ich Hoffnung. Hoffnung, die ich seit Wochen - ob durch meine Verletzung oder Vivis Krankheit - nicht mehr hatte.
Nach einer kurzen Verabschiedung griff ich zu meinem Handy und schrieb Kai. "ES KLAPPT! WIR DÜRFEN DAS IN DORTMUND MACHEN!" Kai war sofort online und ich sah, dass er mir antwortete. "SUPER!!!!!!! Ich habe auch das okay für Leverkusen, dass heißt, wir können jetzt die Anderen anschreiben. Ich mach die "Ausländer", du die, die in Deutschland spielen. Falls du Hilfe brauchst, schreib mir, ich hab aber jetzt Training."
Ich hätte niemals vorher gedacht, dass ich je einmal eine so dicke Freundschaft haben würde wie ich sie jetzt mit Kai Havertz habe.
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To all the girls I've loved before
FanfictieDas Leben zweier Menschen könnte kaum unterschiedlicher sein. Vivienne ist Lehrerin, Julian ist Fußballspieler. Eigentlich gibt es keinen Grund, warum die beiden sich je über den Weg laufen sollten. Eigentlich... Kommt jetzt mit auf eine Reise, in d...