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• Jungkook PoV •
„Ein Balletttänzer lässt sich nichts von den Schmerzen anmerken, während er gerade mittendrin dabei ist, seinen Zuschauern eine Geschichte zu erzählen.",sprach meine Lehrerin konzentriert. Ihre ruhige Stimme, die ziemlich leise war, sorgte für die bereits vertiefte Atmosphäre im Raum.

„Lockere dein Kiefer noch mehr. Die Augenbrauen genauso.",meldete sie sich erneut, während ihre festen Griffen einmal um meine Hüfte und mein angehobenes Bein ruhten. Natürlich folgte ich ihren Befehlen genauestens, woraufhin ich anschließend ein zufriedenes Lächeln ihrerseits ergatterte.

In Spitzenschuhen auf einem Bein zu stehen und das andere gerade anzuheben, während man die Arme koorditioniert sowie elegant in die Luft hält, war genauso schwer, wie es sich anhörte. Dabei zog ich meinen Bauch etwas ein, um noch schlanker zu wirken und versuchte gleichzeitig mein Gleichgewicht zu halten.

Für eine Weile verharrte ich in dieser schweren Figur, wobei sie mir währenddessen immer neue Anweisungen oder Wissen beibrachte.

Erst, als ich mich endlich auf beiden Füßen stellen durfte, ließ sie mich wieder los und lächelte entspannt vor sich hin. Bei Frau Choi wussten alle Schüler*Innen, dass sie ihr Beruf mit Freude, Liebe & Leidenschaft ausführte. Genau das machte sie auch zu meiner Lieblingslehrerin.

Dankbar verbeugte ich mich vor ihr, was die Dame mir direkt nachahmte. Anschließend strich ich mir seufzend einer meiner rosa Haarsträhnen hinter das Ohr und atmete erstmal tief durch, als ich wieder alleine im Ballettraum stand. Denn mit einem „Bis Morgen, Jungkook." verließ Frau Choi den Raum. Schließlich hatten wir bereits 19 Uhr, da wollte keiner so wirklich noch länger in der Schule bleiben.

Meinen ermüdeten Blick richtete ich abweisend aus dem Fenster, woher der kühle Wind mir bereits während dem freiwilligen Training meinen zierlichen Körper auffrischte. Langsam ging ich auf dieses zu, bevor ich mich hinsetzte und mir meine Spitzenschuhe durch meine Sneaker austauschte.

„Eww...",murmelte ich leise zu mir selber, als ich sah, wie verwundet meine Füße waren. Sei es ein blutender Zeh, ein Bluterguss unter dem Zehnagel oder lauter blauen Flecke am ganzen Fuß. Es war eben mein Alltag seit Jahren. Da gewöhnte man sich eben dran.

Natürlich pflegte ich meine Füße erstmal, ehemals ich meine weißen Sneaker anzog. Dabei stieß mir der Wind gegen meine empfindliche Haut, weil ich am Fenster saß, um die frühlingshafte Aussicht auf mich wirken zu lassen. Selbst auf dem Schulhof war der Frühling stark zu erkennen. Die Tischtennisplatten waren überdeckt von den Blüten der Kirschbäumen, an denen ich mich selber mal ranmachte, um mir im Sommer paar der saftigen Früchte zu stibitzen.

Die Basketballfelder waren umrandet von dem saftiggrün aussehenden Rasen und Bäumen, die vor Größe vor sich hin strotzten. Der Himmel war trotz der Uhrzeit in einem beruhigenden Blauton ertrunken, so, als hätte man eine Kanne voller einheitlicher Farbe über den ganzen Himmel geschüttet.

Gähnend stand ich letztendlich auf, um das Fenster zu schließen und meine Tasche zu ergreifen, bis ich einen grinsenden Jungen an der Tür stehen sah.

„Tae, du bist hier?",fragte ich ihn verwundert, dennoch fing er an etwas zu lachen, als er mir entgegen kam, was ich nur erwiderte. Nach so einem langen Tag, wo ich ihn kaum zu sehen bekam, vermisste ich den Schlingel doch irgendwie schon.

Achtsam legte er seine behütenden Arme um mich, sodass ich mein Gesicht direkt an seiner Brust vergraben konnte. Bei der plötzlich überkommenden Körperwärme entkam mir ein erschöpftes Gähnen, weshalb ich mich mit meinen Händen an seinem Turtleneck-Oberteil festhielt.

„Ich dachte mir, dass du nach dem Training bestimmt müde sein muss, weshalb ich mit dem Motorrad hierher gekommen bin, um uns heimzufahren.",schilderte er mir sein plötzliches Erscheinen, was ich mit einem sanften Lächeln ruhig erwiderte. Dankbar über seine Fürsorge drückte ich ihm hastig einen lieben Kuss auf die Lippen auf, als ich nach seiner großen Hand griff. Zusammen spazierten wir dann aus der Schule hinaus zu seinem Fahrzeug.

Taehyung war bereits seit längerem nicht mehr auf unserer Schule. Nachdem er seinen Abschluss mit 20 direkt absolvierte, besuchte er eine Universität ganz bei uns in der Nähe und führte dort sein Basketball fort, worauf ich wirklich stolz war. Bis heute entging mir sein aufgeregtes Kastenlächeln nicht, als er seinen Abschluss endlich in der Hand hielt und somit seinem Ziel einen Schritt näher war.

„Hast du Lust auf Sushi?",fragte er mich plötzlich, während er mir einen Helm hinhielt. Mit einem zarten „Ja, undzwar ziemlich sehr." beantwortete ich ihm seine Frage hastig, was er mit einem allmählichen Anheben seiner Mundwinkel erwiderte. Schließlich hielt er die Tüte hoch, die er die ganze Zeit mit sich rumschleppte, wobei ich das ganze Sushi drinne erkennen konnte.

Freudig hüpfte ich für einen Moment auf, sowohl ich ihm die Tüte aufgeregt abnahm, damit er sich sein Helm ebenso aufsetzen konnte und wir schlussendlich losfuhren.
Meine Arme hatte ich feste um seinen wärmenden Körper geschlungen, während er uns beide sicher nachhause brachte.

Erst vor ungefähr einem halben Jahr waren wir in einer hübschen Wohnung in Seoul zusammengezogen, wo wir uns selber ein kleines Leben aufbauten. Als 22 & 24-Jährige wollten wir diesen Schritt einfach mal wagen, ohne groß darüber nachzudenken. Bis jetzt klappte das alles auch ganz gut, und wir beide fühlten uns wohl in unser heimisch eingerichtetes Zuhause.

Die finanziellen Kosten zahlten wir durch Jobs, Tae's Unigeld und den Hilfen unserer Eltern sowie Großeltern. Dementsprechend waren wir dort auf der sicheren Seite. Ich arbeitete noch als Bedienung im Teehaus meiner Großmutter, wo ich uns etwas Geld mit nachhause brachte.

Auch ich hatte meinen Abschluss zum selben Jahr wie Taehyung gemacht. Da war ich erst 18 Jahre alt. Wir beide hatten das Bild von unserem Abschlusstag bei uns im Schlafzimmer hängen, weshalb ich etwas lächeln musste, als ich meine Jacke auf unser Bett ablegte.

Es war das Bild, wo wir beide unser Zeugnis in der Hand hielten und er mich tatsächlich vor den Augen unserer ganzen Familien küsste. Sein breites Lächeln war etwas, was ich abgöttisch liebte. Er war so glücklich an dem Tag. Dadurch, dass unsere Familien sich den ganzen Tag kennenlernten und wir einfach alle zusammen waren.

Heute studierte Taehyung bereits, während ich an der Schule bei Frau Choi immernoch freiwillig Unterricht nahm, aber noch darüber nachdachte auf welche Universität ich gerne gehen möchte. Da gab es bereits welche, bei denen ich mich einschrieb. Nun warteten Taehyung sowie Ich auf eine Antwort, worauf ich umso gespannter war.

Aber für das Erste ließ ich mir das Abendessen mit ihm nicht entgehen.

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt