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• Taehyung PoV •
Nach einer Weile kam ich recht schnell am Krankenhaus an, in dem Jungkook liegen solle. Das Auto parkte ich achtlos am Straßenrand, bis ich hineinrannte und bereits spürte, wie meine Beine den Geist aufgaben. Die Müdigkeit von dem Flug, dem vorherigen Rennen nachhause, dem emotionalen Ausbruch und der neuen Informationen brachen gerade unwillkürlich auf mich ein, sodass ich nur noch ein leisestes Wrack der Verzweiflung und Erschöpfung war.

Ich stolperte holprig zur Rezeption, wo ich mich an den Schalter festkrallte und die junge Frau dahinter fordernd anschaute. In meinem Blick herrschte dennoch eine gewisse Leere und Eile, die sich durch mein zittriges Stampfen auf den Boden deutlich machte. Sie schaute mich etwas irritiert an, bis sie meinen Zustand erkannte und eigentlich nach Hilfe rufen wollte.

„J-Jeon Jungkook, Patient. Bitte l-lassen Sie mich zu ihm. I-Ich flehe Sie an.",entkamen mir die letzten Worte unter Tränen, wobei mir bereits meine Sicht verschwamm. Noch ziemlich überrascht schaute sie mich an, als ihr Blick dem Computer galt und sie nur noch ein behutsames:„Zimmer 211", von sich gab.

Die Frau schien selber anscheinend ziemliches Mitleid zu verspüren, wenn sie mich einfach so zu ihm lassen würde. Schnell tapste sie hinter den Fenstern zu mir hin und führte mich hilfsbereit zu dem besagten Zimmer. Die hellblauen Wände der Gänge schüchterten mich trotzdem währenddessen ein, auch, wenn diese sehr wahrscheinlich beruhigender wirken sollten.

„Hier sind wir. Nehmen Sie sich all die Zeit, die Sie brauchen. Wenn Sie etwas brauchen, bin ich an der Rezeption oder drücken Sie den roten Knopf neben dem Krankenbett bei Notfällen.",mit den Worten und einem beruhigenden Lächeln ließ die freundliche Frau mich auch wieder alleine, und ich fing an, kraftlos die Tür vor mir anzustarren.

Zögern brauchte ich eher weniger, denn ich zog die kühle Türklinge mit einem Ruck runter und betrat das stille Zimmer ruhig. Sobald ich diese hinter mir schloss, verstummten die einzelnen Stimmen der MitarbeiterInnen und den Menschen von draußen, sodass ich mein eigenes Atmen bereits wahrnehmen konnte.

Langsam tapste ich immer weiter in das recht warme Zimmer hinein. Meine angespannten Beine erschwerten mir das Laufen erheblich, sowie meine bebende Brust, die mir zu zerplatzen schien, so sehr, wie ich nach Luft keuchte.

„Ach du... Oh mein Gott.",hauchte ich tonlos in die Stille hinein, als mir dann das abschreckende Bild vor meinen Augen erschien. Ich schluckte sichtlich überfordert bei dem Anblick, der sich mir gerade ergab und blieb abgeschreckt stehen. Meine Augen weiteten sie sich nur etwas, da ich selbst für richtige körperliche Reaktionen keine Kraft mehr hatte.

Ich spürte mir nur noch die Gänsehaut wie ein grässlicher Schauer mich überkommen und wandte meinen Blick schmerzend von dem traumatisierenden Bild ab.
Meine Hände ballte ich zittrig zu Fäusten, um keine Panikattacke zu erleiden, wobei ich verzweifelt versuchte mein Atem zu regulieren.

Sein Anblick erschütterte mich.

Er lag ruhig unter einer schneeweißen, dicken Decke, die sehr wahrscheinlich die einzige Wärmequelle für seinen so zerbrechlich wirkenden Körper momentan war. Seine Arme lagen jedoch außerhalb der Decke auf dem Bett, wo er an mindestens zwei Geräten jeweils Infusionen erhielt. Welche dies waren? Kein Schimmer! Ich war doch selber nur ein Basketballer.

Er war blass. Krankhaft blass. Was für mich kein seltener Anblick in unserer Beziehung war, aber diese Blässe erschien mir komplett neu. Seine Adern stachen mir förmlich wie Neonfarben entgegen. Direkt erkannte ich auch, wie sehr er erneut abgenommen hatte. Seine Arme waren einfach nur noch... Knochen?...

Ich konnte von meiner Perspektive nur noch seine pechschwarzen Wimpern erkennen, welche ihm seine optische Schönheit selbst in diesem Moment gaben. Seine Lider waren ihm wie im gewöhnlichen Schlaf locker geschlossen, sodass er wie ein friedliches Wesen im Tiefschlaf wirkte.

Seine Atemmaske blockierte mir die richtige Aussicht auf seinen Lippen und der Nase, die davon beschlagnahmt wurden. Selbst Atmen konnte er wieder nicht mehr selbstständig. Ich bekam ebenso den dicken Schlauch an seinem Hals zu erkennen, der mir den Stempel dafür gab, dass Jungkook momentan allein zu nichts fähig war. Nichts. Sein Körper arbeitete nur noch ganz schwach, künstlich.

Ein Wunder, dass er noch lebte, dachte ich mir schluchzend. Die Tränen überkamen mich wieder in einem Stoss, dass ich unkontrolliert zu Boden fiel und mir die Hände auf das Gesicht legte. Nein, ich schluchzte nicht. Ich weinte nicht.
Ich war richtig am heulen und flennen, was wahrscheinlich jeder nun mitbekommen konnte. Mein Körper bebte ruckartig und zuckend, während mein zitternder Rücken mich nur so dazu brachte mit dem Körper nach vorne zu kippen.

Ich konnte nicht mehr.
Ich war am Ende.

Nach minutenlangen Weinen raffte ich mich schwankend auf, damit ich mir einen Stuhl schnappte und diesen an Jungkook's Krankenbett schieben konnte. Ich wollte seine Nähe. Seine so befriedigende und seelenfriedliche Nähe. In der Stille, die uns beide gerade umgab, wo ich realisierte, dass ich so kurz davor war, ihn zu verlieren.

Zaghaft griff ich nach seiner schmalen Hand. Meine verweinten Augen fokussierten sich allein auf das Bild, welches entstand, als ich seine Hand mit die meinen vorsichtig umschloss und somit endlich ein Stück von seiner körperlichen Nähe hatte.

Mal abgesehen von seinem kläglichen Zustand momentan, hatte ich ihn nun monatelang nicht mehr gesehen, nicht mehr berührt. Es war mir eine so große Befriedigung, seine kühle Hand festzuhalten und ihn langsam wieder anzustarren.

„Du bist so stark, Kleines.",wisperte ich kraftlos in die Ruhe hinein, während sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen schlich. Ich begann mich endlich etwas zu entspannen, spürte meinen Körper sich wieder lockern und widmete mich allein seiner Präsenz wieder hin. Eine Hand nahm ich langsam wieder zu mir, damit wir Händchenhalten konnten. Achtsam strich mein Daumen über die zarte Haut seines Handrückens, was mich direkt dazu brachte umso breiter zu lächeln.

„Jungkook.",entkam es mir dann nach einer Weile, in der ich meinen Geliebten doch emotionaler stumm anstarrte. Ich hatte meinen Fokus einzig und allein auf seine geschlossenen Augen gelegt. Meine Hand wanderte ihm langsam hoch zu seinem Oberarm, über den ich ihm behutsam streichelte. Sein Eigenduft überkam mich, umhüllte mich und schützte mich. Mein erster Gedanke war „mein Zuhause".

„Jetzt sitzen wir nach vier Jahren in fast derselben Situation wieder hier im Krankenhaus. Ich sehe dich an und sehe in dir immernoch meinen unfassbar talentierten und zielstrebigen Balletttänzer, dem ich versprach, dass wir gemeinsam nach unseren Sternen, unseren Zielen greifen werden. Schau dich an, wie brav und geduldig du hier liegst, umgeben von den Schwierigkeiten die dir das Schicksal gab."

Die Müdigkeit überkam mich langsam wieder, weshalb ich meinen Kopf auf seine Brust vorsichtig ablegte und meine Augen schloss.

„Du hast mir damals im Krankenhaus versprochen, dass du mich nicht noch einmal verlassen wirst. Dass du mich nicht noch einmal sechs Monate in Stich lassen wirst. Und ich glaube dir, ich vertraue dir. D-Dass du mich nie wieder verlassen wirst! Dass du wieder aufwachen wirst, um mir zu sagen:„Hyung, ich habe es geschafft.".
Und auch wenn du nicht wieder aufwachst, Jungkook, nehme ich es dir nicht übel."

Ich gähnte leise, bis ich seinen leichten Herzschlag hören konnte. Ein aufgeregtes Seufzen überkam meinen Lippen, und ich widmete mich allein dem Takt seines Herzschlages.

„Denn ich weiß, dass nicht mal die größte Distanz uns beide davon abhalten kann, unsere Sterne gemeinsam weiter zu fangen. Ich liebe dich, Jungkook. So, so sehr."

Was ich noch sagte, bekam ich tatsächlich nicht mehr mit. Es war nur noch ein leises Gemurmel, denn ich spürte meinen Körper wieder an Schwere zu nehmen. Dennoch drückte ich ihm mit meiner letzten Kraft einen sanften Kuss auf die Brust auf, bevor ich selber in einen tiefen, tiefen Schlaf fiel.

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Das Aufeinandertreffen hat sich der ein oder andere wahrscheinlich nicht so vorgestellt. ٩(^ᴗ^)۶ Dennoch hoffe ich, dass euch dieses Kapitel auch gefallen hat! <3

Wie waren eure Weihnachtstagen bis jetzt so?? (•̀ᴗ•́)و Welche Geschenke habt ihr erhalten, hehehe! (◍ ˃̵͈̑ᴗ˂̵͈̑)

-Eure Eleja ♡

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt