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• Jungkook PoV •
Ich öffnete meine Augen, spürte die Schwere meiner Lider. Es war eine Beanstrengung, die Augen zu öffnen und das helle Tagessicht zu erblicken. Demzufolge schloss ich sie wieder. Nein, sie fielen mir kraftlos zu, sodass ich wieder in die Leere der Dunkelheit hineinblickte.

Ich versuchte etwas an mir zu bewegen. Mein Finger, mein Arm, mein Kopf. Irgendwas. Doch es ging nicht. Ich war nicht mehr der Herrscher über meinen eigenen Körper. Es waren die Geräte neben mir, die mich wahrscheinlich bei Bewusstsein hielten.

Piep, piep, piep.

Und es lief weiter. Unwillkürlich und nach seinem eigenen Willen. Ich fühlte mich dadurch gezwungen meine Augen wieder zu öffnen. Ein zweiter Versuch, und es geling mir halbwegs. Wenigstens konnte ich nun erkennen, wo ich war. Die hellblaue, dicke Decke unter der mein Körper lag, sowie das breite, allzubekannte Bett, welches mich zu Flashbacks aus meiner Jugend brachte.

Das Krankenhaus. Aber nicht das, wo ich normalerweise war. Die Umgebung, die Atmosphäre schien anders. Das Fenster war offen, und ich vernahm die kühle, frische Luft des Sommers. Dadurch entnahm ich zugleich, dass wir wahrscheinlich eher Morgens hatten als Mittags, wo die Sonne immer ihre Hitze völlig auslebte.

Stimmt, ich war in Daegu. Bei Taehyung. Nein, nicht bei Taehyung. Bei seinen Eltern, seiner Schwester. Ich erinnerte mich wieder. Mir wurde schwindelig, meine Atemwege wurden mir so plötzlich zugeschnürt, und ich kippte unkontrolliert um.

„Tae...",gab ich dennoch ziemlich dissoziiert und abwesend von mir. Ich realisierte noch nichts. Nur, dass ich in einem Krankenhaus lag und niemand gerade bei mir war. Mit meiner einzigen Kraft legte ich meinen Kopf zur Seite, wobei ich das Beatmungsgerät neben mir deutlich erkennen konnte. Dessen dicker Schlauch führte zu meinem Mund, weshalb ich wahrscheinlich überhaupt atmen konnte.

Atmete ich gerade nicht auf rein natürlichen Wege? War ich vielleicht nur wach, weil diese Geräte dies entschieden?

Mein Kopf pochte. Die Fragen überforderten mich, weshalb ich meine Augen wieder schloss und mich der Kraftlosigkeit völlig hingab.

„Herr Jeon, Sie scheinen wieder wach zu sein.",ertönte eine weibliche, behutsame Stimme, die mich dazu brachte meine Augen respektvoll zu öffnen. Eine ältere Dame, die ihre Haare zu einem lockeren Dutt zugebunden hatte und mich warm anblickte. Sie fummelte an den mir bereits aus der Jugend bekannten Geräten herum, wobei ich nach ihrem Handeln eine gewisse Erleichterung verspürte. Sie schien irgendwas ausgeschaltet zu haben, was mich entspannen ließ.

Ich nickte bezüglich ihrer Frage, blickte sie aber hilflos an. Was war denn plötzlich los mit mir? Meine Essstörung konnte es nicht sein, denn ich war seit meinem 18. Lebensjahr nicht mehr rückfällig gewesen. Und dies war die Zeit, wo ich mit Taehyung zusammen kam und er mich im Krankenhaus immer besuchte. Ich zu seinem Baskettballspiel erschien, um sein dankbares, lächendes Gesicht erblicken zu können.

„Geht es Ihnen gut? Wie fühlen Sie sich?",fragte die ältere Frau mich, während sie unangenehme Blicke von mir mied. Ich war ihr dankbar dafür, weil ich mich somit auf die Wahl meiner Wörter konzentrieren konnte. Ich dachte nach. Wie ging es mir? Ich wusste es nicht.

„G-Gut. Mein Körper tut weh.",hauchte ich fast schon tonlos, sodass meine Atemmaske mir beschlug und ich mein Mund direkt wieder schloss. Unwohlig atmete ich tief durch, wobei ich direkt spürte, wie viel Kraft mir das kostete.

„Ja, das Ihr Körper Ihnen noch wehtut, ist tatsächlich nichts Unnormales. Sie sind umgefallen und seit drei Wochen bei uns im Krankenhaus. Erst gerade eben sind Sie uns tatsächlich aufgewacht, worüber ich mich äußerst freue.",fing sie an, leise und bedacht zu mir zu sprechen. Die Frau, die sich als meine betreuende Ärztin herausstellte, nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu mir ans Bett. Mir fiel es dadurch einfacher, ihr respektvoll auf das Gesicht schauen zu können.

„W-Was habe ich?",wisperte ich etwas ängstlich bei dem Gedanken nicht zu wissen, weshalb ich denn nun hier lag. Und das schon seit drei Wochen??? Drei Wochen, in denen ich mich bei Hyung nicht mehr gemeldet habe, obwohl ich ihm dies versprochen hatte. Das war eine so lange Zeit, fast schon ein ganzer Monat! Sprich, insgesamt war die Hälfte von Taehyung's Reise nun vergangen.

„Die Mutter Ihres Freundes hat uns über das vorhandene Vasovagal Syndrom bei Ihnen informiert. Als wir dies in den Akten dann nochmal nachschlugen und uns schlauer machten, konnten wir bereits die ersten Informationen herauslesen. Nach mehreren Untersuchungen über diese Wochen stellten wir nun weiteres fest."
Sie rieb sich nachdenklich über die Stirn, fokussiert auf die Notizen ihres schwarzen Klemmbrettes und seufzte leise auf.

Also war es wieder krankheitsbedingt, dass ich umkippte? Ich wusste bereits, dass diese Krankheit mich bis ans Ende meines Lebens verfolgen würde. Sie war eben nicht heilbar, womit ich mich über die Jahre nun auch abfand. Jedoch waren solche Zeiten, die ich so plötzlich in Krankenhäuser verbrachte keine große Freude für mich. Es war eher eine Folter. Hier zu liegen und ganz genau zu wissen, dass man wieder versagte.

„Um daraus kein langes Geheimnis zu machen, bin ich mal ganz direkt. Bei Ihnen konnten wir eine Glomerulonephritis diagnostizieren. Das ist der Fachbegriff für eine Entzündung der Nieren, vorallem der Nierenkörperchen. Wie es aussieht, schlich sich diese bei Ihnen über die Monate unbedacht auf, bis es zu den körperlichen Symptomen nun kam.",erzählte sie mir endlich, was der Grund für meine Anwesenheit hier war.

Eine Entzündung meiner Niere? So plötzlich und unerwartet. War das etwa ein weiterer Schicksalsschlag, der auf mich wartete? Oder weshalb wurde ich dem Leid des Lebens wieder zur Grunde genommen? Was war der Grund für dieses Leid?

Sie blieb ruhig, um mir einen Moment geben zu können, wo ich alles sacken ließ, bis sie weiter sprach:„Durch Ihre Vorerkrankungen wie z.B. das Vasovagal Syndrom sind Sie ein starker Risikopatient. Dennoch ist es deutlich zu erwähnen, dass nur eine Niere von Ihnen betroffen ist, während die andere völlig gesund ist. Wir müssen einfach in den nächsten Wochen gucken, wie sich das bei Ihnen entwickelt, oder ob Sie allein durch eine medikamentöse Behandlung und Therapie davonkommen."

„U-Und im schlimmen Fall?",flüsterte ich kleinlaut, da ich bereits wusste, dass ich nicht einfach so damit davon kommen würde. Es war eben die Masche der Ärzte einen Patienten zu beruhigen, indem sie versuchten ihnen die möglichen positiven Aspekte hervorzuheben. Das funktionierte aber noch nie bei mir.

„Im schlimmen Fall wird Ihre Niere ihre komplette Funktion verlieren, sodass Sie nur noch eine funktionsfähige Niere hätten. Hierbei kommen verschiedene Möglichkeiten wie zum Beispiel eine Nierentransplantation in Frage. Aber das sind Sachen, die wir ein anderes Mal miteinander besprechen werden, ja? Ruhen Sie sich für heute weiterhin aus."

Mit einem Nicken erlöste ich meine Ärztin anschließend von dem belastenden Gespräch und richtete meinen Kopf wieder zum Fenster. Es beruhigte mich in den Himmel zu schauen sowie gedanklich völlig abzuschweifen. Zu wissen, dass ich eines Tages im Himmel gut aufgehoben sein würde und ich den Leid irgendwann mal eines Tages loswerden würde.

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Jetzt ist es raus, was Koo hat. (⌣_⌣”)
Irgendwie tat es voll weh, dieses Kapitel zu schreiben, weil ich mit diesem Charakter so viel Persönliches verbinde. (´⌣'ʃƪ)

Wie geht es dir zurzeit? Hast du irgendwas Besonderes erreicht oder eben vielleicht nur stinknormale Alltäge hinter dir? Lass uns in den Austausch kommen! ●ω●

-Eure Eleja ♡

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt