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• Erzählerin PoV •
Auch wenn die Temperaturen in Südkorea's städtlichen Daegu im Sommer immer hoch und voller Erwartungen auf ein schönes Wetter waren, sprach der kühle Abend für sich. Der mittlerweile erwachsene Basketballer rannte die Straßen voller Aufregung und Nervosität entlang, nachdem er sich von seinem Taxifahrer verabschiedete.

Es wäre gelogen, wenn er sagen würde, dass er sich doch nicht irgendwie auf seine Familie freuen würde. Jedoch überkippten ihn all die Sorgen und die Frust über das Aufeinandertreffen, sodass für Positives kein Platz mehr in seinem Herzen war. Sein pochendes Herz machte sich deutlich durch das unregelmäßige Beben seiner Brust, als er die stillen Straßen entlang raste.

Seine Hände zitterten von dem ganzen Adrenalin, welches ihn gerade so beeinflusste und durch das schwere Gewicht seines Koffers, was für ihn momentan nur noch eine unnötige Last nach dem stundenlangen Flug war. Auch seine Augen waren glasig durch den kalten Wind, der ihm gegen das Gesicht schlug. Die Müdigkeit überkam Taehyung wie in einem Schlag, als er das elterliche Haus bereits von weitem sehen konnte.

Er würde eine Pause einlegen. Tief durchatmen, sich den durch die Panik und Müdigkeit entstehenden Schweiß von der Stirn wischen. Doch der Gedanke, dass Jungkook nur noch paar Meter von ihm entfernt sein solle, trieb ihn dazu letztendlich weiter zu rennen ohne eine Pause einzulegen. Leider war dem Schwarzhaarigen nicht bewusst, was für eine unerwartete Nachricht er zuhause erwarten würde.

Vor der Haustür angekommen, kramte er nach dem Hausschlüssel, den er all die Monate mit sich trug. Sein Plan war es nämlich Jungkook nach seinen eigentlichen geplanten vier Monaten in Tokyo mit leckerer, simpler Pizza zu überraschen. Er wäre eine Woche vor dem eigentlichen Ankunftsdatum bereits nach Daegu geflogen, um seinen Geliebten so überraschen zu können.

Deswegen hatte er seinen Haustürschlüssel noch.

Als dieser Gedanke ihm wieder hochkam, schossen ihm die Tränen unkontrolliert in die Augen, sodass er schlussendlich ins verzweifelte Schluchzen endete. Zitternd griff er nach dem Haustürschlüssel, womit er die Tür mehrmals versuchte zu öffnen. Das Schluchzen wurde immer lauter und aggressiver, je mehr Gefühle sich in Taehyung anstauten, die ihn fertig machten.

Sobald die Tür offen war, schmiss er seinen Koffer erfüllt von Frust und Verzweiflung in die Ecke des Flures und knallte die Tür hinter sich zu. Derweil fanden seine Tränen den Weg runter auf seine Klamotten und hinterließen klare, deutliche Spuren seiner Traurigkeit und Überforderung.

Tatsächlich brannte noch ein kleines Licht aus dem Türrahmen des Wohnzimmers, wo er ohne zu zögern hin stapfte, nur um mit geschockten Mimiken empfangen zu werden. Seine Mutter, Vater und sogar Soojin saßen seelenfriedlich auf der Couch aneinander gekuschelt und lasen gemeinsam ein Kinderbuch.

Doch als sie Taehyung nach all den Monaten wieder vor sich stehen hatten, weiteten sich ihre Augen. Die Mutter erstarrte in ihren Handlungen, während der Vater seine fassungslose Blicke nicht von seinem großen Sohn nehmen konnte.

„T-Tae??",entkam es stockend von seiner Mutter, die das Buch hastig zur Seite legte, um aufzustehen und auf ihn zuzulaufen. Er jedoch erwiderte ihr breites, überraschtes Lächeln nur mit einem schmerzenden Blick. Sein Kiefer klapperte von der Kälte, die ihn draußen umgab und seine Schultern spürten die wochenlange Last gerade auf sich fallen.

„Nein! Lass mich gefälligst in Ruhe!!",schrie Taehyung seine Mutter voller Wut an, als er bereits sah, dass Jungkook sich nicht im Zimmer befand. Ein mulmiges Gefühl breitete sich bei ihm innerlich aus. Er brachte seine Mutter mit der eigenen tiefen, dominanten Tonlage zum Stehen, die dessen Gemütslage nun zu spüren bekam.

„Wieso?! Wieso tut ihr mir das an??? D-Da kriege ich einmal in meinem verdammten Leben die große, einzigartige Chance mich beruflich weiter zu entwickeln, u-und dann verheimlicht ihr mir etwas?! Das, wovor ich so eine scheiße, riesige Angst hatte und ihr mir ALLE verspracht, dass dies nicht geschehen würde, WURDE NUN REALITÄT!!!!",schrie der erschöpfte Junge seinen Eltern mit voller Kraft in der Stimme entgegen, was anschließend für große Sorge und Schock bei ihnen führte.

„Ihr hattet eine Aufgabe! EINE EINZIGE Aufgabe!!! Auf Jungkook aufzupassen!!! Und Jungkook genauso! Wenn etwas los sei, solltet IHR MIR ALLE Bescheid geben, damit ich wenigstens informiert sei. D-D-Damit ich doch wenigstens ein T-Teil der familiären S-Sorge und dem Mitgefühl sein k-k-kann."

Schluchzend überkam Taehyung der zweite Schauer der Tränen und der Verzweiflung. Alles zerfiel ihm gerade erneut in die Brüche. Alles schien gerade so frustrierend. Am liebsten würde er jeden einzelnen an den Kragen packen und gegen die nächste Wand schleudern. So sehr hatte er seine Gefühle gar nicht mehr unter Kontrolle gehabt, was schon damals eine auffällige Schwäche von ihm war.

Die Stille füllte den Raum. Eine unangenehme Stille, die sich wie das ätzende, langsame Schneiden in die Haut anfühlte. Das Klicken der Uhr, welches ihm gerade so laut vorkam, sodass es in seinen Ohren schmerzte. Seine Eltern, die sich unsichere Blicke austauschten und somit an Taehyung's Nerven kratzten.

Reichten ihnen seine Worte nicht aus, um mit der Wahrheit rauszurücken? Was wollten sie denn noch von ihm? Dass er ihnen vor die Knie fiel? Oder weshalb machten sie denn ein so großes Geheimnis daraus? Was war es, dass so schlimm war, dass Taehyung es nicht erfahren sollte?

„O-Oppa...",kam die hohe, kindliche Stimme seiner lieblichen Schwester, die die ganze Zeit brav auf der Couch saß und ihren Bruder bei dem emotionalen Ausbruch stumm beobachtete. Doch sie war kein kleines Kind mehr. Sie war über die Jahre zu einem wundervollen, jungen Mädchen herangewachsen, was sich an ihrer fürsorglichen Art nun umso mehr zeigte.

Denn sie stand langsam auf. In ihrem blauen Schlafkleid sah jeder Schritt von ihr so vorsichtig aber auch elegant aus. Ihre schwarzen, großen Locken, welche sie von ihrer Mutter hatte und somit wie Taehyung's Zwilling aussehen ließen, fielen ihr ordentlich gekämmt über die Schultern.

Sie schlang ihre Arme um Taehyung's Bauch, damit sie ihn an sich drücken konnte. Ihr Kopf ruhte an dessen Oberkörper, weshalb Tae mit tränenden Augen zu ihr runterschaute. Er verstand nicht genau, was die Kleine nun von ihm wollte. Schließlich war er gerade nicht in der besten Stimmung. Dennoch legte er seine Hand auf ihr Hinterkopf, da er dachte, sie wolle nur, dass er sich nicht mehr aufregte.

Letztendlich war sie aber diejenige, die Taehyung ohne zu zögern von dem Schmerz erlöste, indem sie sagte:

„Oppa, Jungkook ist im Krankenhaus. Als ich mit ihm Eis essen war und wir zuhause ankamen, fiel er plötzlich um und stand nicht mehr auf. I-Ich hatte so eine große Angst um ihn. Tage davor ging es ihm schon nicht gut. Ich sah ihn oft zusammenbrechen, wobei er mir versprach, dass alles gut sei. Bis er dann umfiel und Papa ihn ins Krankenhaus fuhr."

Sie hob ihr Kopf langsam an, schenkte Taehyung ein sanftes Lächeln und sprach dann weiter.

„Die Ärzte haben gesagt, dass Kookoo eine Nierenkrankheit hätte, weshalb er körperlich mit seinen eigentlichen Krankheiten zu gar nichts mehr in Stande war. Er wurde einmal wach, wo er die Diagnose erhielt. Aber dann schlief er nach zwei Tagen wieder ein und ist nicht mehr wach geworden. Bis heute ist er in diesem „Schlaf", seit Wochen."

Wieder machte sie eine kleine Pause, während ihre Eltern dem Geschwisterpaar besorgte Blicke zuwandten.

„So gebe Jungkookie bitte keine Schuld dafür, dass er sich sooooo lange nicht mehr bei dir gemeldet hat! Wenn er konnte, hätte er es getan. Es ist allein Mama's, Papa's und meine Schuld, dass wir dir nichts gesagt haben, weil wir wollten, dass du weiter erfolgreich bist!",endete die Kleine ihre Worte, drückte ihrem großen Bruder einen sanften Kuss auf seinen Bauch auf und hüpfte seelenfriedlich wieder zurück auf die Couch.

Taehyung jedoch stand kurz vor einem Zusammenbruch, nachdem er die ganze Wahrheit erfuhr. Er starrte abwesend auf den Boden, spürte kaum noch etwas von der Außenwelt auf sich wirken.

„Gibt mir sofort die Autoschlüssel.",raunte er nur noch wutentbrannt, bevor er seinen Kopf mit eisiger Kälte im Blick anhob und sich anschließend auf den Weg zum Krankenhaus machte.

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Wer hätte gedacht, dass unsere kleine Soojin so eine große Aufgabe auf sich nehmen konnte? (´⌣'ʃƪ)♡

Aber das kleine Abenteuer voller Gefühle geht ja noch weiter. Habt ihr spezifische Wünsche, die ich noch mit einbauen soll? (>^ω^<)

-Eure Eleja ♡

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt