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• Jungkook PoV •
„Jungkook Hyung, wieso kriege ich das bloß nicht hin? E-Es tut mir leid, ich gebe mein Bestes.",ertönte die zittrige Stimme meines Schülers, während er sich am Barre erschöpft abstützte und seinen Kopf bedrückt senkte. Gerade übte ich mit ihm den Grand Jéte, wobei er als 14-Jähriger natürlich noch seine Schwierigkeiten hatte. Vorallem bei so einer herausfordernden Figur. Es gäbe bestimmt viele, die es in dem Alter bereits gemeistert hätten, aber jeder entwickelte sich individuell. Während die einen bereits Springen konnte, konnte der andere sich mehrfach drehen.

Umso verständnisvoller ging ich auf Yuki zu, der mir seinen Rücken zuwandte. Behutsam ließ ich ihm meine Hand über die Schulter streichen, als ich sagte:„Alles zu seiner Zeit, Yuki. Das ist so eine schwere Figur. Es braucht eben etwas, bis du es hinkriegst. Und nur, weil ein zwei aus dem Kurs den Grand Jéte drauf haben, heißt es nicht, dass du es direkt auch muss."

Er erinnerte mich stark an mich selber. Yuki war eine sehr schüchterne Person, was ich über die ersten Wochen als „Lehrer" für diesen einen Kurs bemerkte. Manchmal stand er ruhig in der Ecke mit seiner Wasserflasche und beobachtete seine Mitschüler*Innen mit einem faszinierten Funken in den Augen, dennoch, er selber hielt sich zurück.

Aber mit seinen wilden, schwarzen Locken und den ganzen Muttermalen auf dem zarten Gesicht erinnerte er mich gleichzeitig auch an Taehyung, weshalb ich automatisch begann zu lächeln, als er mir seinen unsicheren Blick zuwandte.
Er zupfte mit seinen kleinen Fingern am enganliegenden Top, welches seiner schlanken Figur schmeichelte und kaute dabei auf seiner Unterlippe herum.

„A-Aber ich habe so hart daran gearbeitet. I-Ich... I-Ich war zuhause viel besser! D-Da hat es doch auch so gut geklappt, und jetzt, ausgerechnet hier bei dir klappt es nicht, Hyung."

Immernoch erschöpft senkte er seinen Kopf schnell wieder, um keinen Augenkontakt mit mir aufbauen zu können. Etwas besorgt über den Kleinen vor mir seufzte ich leise auf und sagte:„Manchmal versuchen wir vieles, wollen vieles schaffen und arbeiten dafür so hart, und am Ende kriegen wir es aber nicht hin. Damit will ich dir sagen, dass es völlig okay ist, wenn es heute nicht vollständig geklappt hat. Denn dafür habe ich heute viele andere Dinge an dir gesehen, die mich ziemlich glücklich machten."

Ruckartig schaute er wieder hoch zu mir, wobei seine dunklen Augen einen neugierigen Schimmer annahmen und er mich fragte:„W-Welche Dinge denn?"
Mit einem leichten Kopfnicken nach Rechts deutete ich ihm an, dass wir beide zu den Bänken gehen sollten, damit er etwas trinken konnte und wir unsere Taschen packten.

„Deine Mimik beim Sprung verbesserte sich. Du wirktest nicht mehr all zu angespannt. Auch deine Arme wirkten da oben recht kontrollierter, sowie deine Körperhaltung. Die Schultern waren schön zurück und die Brust „stolz" rausgestreckt. Das sind alles Dinge, die letzte Woche gar nicht so ausgeprägt da waren. Und heute habe ich sie deutlich erkannt. Ich sehe, wie viel du übst und lernst. Ich bin stolz auf dich, Yuki. Wenn du weiterhin so viel arbeitest, dann wirst du eines Tages die Früchte davon ernten!",erzählte ich ihm alles, was ich mir heute auch bereits notierte, während des Ballettunterrichts.

Im Ganzen machte es mir unfassbar Spaß die Jugendlichen zu unterrichten sowie ihnen bei vielem helfen zu dürfen und zu können. Sie gaben mir durch ihre erfreuten Blicken oder dem aufgeregten Klatschen nach einer kleinen Vorführung einer Figur ein gutes Gefühl. Es war das Gefühl von Anerkennung und Wertschätzung, womit ich mich psychisch aufbaute. Womit sie mir zeigten, dass ich über die Jahre selber viel erlernte... Es war ein wundervolles Empfinden.

„W-Wow, danke. Danke!! I-Ich merke mir deine Worte und nehme sie mir zu Herzen."
Mit einer respektvollen Verbeugung und seiner Wasserflasche verschwand er letztendlich in der Kabine, wo sich die Schüler sowie auch ich damals immer umziehen konnten. Mit einem zarten Lächeln schaute ich ihm erfreut hinterher, während ich meine eigene Tasche packte und plötzlich zwei Arme um meinen Körper ruhen spürte.

„Du wirst wohl nie aufhören eine Inspiration für jeden einzelnen von uns zu sein.",erklang die tiefe Stimme meines Freundes an meinem Ohr, welches er hauchzart entlang küsste. Dementsprechend hob ich meine Mundwinkel zufrieden an, wobei ich es nicht vermeiden konnte direkt rosa auf den Wangen zu werden. Trotz meiner Verlegenheit drehte ich mich mit meiner Tasche auf den Rücken zu ihm und blickte in ein grinsendes Gesicht.

Taehyungs Augen strahlten immer ein großes Selbstbewusstsein und seine Lebensfreude wieder, was mich immerwieder auf das Neue ansteckte, sodass ich ebenso anfing zu lächeln.

„Ich war nur ehrlich mit ihm. Vielleicht hätte ich ihm davor bereits von seinen Verbesserungen erzählen müssen, dann wäre er bestimmt nicht so verunsichert gewesen.",gab ich seufzend von mir, als ich Taes Hand an meinem Hinterkopf spürte und diese anschließend meinen Kopf an dessen Brust ranführte. Den anderen Arm hatte er wie so oft um mich gelegt.

„Nein, sag sowas jetzt nicht, Baby. Bitte. Sogar ich beim Stalken habe vorhin gesehen, wie fröhlich der Junge gestrahlt hat. Er ist einfach nur genauso wie du: Manchmal zu hart zu sich selber! Umso mehr haben ihm die Worte von dir gut getan. Du hast alles richtig gemacht, ja?",hörte ich den Schwarzhaarigen konzentriert sprechen, während er uns spielerisch hin und her schaukelte, sodass ich zu lachen begann.

Langsam hob ich meinen Kopf an, um ihm auf das lächelnde Gesicht schauen zu können, während ich meine Hand auf dessen Wange ablegte und anfing ihm verloren darüber zu streichen. Verloren in seinen wertschätzenden und ehrlichen Blick, der mir immer einen festen Halt gab.

„Du weiß immer, was du sagen muss, um mir meine aufkommenden Sorgen wegzuschlagen.",erzählte ich ihm leise von meinem Gedanken, was er mit einem verlegenen Lächeln erwiderte. Seine Hände fuhren mir durchgehend über die Taille runter zur Hüfte, die er mit seinen festen Griffen für sich beschlagnahmte.

„Ich will einfach nur, dass du dir nicht zu viele Gedanken machst. Denn du Schlingel machst das viel zu oft.",erwiderte er meine Worte in einem spielerischen Ton, weshalb wir beide ins Schmunzeln gerieten und er letztendlich unsere Lippen zu einem zarten Kuss verband. Unwillkürlich schloss ich meine Augen, als er mich an seinen großen Körper ran drückte und mich die Wärme direkt überkam.

„O-Oh.",hörten wir beide nur noch, was der Grund für mein abruptes Lösen von ihm war. Nicht, dass ich nicht zu unserer Beziehung stand. Es war nur so, dass es mir einfach generell unangenehm war ihn in der Öffentlichkeit zu küssen. So war ich eben als ziemlich schüchterner Mensch.
Nun stand Yuki paar Meter von uns entfernt. Seine Augen weiteten sich überrascht, wobei er den Träger seiner Hängetasche fester zudrückte.

„Jungs dürfen sich a-auch küssen? Wie cool ist das denn?",entkam es ihm immernoch sichtlich überrascht, was ich mit einen hochroten Gesicht erwiderte. Taehyungs Hände ruhten nur noch leicht an meiner Hüfte, als er seinen verwunderten Blick Yuki zuwandte.

Dieser schaute Taehyung vorerst ziemlich eingeschüchtert an, sobald er bemerkte, was er da sagte und wahrscheinlich realisierte, wie groß Tae mit seinen 1,87m im Gegensatz zu ihm war.

„Natürlich! Daran ist nichts falsch. Im Gegenteil, es fühlt sich gut an einen Jungen zu küssen. Wer weiß, vielleicht wirst du deinen ersten Kuss auch mit einem coolen Kerl haben!",sprach Taehyung völlig friedlich und breit am Lächeln zu Yuki, der ihn mit großen Augen überfordert anschaute. Dadurch, dass er Soojin als kleine Schwester hatte, wusste er, wie man mit viel Jüngeren umgeht.

Sobald er aber den ersten Kuss mit einem Jungen ansprach, lächelte der schlanke Tänzer neben uns etwas verträumt. Für einen Moment schien er wie abgetaucht in seinen Vorstellungen, bis er leise sagte:„G-Genau. W-Wer weiß? N-Na, dann... Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Nachmittag."

Wieder verbeugte er sich vor uns und bevor ich noch etwas sagen konnte, war der kleine Lockenkopf bereits durch die Tür verschwunden und ließ mich mit meinen schwarzhaarigen Lockenkopf zurück.

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt