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• Jungkook PoV •
Voller Nervosität stand ich gerade vor dem Tanzraum, während ich mit der einen Hand mit meinen Haarsträhnen rumspielte. Durch die ganzen Hormonen, die mir gerade durch den Körper strömten, erröteten meine Wangen bereits, womit ich wahrscheinlich wie ein kleines Baby aussah.

Heute war der Tag gekommen, wo ich die neuen Balletttänzer*Innen zu ihrer zweiten Stunde an dieser Schule kennenlernte. Die erste Stunde hatten sie bereits mit Frau Choi gehabt, wofür ich mehr als nur dankbar war, da ich so viel Verantwortung auch nicht noch übernehmen wollte. Dazu würde das Herumführen durch die Schule, den Tanzräumen sowie das Vorstellen der Lehrer*Innen dazugehören.

Mit meiner schüchternen Art war dies wirklich nichts für mich gewesen. Dennoch wollte ich all die neuen Balletttänzer*Innen kennenlernen. Herausfinden, was sie hierher führte und wie sie auf das Ballett kamen. Es faszinierte mich, zu wissen, dass sich jeder von ihnen von mir unterrichten lassen würde. Sie würden mich mit anderen Augen betrachten. So, wie ich all die Jahren zu den ganzen Profis und Coaches hochgeschaut hatte.

Versteht mich nicht falsch. Ich war noch lange kein Profi. Ich war immernoch ein ganz einfacher Balletttänzer, aber jahrelange Erfahrung besaß ich, womit ich schon bei ihnen punkten konnte.

„Du wirst es schon schaffen. Es ist völlig ok nervös zu sein, Jungkook. Aber vergiss nicht, wofür du das Ganze tust. Undzwar, um Wissen, Talent und Eigenschaften weiterzugeben. Sei mit vollem Herzen dabei, ja?",ertönte Solars Stimme am anderen Ende des Handys, welches ich unsicher an meinem Ohr hielt. Vertieft in meinen Gedanken senkte ich meinen Blick, um der sanften Stimme meiner besten Freundin zuzuhören.

Ich war ihr dankbar für ihre Unterstützung, auch, wenn sie bereits ebenso auf eine Universität ging und dementsprechend nicht immer Zeit für mich hatte, die sie sich letztendlich trotzdem holte.

„Das werde ich machen. O-Okay, der Raum füllt sich immer mehr, sodass ich jetzt auflegen würde. Ich schreibe dir später.",antwortete ich ruhig, während ich aufgeregt mit den Füßen auf und ab wippte und tief durchatmete. Ich wollte bloß nichts falsch machen, war mein Gedanke, als ich schlussendlich auflegte und den Tanzraum betrat.

Während die einen noch vertieft am Unterhalten waren, tranken die anderen noch einen Schluck von ihren Getränken, bevor es dann so richtig losging. Mit einer aufrechten, erlernten Körperhaltung stand ich ganz vorne, um alle Schüler*Innen mit einem ruhigen Lächeln zu begrüßen. Dabei wartete ich geduldig darauf, dass alle sich erstmal auf den Bänken versammelten.

Tatsächlich konnte ich drei Jungen erkennen, was mich wirklich überraschte. Ich dachte zurück an die Zeit, wo ich in meinem Jahrgang noch der einzig männliche Balletttänzer war. Dann aufeinmal drei Jungen zwischen den ganzen Mädchen zu erkennen, machte mich ziemlich glücklich.

Ich spürte die Aufregung, wie sie sich in meiner Brust sammelte und ich dadurch meine gefalteten Händen zudrückte. Ich konnte es nämlich kaum mehr abwarten ihnen alles beizubringen beziehungsweise zu zeigen, was für ein wundervoller Weg ihnen noch bevorstand.

„Guten Tag alle zusammen.",begrüßte ich meine Schüler*Innen in einem herzlichen Ton. Denn trotz meiner Schüchternheit lernte ich über die Jahre als Balletttänzer diese auch abzulegen. Auch, wenn es mir immernoch ziemlich schwer fiel.

Während die einen mich vorfreudig anlächelten, schauten die anderen eher neugieriger oder ruhiger. Allein durch ihre Mimik, Körperhaltung sowie die Gestik konnte ich bereits einzelne Merkmale an den zukünftigen Tänzer*Innen erkennen.

Es war immer so, dass die Schüler*Innen von den Lehrer entweder in selbstbewusst & dadurch automatisch leistungsstark eingestuft wurden oder eher schüchtern, unsicher & dadurch automatisch schlechter. Etwas, was meiner Meinung niemals so sein durfte. Das war aber leider an den meisten Schulen auf dieser Welt so, weshalb ich meinen Job umso besser machen wollte. Sie sollten sich bei mir sicher und gut aufgehoben fühlen.

Jeder hatte bei mir eine Chance gehabt, gefördert zu werden.

„E-Es freut mich wirklich total euch alle kennenzulernen und mich als euer vorerst neuen Lehrer vorzustellen. Mein Name ist Jeon Jungkook, und ich bin 22 Jahre alt. I-Ihr könnt mich gerne bei Vornamen nennen. Momentan bin ich nämlich selber erst ein angehender Student im Bereich Tanz und Choreografie. Dadurch, dass ich selber ein Schüler an dieser Schule hier war, gab mir Frau Choi die Chance euch in den erwähnten Bereichen zu unterrichten.",versuchte ich meine Worte so authentisch wie möglich rüberzubringen, da ich wirklich niemanden langweilen wollte. Aber ich bemerkte, wie mir tatsächlich jeder einzelne aufmerksam zuhörte, was mir eine gewisse Bestätigung in dem gab, was ich tat.

„Ich finde diese typischen Vorstellungsrunden echt schrecklich, in denen man sich mit Name, Alter und Hobby vorstellt, weshalb ich dies euch ersparen möchte." Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf, als ich meine Worte ehrlich aussprach, wodurch der Kurs begann zu lachen. Auch meine Mundwinkel hoben sich an, als ich bemerkte, bisher noch keinen Fehler gemacht zu haben.

„A-Also, wenn keiner von euch mehr Fragen hat, dann würde ich erstmal ganz entspannt mit von euch bereits erlernten Techniken beginnen. Diese führt ihr einzeln nacheinander vor, damit ich schon einschätzen kann, wo euer Niveau bereits liegt. Dadurch lerne ich die ersten von euch auch kennen.",sprach ich eher sanfter, so, wie ich normalerweise auch kommunizierte. Ich wollte meine eigentliche, richtige Art und Weise behalten und somit die Balletttänzer*Innen empfangen und nicht als autoritäre Lehrkraft.

„Jungkook, du bist wirklich hübsch!",ertönte die Stimme eines jüngeren Tänzers -maximal 14 Jahre alt, der nervös mit seinen Fingern rumspielte. Gerade, als ich nach meinem Klemmbrett schnappen wollte, nahm ich die noch recht zarte Stimme des Jungen wahr, der mich mit seinen schimmernden, dunklen Augen anblickte. Er hatte große Locken, die ihm ordentlich von der Stirn gestrichen lagen und wirkte mit seinem Ausdruck ziemlich schüchtern.

Bei all meinen Gedanken bemerkte ich vorerst nicht, wie ich bei seinen Worten stark errötete. Ich bekam sowas nicht täglich gesagt und hatte über die Jahre immernoch mit präsenten Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen, weshalb mich seine Worte ziemlich stärkten.

Mit einem doch recht schüchternen Lächeln verbeugte ich mich etwas aus der Ferne, was er mir direkt nachahmte, bis er sich zu den anderen hinstellte, die bereits aufgestanden und auf Position gegangen waren.

Und somit begann meine allererste Stunde als Lehrer für angehende Balletttänzer*Innen.

вαʟʟεт ʟσνε ² : тαεκσσκ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt