Kapitel 16 ~Choni~

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Ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so nervös wie in diesem einen Moment, gleich würden wir die Szene drehen, vor der ich mich so lange gefürchtet hatte: den ersten Kuss von Cheryl und Toni. Ich war sowieso schon ein emotionales Wrack, da ich den ganzen Tag für Cheryls Szenen heulen musste und jetzt noch das. Ich versuchte alles, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich super nervös war und versuchte mich zu beruhigen. Vanessa schien komischerweise überhaupt nicht aufgeregt zu sein, denn sie saß völlig entspannt auf ihrem Stuhl und wartete darauf, dass der Dreh starten würde.
Trotz aller Nervosität freute ich mich tief im Inneren darauf Vanessas Lippen wieder auf meinen zu spüren, auch wenn die Umstände nicht ganz so schön waren. Versuch es einfach zu genießen, Madelaine, auch wenn es alles nur gespielt ist, machte ich mir Mut, kurz bevor wir aufgerufen wurden, um zu starten.
Ich saß auf der Bank, ein Beamer strahlte einen Film an die Wand und die Tränen liefen mir aus meinen Augen. Den ganzen Tag über hatte ich für eine Szene nach der anderen geweint und immer hatte ich dabei den selben Gedanken: das wunderschöne brünette Mädchen, das nun durch die Tür krachte und verzweifelt nach Cheryl rief. Nach Cheryl, nicht nach mir , das war das Problem. Fall nicht aus deiner Rolle, befahl ich mir innerlich und stand auf, um zu Vanessa zu gehen. Wir vielen uns erschöpft und erleichtert ich die Arme und ich fing an zu schluchzen. Als wir uns einige Sekunden später wieder von einander lösten war es soweit, wir schauten uns tief in die Augen, in meinem Kopf flogen all unsere gemeinsamen Momente an uns vorbei, wodurch die Tränen nur noch mehr liefen und dann nahm Vanessa mein Gesicht in ihre Hände und ehe ich mich versah, presste sie ihre Lippen auf meine und wir küssten uns. Die Zeit blieb stehen und alles drehte sich um uns. Erst in diesem Moment fiel mir wirklich auf wie sehr ich diese Lippen wirklich vermisst hatte. Doch so schön dieser Moment auch war, er endete als Camila, also Veronica reingerannt kam und uns unterbrach. Den Rest der Szene bekam ich nicht wirklich mit, da ich völlig hypnotisiert war und einige Minuten später rief jemand "Cut" und der zu tränengerührte Roberto kam angelaufen, um uns für die Arbeit zu gratulieren. Ich, immer noch in Trance, nickte nur dankend und begab mich auf schnellstem Wege, an allen Leuten vorbei, nach draußen. Ich brauchte dringend frische Luft. Ich hatte das Gefühl in der Menschenmenge am Set zu ersticken und wollte einfach nur allein sein. Ich setzte mich auf einen Felsen, einige Meter entfernt von Set, zog meine Beine an und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Ich versuchte es zurückzuhalten, aber die Gefühle überrannten mich und die Tränen kullerten aus meinen Augen und einige Schluchzer krochen meinen Hals nach oben. So saß ich da, völlig allein und verloren.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, es hätten bloß Sekunden vergangen sein können oder auch Stunden, als ich plötzlich ein Knacken hörte und aufschreckte. Einige Meter entfernt stand Vanessa und schaute mich, ein Häuflein Elend mitleidig an. Oh man, wie sehr ich mich sonst freute sie zu sehen, so sehr hasste ich es in diesem Moment, ich konnte es nicht ertragen ihr in die Augen zu sehen. Sie kam langsam auf mich zu und setze sich neben mich auf den Felsen. So saßen wir eine Weile und blickten beide schweigend in den Himmel, bis Vanessa die Stille unterbrach und sich zu mir drehte. "Mads,..." hörte ich sie sagen, bevor ihre Stimme brach und sie schluchzte. Voller Sorgen drehte ich mich zu ihr und blickte mit meinen Augen in ihre. Sie hatte geweint, denn ihre Augen waren rot angelaufen und glasig und es liefen einige Tränen über ihre Wangen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte sie fragen, was los sei, doch es kam kein Wort aus meinem Mund und ihr schien es genauso zu gehen, denn wir schauten uns weiter einfach nur an.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, atmete tief ein und stieß ein "Ich kann das nicht mehr" aus. Ich erwartete, dass sie fragen würde, was ich meinte, doch stattdessen schaute sie mich an und nickte einfach nur. "Ich weiß, ich auch nicht." brachte sie kurz darauf heraus. Ich wollte gerade ansetzen und fragen, was sie meinte und was wir tun sollten, als sie ihren Zeigefinger auf meine Lippen legte und mich zum Schweigen brachte. Etwas überrascht schaute ich sie fragend an und merkte, dass ihr Blick zwischen meinen Augen und meinen Lippen schwankte. Bevor ich mich gefasst machen konnte, auf was folgend würde, ergriff sie meine Wangen, zog unsere Köpfe zusammen und drückte ihre Lippen leidenschaftlich auf meine. Ich brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was gerade passierte, bis ich den Kuss erwiderte und vertiefte. Wir beide verloren uns völlig im Kuss und hörten erst auf, als wir beide durch den Sauerstoffmangel geweckt wurden. Wir lösten uns langsam voneinander und schauten uns tief in die Augen. Beide mussten wir schmunzeln und irgendwann legte Vanessa ihren Kopf auf meine Schulter und kuschelte sich an mich. So saßen wir da, keiner sagte ein Wort, aber auch kein Wort hätte unsere Gefühle in diesem Moment beschrieben und wir verstanden uns auch so.


(Hey, ich würd mich über und Kritik freuen. Wenn du es gut fandest, freue ich mich natürlich auch über ein Sternchen. Danke fürs Lesen.)

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