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POV Iwaizumi
Ich ging frisch angezogen in mein Zimmer zurück, wo Shittykawa auf mich wartete. "Gehst du jetzt?" Wollte er wissen. Ich nickte knapp und packte meine Tasche. "Wobei braucht sie eigentlich Hilfe?" Ich hielt kurz inne. Ich hasste es so ausgefragt zu werden und er wusste das ganz genau! "Sie will ihren Garten umpflanzen und hat da diesen Baum, der tief verwurzelt ist. Den will sie fällen und mitsamt seinen Wurzeln entsorgen. Und da sie das nicht alleine schafft, hat sie mich um Hilfe gebeten." Erkläre ich ausführlich, damit er keinen Grund hat, weiter nach zu fragen. Und tatsächlich, er schweigt.
"Okay. Ich hab alles. Kommst du mit raus oder willst du noch hier bleiben. Rin findet sonst sicherlich irgendwas, um sich mit dir zu beschäftigen." Warnte ich ihn und er schüttelte lachend den Kopf. Ich musste lächeln. Sein Lachen war ehrlich...
"Nein nein. Ich geh mit dir raus." Sagte er und nahm seinen Kram. Zusammen gingen wir runter und Oikawa wurde nochmal kritisch von meiner Mutter begutachtet. "Versprich mir, dass du genug essen wirst!" Sagte sie und nahm ihn nocheinmal liebevoll in den Arm. Oikawa lächelte und erwiederte die Umarmung. Ich lief zur Tür und hielt sie auf. "Beeil dich Shittykawa!"
Schnell kam er zu mir gerannt und winkte meiner Familie zum Abschied. Wir liefen schweigend neben einander her, bis wir zur Kreuzung kamen. "Sag Mal Trashykawa... Ist in letzter Zeit alles in Ordnung bei dir?" Fragte ich und sah ihn nicht an. Ich wollte eigentlich nicht, dass irgendjemand mich so fürsorglich sah, aber bei ihm konnte ich nicht anders. Er war mein bester Freund und ich machte mir mehr Sorgen um ihn, als um sonst jemanden. Ich wusste von seiner Familie und auch, dass er von seinen eigenen Eltern, wie Luft behandelt wurde.
"Ja klar. Warum?" Er log. Ich wusste es genau. Mit der Zeit hatte ich ein Gespür dafür entwickelt, wann er mich anlog und wann nicht.
"Erzähl keinen Scheiß, Oikawa!" Murrte ich mit Nachdruck. "Dir geht es wieder schlechter, hab ich Recht?" Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er schluckte und sich leicht anspannte.
Abgesehen davon, dass er von seinen Eltern ignoriert wurde, gab es da noch etwas, was niemand außer mir wusste. Und selbst das, hatte ich nur durch einen Zufall herausgefunden.

~Flashback (Toru und Hajime sind Beide 10 Jahre alt)~
Ich lief gerade zu Toru nach Hause. Er war heute krank gewesen, also brachte ich ihm den ganzen Schulkram. Ich blieb vor seinem Haus stehen und wollte gerade klingeln, als ich bemerkte, dass die Tür offen stand. Verwundert und auch mistrauisch schob ich die Tür leise auf. Ich sah mich um und konnte niemanden entdecken. "Toru? Bist du da?" Rief ich zögerlich. Kurz darauf hörte ich etwas klirren. Das kam von Oikawas Zimmer. Besorgt rannte ich zu ihm hoch.
Als ich in sein Zimmer kam, blieb mir fast das Herz stehen. Mein bester Freund kauerte zitternd in einer Ecke, die Augen vor Angst weit aufgerissen und aus seinen Armen quoll Blut.
"Toru..." Flüsterte ich, doch er schien mich nicht zu hören.
"Ich bin allein.... Ganz allein... Wieso sollte ich hier bleiben... Es wird mich niemand vermissen... Ich kann doch jetzt gehen...." Er brabbelte ununterbrochen so ein Zeug vor sich hin. Erst jetzt bemerkte ich die Scherbe in seiner Hand die sich langsam und zitternd zu seinem Unterarm bewegte. Mir wurde eiskalt und ich hatte noch nie so große Angst wie in diesem Moment. Meine Mama hatte mir Mal erklärt, dass man daran stirbt, wenn man sich den Unterarm aufschlitzt.
Schnell rannte ich auf meinen besten Freund zu. "TORU HÖR AUF!" Tränen liefen über mein Gesicht. Ich schlug ihm die Scherbe aus der Hand und verpasste ihm eine heftige Ohrfeige. Wie erstarrt blickte er mich an, bevor er zu weinen begann. "I-iwa-Chan... Ich bin so alleine...." Schluchzte er. Ohne zu zögern umarmte ich ihn fest und drückte ihn ganz doll an mich. Ich spürte, wie er am ganzen Körper zitterte und strich ihm beruhigend über den Rücken. "Es wird alles gut Toru... Ich bin für dich da... Ich werde dich immer beschützten, versprochen! Ich hab dich lieb Toru!" Ich hatte einfach drauf los geredet. Bei meinem letzten Satz, hörte er schlagartig auf zu zittern. Er hob zögerlich seine Arme und erwiederte meine Umarmung. Er klammerte sich an mich und ich ließ ihn nicht mehr los. Ich werde ab jetzt auf dich aufpassen. Toru Oikawa! Es war ein Versprechen. Sowohl für ihn, als auch für mich. Sanft löste ich mich von ihm und rannte dann ins Bad um Verbände zu holen. Ich hatte es Mal bei unserem Trainer gesehen, wie man Leute verband und umwickelte nun vorsichtig Oikawas Arme. Danach schleppte ich ihn raus auf die Straße. Das mein T-Shirt ebenfalls blutig war, war mir egal. Ich zog meinen besten Freund hinter mir her. Hier musste doch irgendwo jemand sein. Ich schrie um Hilfe, so laut ich nur konnte. Irgendwann brach Oikawa zusammen und Panik überkam mich. Voller Angst nahm ich ihn hoch und lief weiter, bis ich endlich jemanden fand. Schnell erklärte ich der Frau meine Situation und sie rief sofort den Krankenwagen. Mein bester Freund wurde ins Krankenhaus gebracht und unsere Eltern informiert. Und bis Oikawa aufwachte, wich ich ihm nicht von der Seite. Ich übernachtete im Krankenhaus und ließ ihn nicht mehr aus den Augen.
~Flashbackende~

Seit diesem Vorfall hatte Oikawa immer wieder diese Anfälle. Das seine Eltern durch ihn hindurchsahen, hatte sich schädlich auf seine Psyche ausgewirkt und irgendwann kam das, in Form dieser Anfälle, zum Vorschein. Jedes Mal, wenn er diese Anfälle hatte, hatte ich Angst um ihn. Deshalb haben wir abgemacht, dass ich bei ihm bleibe, wenn es ihm schlechter geht.
Ich sah ihn durchdringenden an. "Wenn ich mit Kiria fertig bin, komm ich zu dir, okay?" Er nickte nur unbeholfen und wandte sich zum Gehen. "Hey Oikawa... Es wird alles gut." Murmelte ich besänftigend.
Leicht besorgt machte ich mich auf zu Kiria.
Die Blauhaarige begrüßte mich freudig und den restlichen Tag verbrachten wir damit, eine alte Eiche zu fällen und ein Loch zu graben um die Wurzeln zu entfernen. Als es 17 Uhr war, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Meiner Familie erklärte ich, dass wir ein aufwändiges Schulprojekt machen mussten und das ganz vergessen hatten, weshalb ich für einige Tage zu Oikawa ziehen würde. Sie kauften es mir ab und so lief ich zügig bepackt mit einer Tasche zu meinem besten Freund.

Oikawa x IwaizumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt