t w e l v e

2.3K 233 15
                                    

Aufgeregt wippt Harrys Bein auf und ab als er das Handy in seiner Hand betrachtet.
Er kann sich seine Nervosität irgendwie nicht erklären und gleichzeitig kommt sie ihm vollkommen legitim vor, wenn er sich überlegt, was er gleich fragen und anschließend erfahren wird.

Er hat sich die Nummer seiner Mutter jetzt bestimmt schon so oft durchgelesen, dass er sie mittlerweile auswendig kann.
Nach 10 Minuten intensivstem Nachdenken und zweifeln, drückt Harry endlich auf den grünen Knopf und hält sich das Handy ans Ohr.

Nach drei freizeichen, die sich anfühlen wir eine Ewigkeit, hebt Harrys Mutter ab und begrüßt ihn herzlich.
"Wir müssen reden, mum." Sagt Harry leise und erst gibt es eine kurze stille auf der anderen Seite der Leitung, bis Anne seufzt und antwort.
"Ja, ich weiß..."

Im Laufe des Telefonats stellt sich heraus, dass Mike sie nach dem Gespräch mit Harry angerufen hat, um ihr nahezulegen, mit Harry zu sprechen.
Dementsprechend vorbereitet war sie auf Harrys fragen aber dieser verstand nichts, wieso sie nicht vorber angerufen hat.

Er ließ keine Frage aus und verlangte jedes noch so kleine Detail, egal wie schwer es auch war zu hören.
Er hatte Probleme alle Informationen zu verarbeiten aber am Ende machte alles einigermaßen Sinn.
Er fühlt sich schlecht für seine mum aber sagen tut er dies in diesem Moment nicht.
Er war zu aufgewühlt aber auch enttäuscht und traurig um gerade Sympathie für seine Mutter zu empfinden, egal wie herzlos sich das anhören mag.
Ihm ist bewusst, dass es nicht ihre Schuld ist. Ihm ist auch bewusst, dass es bestimmt schwer für sie gewesen sein muss, aber in diesem Moment konzentrierte er sich voll und ganz auf sich selbst.

Nachdem die beiden aufgelegt haben, schreibt er den jungs und erzählt ihnen grob, was passiert ist.
Sie verabreden sich kurz für den nächsten Tag und danach legt Harry sein Handy auf den Nachttisch.

Er nimmt eine kurze, heiße Dusche, wünscht Dee und Mike eine gute Nacht, nachdem er auch den beiden kurz von dem Telefonat erzählt hat, und geht dann ohne Umwege ins Bett.

***

Harry's Samstag startet mit Kopfschmerzen und seiner Tante, die in sein Zimmer kommt um ihm zu sagen, dass seine Freunde da sind.
Mit einem genervten Stöhnen schaut Harry auf die Uhr und realisiert, dass es schon kurz vor 12 ist.
Offensichtlich hat er mal ein bisschen Erholung gebraucht.

Er zieht sich schnell eine Jogginghose und einen Pulli über, genau rechtzeitig, denn gerade als er sich das Oberteil übergezogen hat, kommen Niall, Liam und Zayn sein Zimmer.

Er erzählt ihnen, was seine Mutter ihm gesagt hat. Was eigentlich nichts anderes war, als das, was Dee ihm schon erzählt hat, nur mit mehr Details.
Trotzdem fühlt Harry eine gewisse Art von Entlastung, zu wissen, was passiert ist. Er brauchte nur Zeit um die Worte seiner Mutter zu verarbeiten.
Er nimmt sich allerdings vor, sie in den nächsten Tagen noch einmal zurückzurufen.
Er hat ein schlechtes Gewissens, einfach so mit nichts weiter als einem leisen "danke" aufzulegen, aber er wusste sich nicht anders zu helfen.

Die jungs wurden von Mike noch zum Mittagessen eingeladen und dort unterhielten sich alle angeregt, doch Harry war immer noch etwas abwesend.
Abgesehen von der Tatsache nämlich, dass er jetzt weiß, wieso er wegziehen musste, steht ihm das Gespräch mit Louis immer noch bevor.

***

Zwei Stunden später steht Harry komplett überfordert vor Louis' Haustür.
Die jungs sind vor knapp einer halben Stunde wieder gegangen, natürlich nicht ohne Harry vorher zu beruhigen, und sofort danach hat er angefangen sich anzuziehen und ist zu Louis gelaufen.
Von der Arbeit die die Zayn Niall und Liam vorher geleistet haben, ihm mit zuzusprechen, ist nun nichts mehr zu sehen.
Er muss es jetzt aber einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Seine Hand zittert kaum merklich, als er sie ausstreckt um zu klingeln.
Und sofort nachdem er sie gedrückt hat, fällt ihm auf, dass er sich gar nicht angemeldet hat.
Louis hat ihm zwar gesagt, er würde ihm zuhören, aber er hat nie gesagt wann.
Harry ist einfach hergekommen ohne sich Gedanken darüber zu machen, was passiert, wenn er tatsächlich da ist.
Will Louis ihn überhaupt schon sehen? Wird er ihm zuhören? Oder ihm wegschicken? Ist er überhaupt zu Hause?
Sofort steigt Panik in ihm auf und er denkt schon darüber nach, einfach wieder zu gehen, als sich die Tür öffnet, und ihm eine braunhaarige Frau gegenüber steht.
Johannah.

"H-hallo" begrüßt Harry sie und lächelt kurz. Auch sie lächelt aber sieht ein wenig verwirrt aus. "Hallo. Kann ich dir helfen?" Fragt sie freundlich und Harry sucht nach den richtigen Worten.
Was soll er denn jetzt sagen?
"Ich bin wegen Louis hier... ich wollte-"
"Harry?" Sie trägt einen undefinierbaren Gesichtsausdruck aber in erster Linie hört sie sich irgendwie... erleichtert an?
Harry lächelt vorsichtig und nickt "Hallo, Jay."
Diese hält sich kurz die Hand vor den Mund und lässt die Tür los, um einen Schritt auf den Jungen vor ihr zuzugehen und ihn in die Arme zu schließen.
Harry hat vollkommen vergessen wie gut es sich anfühlt, von Jay in den Arm genommen zu werden, aber das bekannte Gefühl von früher breitet sich sofort in ihm aus.

Er fühlt sich geborgen und sofort um ein vielfaches besser als noch vor 5 Minuten.
Jay hatte die Gabe, alle in ihrem Umfeld sofort gut und geliebt fühlen zu lassen, und genauso fühlt sich Harry in diesem Moment.
Genau das gleiche hat sie damals schon immer getan.

"Louis ist oben in seinem Zimmer." Sagt sie schlussendlich, nachdem sie Harry aus ihrer umarumg entlassen hat.
"Wenn ihr beiden das geklärt habt musst du ganz dringend mal für einen Tee her kommen und mir alles erzählen okay? Geht's dir gut?"
"Mit geht's gut, danke dir." Antwortet Harry mehr oder weniger ehrlich und lässt sich noch ein kurzes mal von ihr in die Arme schließen, bevor er die Treppen nach oben geht.

Da Louis' mum keine genaue Angabe gemacht hat, wo sich sein Zimmer befindet, geht Harry einfach davon aus, dass es da ist, wo es schon früher war.
Er geht also den schmalen Flur entlang und kommt vor der vorletzten Tür zum stehen.
Er atmet noch einmal tief ein, bevor er vorsichtig an die Tür klopft.
Das "herein" kam schätzungsweise noch im selben Moment und Harry war nicht vorbereitet, dennoch öffnet er langsam die Tür, als hätte er Angst, sie würde kaputt gehen wenn er zu schnell ist.

"Hi..." begrüßt er Louis vorsichtig als er den Raum komplett betreten, die Tür allerdings noch geöffnet hat.
Falls Louis in raus schicken würde, wäre es peinlich, sie wieder aufmachen zu müssen.
"Hi Harry." Antwort der ältere allerdings und zu Harrys Überraschung, bedeutet er ihm außerdem, sich zu setzten.
Mit einem Nicken deutet er auf seinen Schreibtischstuhl und harry schließt die Tür.

promise☕︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt