t h i r t e e n

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Er schaut sich einmal grob in Louis Zimmer um und verkneift sich ein schmunzeln, was ihm unter anderen Umständen wahrscheinlich schwerer gefallen wäre.

Das Zimmer war das gleiche wie früher.
Klein, aber vollgepackt mit Dingen, die kein Mensch braucht.
Bandposter, vans, teilweise so kaputt, das man sie gar nicht mehr anziehen kann, Skateboards, eine Kleiderstange mit Band-shirts, Bilder und CDs.
In der Ecke unter dem Fenster ein Bett, auf dem seine Schulsachen verteilt lagen und auf dem Schreibtisch standen zwei Teller.
Louis selbst saß auf dem Boden vor seinem Bett und legte gerade sein Handy beiseite.
Es war ein organisiertes Chaos, so wie Louis selbst es ist.

Harry lässt sich langsam auf den Stuhl neben dem Schreibtisch nieder und schaut zu Louis.
"Ich denke mal, du bist hier um zu reden?" Leitet dieser das Gespräch ein und Harry nickt.
"Ja, ich habe mit mum und Dee gesprochen, und mich an ein paar Sachen erinnert. Ich wollte das du das weißt, und dann vielleicht nachvollziehen kannst, was passiert ist."
Louis nickt kurz und klopft dann neben sich auf den Boden.
Harry verstand sofort und ließ sich dankbar auf den Teppich sinken.
So war es definitiv weniger unangenehm.

Kurz herrschte Stille doch Harry fand, dass es ab jetzt seine Verantwortung war, zu reden, weshalb er dies dann auch tat.

"Also... ich denke mal ich sollte am Anfang starten, oder?" Louis nickt und der jüngere erwidert abwesend, als er darüber nachdenkt, wie er am besten anfangen soll.
"Ich erinnere mich daran, dass mum mich geweckt hat, mitten in der Nacht.
Sie hat mir gesagt, ich muss so schnell wie möglich aufstehen und mich anziehen. Ich wusste nicht was los ist aber habe einfach gemacht was sie von mir wollte.
Als ich nach unten gegangen bin, stand mum da mit zwei Koffern und die Tür war schon offen. Sie hat für Dee und Mike nur einen Zettel hinterlassen wo lediglich drauf stand, dass wir weg müssen, sonst nichts.
Auch von den beiden habe ich mich nicht verabschieden können.
Wir sind dann sofort zum Flughafen und nach Irland geflogen... und da sind wir dann eben geblieben. Bis jetzt."

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Harry und Louis durchgehend Blickkontakt aber Harry unterbricht diesen nun und schaut auf seine Hände.
"Ich hab nie nachgefragt, weil mum mir sowieso nicht geantwortet hätte.
Wir haben nie darüber geredet, aber es hat mich immer beschäftigt.
Ich hab dich nie vergessen, das musst du mir glauben."
Wieder sucht Harry den Blick von Louis doch diesmal ist er derjenige der weg schaut.
"Wieso bist du wieder hier?" Fragt er leise und Harry tut es weh ihn so traurig zu sehen.

"Ich wurde gemobbt. An meiner alten Schule. Mum empfand es wohl für eine gute Idee, mich hier her zu schicken, um mein letztes Jahr zu beenden.
Ich wusste bis gestern nicht mal wieso aber ich habe mit ihr gesprochen...
Ich habe schon mit Dee geredet, nachdem wir uns gestritten haben und ich einfach antworten gebraucht habe.
Wie gesagt, bis vor kurzem wusste ich ja selbst nichts...
Auf jeden Fall ist es so, dass mein Vater meine Mutter wohl stark bedroht hat und sie einfach nicht in Ruhe lassen wollte... deswegen sind wir in so einer Nacht und Nebel Aktion abgehauen.
Mein Vater hat sich wohl am Tag davor gemeldet und mum hat sofort alles geklärt und ist nach Irland geflüchtet.
Wenn man das so nennen kann...
Jetzt ist mein Vater im Gefängnis, und ich... bin halt wieder hier."

Eine gefühlte Ewigkeit herrschte Stille zwischen den beiden, bis Louis wieder das Wort ergreift.
"Wieos hast du dich danach nie gemeldet? Als du in Sicherheit warst?"
Harry schaut auf und blickt direkt in Louis Augen, als hätten sie auf ihn gewartet.
"Mum hatte Angst, er würde uns finden wenn wir Kontakt zu euch aufnehmen.
Auch mit Dee und Mike haben wir lange Zeit nicht geredet."
Antwortet Harry und wollte gerade dazu ansetzen, wieder etwas zu sagen, als Louis ihm dazwischen kam.
"Wusstest du, wer ich bin, als du mich gesehen hast?"
Harry schüttelt den Kopf und schaut wieder auf seine Hände.
"Hast du nach mit gesucht? Hast du gefragt wo ich bin?"
Die Verzweiflung in seiner Stimme jagt Harry einen Schauer den Rücken runter doch wieder einmal muss er mit dem Kopf schütteln.

"Ich habe an dich gedacht, alles hier hat mich an dich erinnert, aber ich hatte Angst. Ich wusste das du sauer und enttäuscht bist und ich dachte, du wirst nicht mit mir reden wenn ich Kontakt zu dir aufnehmen würde.
Als ich dich dann in der Schule gesehen hab, bevor ich überhaupt wusste das du es bist, kamst du mir sofort bekannt vor aber ich habe die Gedanken nicht zugelassen.
Erst als du von der Geschichte mit Mrs. Brown erzählt hast, wusste ich es dann.
Und da habe ich auch angefangen, fragen zu stellen.
Weil ich dir Antworten geben wollte.
Aber erst wollte ich dich kennenlernen.
Es ist nur nicht so gelaufen wie ich es wollte." Erklärt sich der jüngere mit einem traurigen Lächeln und Louis nickt nur stumm.

"Manchmal laufen die Sachen halt nicht so wie man es wollte. Manchmal läuft alles scheiße." Darauf wusste Harry nichts mehr zu sagen, weshalb er Louis wieder in die Augen sah.
Er suchte etwas, das ihm sagte, dass er ihm verzeiht.
"Ich muss das alles erst einmal verarbeiten, Harry. Ich hoffe das verstehst du. Mir ist klar, dass du nur ein Kind warst, das waren wir beide, dass du nichts machen konntest, aber es ging mit trotzdem unfassbar schlecht, verstehst du?
Ich habe meinen besten Freund verloren. Einfach so."

"Das habe ich genauso."
Müde lächelt Louis und steht auf, Harry tut es ihm gleich.
"Das weiß ich. Es tut mir übrigens leid das ich dich angeschrien habe, ich war nur total überfordert. Ehrlich gesagt bin ich das immernoch. Ich muss damit erst mal klar kommen."
Verstehend nickt der andere und kurz denkt er darüber nach, einfach seine Hand auszustrecken und Louis über die Wange zu streicheln, so wie er es damals gemacht hätte, doch entschied sich dagegen.

"Tschüss Louis."
"Tschüss Harry."

Das hört sich komisch an, Harry gefällt das absolut nicht.

Auf dem weg zu Tür begegnet er Jay, die ihn ein drittes Mal fest in den Arm nimmt und er bedankt sich bei ihr, ihn sofort so empfangen zu haben.
Sie hat nie viele Fragen gestellt.
Sie hat einfach bedingungslos geliebt.

Nichtsdestotrotz musste er ihr verpsrechen, auf Louis acht zu geben und ihn nicht noch einmal zu verletzten.
Als seine Mutter, muss sie diesen Standpunkt klar machen, hat sie gesagt.

promise☕︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt