Ein Augenblick

V I E R

N E Y L A

Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.
Wie soll ich mein Plan durchziehen?
Ich kann nicht mal ohne Alkohol intus ruhig schlafen.
Immer wieder sehe ich in meinem Traum, wie Karam ermordet wird und wie ich mit all meiner Kraft versuche ihn zu retten.
Dieser Tag wird nie in Vergessenheit geraten.
Ob ich jemals glücklich werde ohne ihn? - Ich glaube nicht. Ich könnte es mir gar nicht vorstellen.
Er ist mein Glück, mein Sonnenschein.
Der Mann der mich beruhigt hat als wütend war und der Mann der mich mit seinem lächeln verzaubert hat.
Ich habe wieder den Drang etwas zu trinken. Aber es geht nicht ich muss noch die Vorlesung vor- und nachbereiten.
Mein Kopf dröhnt vor Schmerzen und mein Magen dreht sich.
Ich spüre, wie die Übelkeit hoch kommt und entschied mich noch was zu essen.
Das einzige was mich noch ansatzweise glücklich macht, ist Essen und meine Freunde, die immer für mich da sind.

Mit einem vollem Magen gehe ich wieder in die nächste Vorlesung.
Physik - Toll nicht wahr?
Ich mag Physik nicht sonderlich, aber ich wollte so gern Medizin studieren, dass ich dies im Kauf nahm.

Mit schlechter Laune und Kopfschmerzen schlenderte ich zum Auto und beschloss noch zu den Mädchen zu gehen, da sie mich zum essen eingeladen haben.
Also eher in die Villa im Wald, wo auch Lucía und paar andere wohnen.
Rüya und Mehmet sind vor kurzem ausgezogen, da sie nicht wollen, dass ihr Sohn im Wald aufwächst.
Ist auch verständlich meiner Meinung nach.
Ach.... Karam und ich wollten auch Kinder.
Ca vier - zwei Jungs und zwei Mädchen.
Jedoch wird unser Traum nie in Erfüllung gehen.

Ich spürte, wie die Tränen über mein Gesicht flossen.
Mit rasanter Geschwindigkeit fuhr ich  zur Villa, da ich nicht alleine sein wollte.
Ich wollte nicht wieder weinen.
Ich möchte, dass mein Kummer vergeht. Jedoch möchte ich ihn nicht vergessen.
Ein Lebn ohne ihn.
Ein Tag ohne an ihn zu denken. Ich kann es mir gar nicht vorstellen.
Ich weiß nicht mehr, wie es vor ihm war.
Ich weiß nur, dass ich nichts von Liebe gehalten habe.
Liebe gibt es nur im Märchen. Aber dann lernte ich Karam kennen.
Wir waren eine Zeitlang zusammen und dann auch eine längere Zeit wegen meinen Eltern getrennt.
Aber zum Schluss sind wir dann doch wieder zusammen gekommen.
Ich habe mich für ihn entschieden.

Ist es verboten jemanden zur lieben ?
Ich verstehe meine Eltern nicht.
Er ist Yezide und Mirid, also müssten sie kein Problem mit ihm haben.
Ich habe alle Gebote und Verbote im Yezidentum eingehalten, aber sie wollten Karam nicht.
Ich liebe meine Religion. Ich liebe es.
Ich bin ein Mensch, der alle Regeln im Yezidentum befolgt.
Ich bete, bin noch Jungfrau, da ich noch nicht geheiratet habe und vieles mehr.
Karam war nicht anders.
Er war ein sehr gläubiger Mann.
Er liebte die Religion ebenfalls und befolgte somit auch alle Gebote und Verbote im Yezidentum.
Warum meine Eltern ihn nicht wollten, weiß ich aber nicht genau ?
Vielleicht weil seine Familie wenig Geld haben?
Weil sie nicht so viel bieten können ?
Weil sie keinen guten Ruf haben?
Weil er nicht studiert?
Aber ist es nicht wichtig jemanden zu lieben, wie er ist.
Du liebst die Person, wie sie ist.
Also ist es egal, ob er studiert oder eine Ausbildung macht.
Ob seine Familie einen guten Ruf hat oder nicht.
Oder ob er hübsch ist.
Liegt die Schönheit nicht im Auge des Betrachters.
Menschen werden so oder so reden, ist es nicht egal, was die anderen sagen.
Habe ich nicht genau von euch "meinen Eltern" gelernt, dass es egal ist, was andere sagen.

So viele Fragen schwirren mir durch den Kopf, die ich an meine Eltern stellen möchte.
Aber nicht kann, da ich mich für Karam entschieden habe.