Jeongguk
01.12; 13:14 UhrWenn man ein guter Auftragskiller war, dann schoss man einfach alles über den Haufen und ließ keine Spuren zurück. Doch dann wüsste die Polizei, dass es sich um einen Auftrag handelte. Das war nicht wirklich schlimm, aber das gab keine gute B-Note.
Ich war ein richtig guter Auftragskiller und das bedeutete, dass ich auch ein richtig guter Stalker war. In der Regel hatte ich das Ziel und ein weiteres Opfer, dem ich den Mord mehr oder minder anhängen konnte. Zumindest legte ich genug Indizien, damit die geehrten Kollegen von der Mordkommission sich einbilden konnten, sie hätten die richtige Person, auch wenn die Beweise nicht reichten, um diese dingfest zu machen.
Ob sie mangels beweisen freigesprochen oder verknackt wurden, war mir gleich. Die Hauptsache war, dass diejenigen, die sich so sicher waren, auf der richtigen Spur zu sein, zu verbohrt wurden, um zu bemerken, dass sie sich selbst Scheuklappen aufsetzten.
Man sollte meinen, dass das nicht jedes Mal klappte, aber Menschen waren dumm. Oftmals waren sie auch faul. Ein abgeschlossener Fall war mehr wert als die Wahrheit, also gaben sie sich Mühe Beweise für die Indizien zu finden, statt aus der Box zu denken.
Das alles spielte mir nur schon seit Jahren in die Karten.
Auch jetzt hatte ich wieder alles getimt. Mein Opfer heute war eine Professorin mittleren Alters. Ich hatte eine Menge über sie erfahren können und das in relativ kurzer Zeit. Das hier war also ein Spaziergang.
Punkt eins: Sie hatte eine Schwäche für hübsche junge Männer (meist Studenten, die eine bessere Note haben wollten), die einen auf niedlich machten.
Punkt zwei: Ihre Tochter hasste sie, weil sie mit dieser Art Männer schlief und auch keinen Hehl draus machte. (Was vom Dekan scheinbar ignoriert wurde.)
Punkt drei: Ihre Tochter und sie hatten sich erst vor anderthalb Stunden lauter gestritten, als was man das tun sollte, wenn die Wände so dünn waren wie hier.
Punkt vier: Sie hatte sich mit den falschen Leuten angelegt und diese wollten sie jetzt tot sehen.Zu behaupten, dass ich es nicht genießen würde, Leben zu beenden, wäre gelogen. Ich war ein kranker Bastard, aber immerhin wusste ich es und ich hatte einen Weg gefunden Geld damit zu machen. Es gab keine Dienstleistung, die man im Darknet nicht anbieten konnte.
Ich betrat das Mietshaus, in dem die Professorin zwar nicht wohnte – sie wohnte in einem netten Häuschen, in einem netten Viertel mit ihrem netten, aber dummen Ehegatten, der ziemlich ahnungslos war, oder dem es irgendwann egal geworden war, dass seine Frau sich ständig mit jüngeren Männern vergnügte – aber in dem sie sich gerade aufhielt. Sie hatte keine Ahnung, wer ihre Nachbarn waren, dafür gab es in dem Haus auch zu viele Parteien. Es war ein zehnstöckiger Apartmentkomplex. Je fünf Wohnungen pro Ebene. Sie kannte von ihren Nachbarn nur einen und das war einer ihrer Studenten, der ganz oben wohnte und inzwischen sehr frustriert darüber war, dass er nicht wieder auf ein Stelldichein runterkommen durfte, während er seine Kommilitonen ein und ausgehen sah.
Nicht das Liebe ein Konzept war, dass ich richtig verstehen oder nachvollziehen könnte, aber ich habe gelernt sie zu erkennen, denn meistens taten verliebte Menschen dumme und irrationale Dinge. Dieser Junge war auf jeden Fall blind und zornig und ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass er blind die Tochter beschuldigen würde, wenn ich erst mal fertig war. Er würde sich sogar so sicher sein, dass sie dahintersteckte, schon ohne Indizien, dass er dumm genug sein würde, um zu lügen. Hallo Fakezeuge.
Idiot.
Ich schaltete mein Handy aus. Dann zupfte ich ein bisschen an meinem Cardigan herum. Ich hatte extra einkaufen gehen müssen, um ein Outfit zu finden, was nicht schrie: Ich bin ein gefährlicher Serienkiller. Ich brauchte eins, das sagte: Ich bin süß und ein einfaches Opfer für Misses Robinson. Genau wie die passende Maske dazu, doch die besaß ich bereits, denn wenn ich eines beim Stalken gewonnen hatte, dann zehntausend Masken, die ich nach Belieben aufsetzen konnte.
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Metanoia
Fanfic//Metanoia// [meh-ta-noy-ah] - Greek (n.) the journey of changing one's mind, heart, self, or way of life; spiritual conversation. Is it possible to rescue a broken soul? !bxb !echt nicht besinnlicher Aventskalender !angst und drama !but a fluff as...