Kapitel 30

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             - Eine Woche später-

Ich bin von Brautkleidern zu Kuchen weiter zu Gästelisten gestolpert und das alles in wenigen Tagen. Ich bin erledigt, genauso wie Lexa. Und nun steht der große Tag an. Morgen heiraten wir. Mein ganzer Körper kribbelt, wenn ich daran denke. Ich hüpfe aufgeregt durch Lexas Haus. Sie ist gerade bei ihrer Kleidanprobe und kommt hoffentlich bald heim. Wie sie wohl aussehen wird? Bestimmt zum Sterben schön. Ich lasse mir ein Bad ein und seufze als sich meine verkrampften Muskeln im heißen Wasser entspannen. Der Schaum blubbert fröhlich vor sich hin und ich liege im Wasser und träume von morgen. Plötzlich klingelt mein Handy. Als ich den Namen auf dem Display lese trockene ich hastig meine Hände ab und gehe ran. "Hey Schatz. Was ist los?" frage ich unruhig. "Nichts, meine Mutter hat mich nur daran erinnert, dass wir die Nacht vor der Hochzeit getrennt verbringen müssen. So ist es Brauch. Es tut mir leid." sagt Lexa. Ich bin zwar enttäuscht aber die Vorfreude überlagert das Gefühl. "Oh achso. Kein Problem Baby. Wir sehen uns ja morgen." sage ich und kann meine Herzchenaugen förmlich spüren. "Ich liebe dich." sagt sie und legt auf. Wahrscheinlich ist sie nervös und deshalb so kurz angebunden. Ich wickele mir ein Handtuch um und mache mich bettfertig. Ich will morgen ausgeschlafen sein. Es dauert ewig, bis mein Körper in den schwerelosen Schwebezustand gleitet, aber dann passiert es endlich. "Morgen bin ich verheiratet." Ist mein letzter richtiger Gedanke.
Mein Handywecker klingelt und ich stehe förmlich im Bett. Vor Nervosität kann ich nichts essen. Es klingelt und Raven steht in der Tür. "Heeey Braut wie geht's? Bereit dein Kleid anzuziehen?" fragt sie und hält den Sack hoch. Ich nicke eifrig und wir machen uns an die Arbeit, denn schließlich haben wir einen strammen Zeitplan. Wir albern rum und singen zu alten Liedern mit und fast verfliegt meine Angst. Aber auch nur fast. Ich betrachte mich im Spiegel, ich sehe umwerfend aus. Es ist ein weißes Kleid im Meerjungfrauen-Stil, welches sich eng an meinen Körper anschmiegt. Auf dem Oberkörper sind kleine Glitzersteinchen verteilt, die wie Sterne im Licht funkeln. "Wow. Du siehst umwerfend aus. " sagt Raven und starrt mich an. Ich grinse verlegen. Sie schaut auf die Uhr. "Es ist Zeit. Bereit zu heiraten?" fragt sie und sieht mich gerührt an, als ich nicke. "Na dann los." sagt sie und zerrt mich ins Auto. Wie es wohl Lexa geht? Ich habe nichts von ihr gehört. Wahrscheinlich ist sie mit Vorbereitungen beschäftigt. Ich überlege ihr zu schreiben, lasse es aber dann doch. Das kribbeln in meinem Körper wächst, je näher wir der Kirche kommen. Ich sehe meine Eltern, die extra angereist sind, vor der Kirche. Der Rest ist anscheinend schon da. Schon komisch, meine Eltern haben Lexa nie getroffen und jetzt das erste Mal auf unserer Hochzeit. Sie waren nicht sauer. Sie wohnen nun mal weit weg und sie freuen sich für mich. Raven parkt den Wagen. Ich steige aus, wobei Raven mir helfen muss wegen des Kleides und meine Mutter sieht mich gerührt an. "Kind du siehst bezaubernd aus." sagt sie und schließt mich vorsichtig in ihre Arme. Ich erwidere diese. Mein Vater kommt und ich sehe seinen Stolz und wie sehr er sich für mich freut. Auch er umarmt mich. Nach dem Knuddeln wird es ernst. Meine Mutter geht schon mal rein, mein Vater wird mich zum Altar begleiten. Ich gehe die Stufen hoch und bin froh, dass mein Dad mich so festhält, da meine Beine sich wie Pudding anfühlen. Ich sehe den langen Gang in der Mitte und die ganzen Menschen, die mich freudig erwarten. Die Musik wird gespielt und ich schreite den Gang entlang. Lexa ist noch nicht da, aber es war eh geplant, dass sie nach mir rein kommt. Alle Augen richten sich auf mich. Der Gang kommt mir ewig lang vor. Endlich ist es geschafft. Mein Vater entlässt mich und ich gehe die letzten Meter alleine nach vorne. Die Musik spielt weiter. Jetzt sollte eigentlich Lexa bald kommen. Ich freue mich so sehr und bin gespannt, wie sie aussehen wird. Lexa in einem Brautkleid. Bei dem Gedanken wird mir ganz anders. Die Musik läuft weiter aber immernoch kommt niemand.
Ich stehe jetzt schon fast 20 Minuten hier vorne und die Menge wird langsam unruhig und tuschelt miteinander. Ich bleibe tapfer stehen und lächel ihnen aufmunternd zu. Endlich geht die Tür auf. Die Leute erheben sich und die Musik spielt wieder von Anfang an. Aber durch die Tür kommt nicht Lexa. Sondern ihre Mutter. Alle setzen sich wieder und ich höre vereinzeltes Murren. Die Musik stoppt ganz. Katharinas Schritte hallen durch den Raum. Meine Angst wächst je näher sie kommt. Wo ist Lexa? Mein Herz klopft so laut, dass ich es in meinem Kopf spüre. Ich sehe Katharinas Gesicht und weiß es. Lexa wird nicht kommen. Die Mischung aus Sorge, Scham und Mitgefühl verraten sie. Etwas in mir zerbricht. Katharina steht vor mir aber da laufen mir bereits die Tränen die Wangen hinunter. Sie nimmt mich in den Arm und mittlerweile haben die anderen auch verstanden worum es geht. Raven stürzt nach vorne und nimmt mich ebenfalls in den Arm. "Es tut mir so leid. Sie wollte wirklich, aber..." sie bricht ab und streicht mir über den Rücken. Ich will einfach nur weg. Mein Herz bricht in tausend Teile und meine tapfere Fassade bröckelt. Der Pfarrer macht ein bestürztes Gesicht. Die Leute tuscheln. Der Schmerz ist so schrecklich, dass ich mir am liebsten das Herz raus reißen würde. Ich breche schluchzend vor dem Altar zusammen. Mein Körper wird geschüttelt durch meinen Heulkrampf. Die Leute drängen nach draußen, um mir Privatsphäre zu gönnen. Ich spüre neben dem Schmerz auch Scham. Der Pfarrer eilt ebenfalls nach draußen. Meine Eltern lösen Katharina ab. "Ich denke sie gehen besser. Sie und ihre Tochter haben genug getan." sagt meine Mutter kalt. Katharina erhebt sich. Und drückt meiner Mutter einen Brief in die Hand. Wortlos verschwindet sie. Ich fühle mich verloren. Es tut weh verlassen zu werden, aber vor dem Altar, vor gesammelter Mannschaft stehen gelassen zu werden, tut mehr weh als alles andere. Ich versuche zu reden, aber es kommen nur Schluchzer heraus. Meine Nase läuft und Raven hält mich ganz fest. Sie sagen alle etwas zu mir, aber ich verstehe nichts. Es ist als wären sie ewig weit weg. Langsam versiegen die Tränen. Mein Kopf tut weh und der Schmerz ist immernoch der gleiche, aber ich schaffe es aufzustehen und mich ins Auto zu hieven. Raven fährt mich zu sich und meine Eltern beruhigen die anderen, wenn ich es richtig mit bekommen habe. Sie sagt die ganze Fahrt über nichts und hält nur meine Hand. Bei Raven angekommen, versuche ich mich als erstes aus dem Kleid zu winden und als es zerknittert vor mir liegt, breche ich erneut in Tränen aus. Heiß laufen sie über meine Wangen und Tropfen auf mein Schlüsselbein. Raven räumt das Kleid weg und hilft mir auf das Sofa. Ich fühle mich als würde ich langsam sterben. Es ist so qualvoll, wie mein Herz sich zusammen zieht, dass ich mir an die Brust fasse und mich krümme. Raven streicht mir über den Rücken. Sie legt den Brief vor mich auf den Tisch. "Ließ ihn. Ich warte drüben." sagt sie und drückt mich ein letztes Mal. Am Rande bekomme ich mit, wie sie den Raum verlässt. Denn mein Fokus liegt ganz auf dem Stück Papier vor mir. Ich nehme ihn in die Hand und bilde mir ein, ihr Parfüm zu riechen. Mit gebrochenem Herzen falte ich das Papier auf und beginne den Brief zu lesen.

Say my Name (Clexa FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt