Sein Geheimnis

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⚠Muggel AU⚠

Draco pov

Ich sitze auf der Couch und starre aus dem Fenster. Wenn das mit Harry so weiter geht, werde ich bald wahnsinnig. Ich liebe ihn, keine Frage, aber irgendwas verheimlicht er mir. Das weiß ich genau und die Tatsache, dass ich einfach nicht weiß, was er mir verheimlicht, macht mich irre. Und in letzter Zeit wird er immer komischer. Ich darf ihn nicht mehr umarmen, meine Hände nicht an seine Taille oder Hüfte legen, mit ihm kuscheln und immer öfter sagt er Treffen ab. Schwimmengehen lehnt er immer ab und alles was auch nur annähernd in Richtung Sport geht, kann er nicht leiden. Außerdem wehrt er sich vehement dagegen, mit mir zu schlafen. Ich meine nicht, dass ich nur wegen Sex mit ihm zusammen bin, ganz und gar nicht, aber er sagt mir ja nicht mal einen Grund, warum er nichts mit mir haben will, dass über Küssen hinaus geht. 

Heute sind wir wieder verabredet und ich will ihn endlich zur Rede stellen. 

Endlich klingelt es und ich gehe zur Tür und öffne. Harry steht davor und sieht mich lächelnd an. "Hey, Drake." sagt er fröhlich. "Hallo, Hübscher." Ich will ihn umarmen, aber er weicht zurück. Dann streckt er sich kurz zu mir hoch und gibt mir einen Kuss. "Komm rein, Harry." sage ich und der Dunkelhaarige kommt rein. "Willst du etwas trinken?" "Ja, eine Cola wäre schön." Ich nicke und hole uns beiden eine Coladose. Als ich zu Harry ins Wohnzimmer komme, sitzt er schon auf der Couch. 

"Harry, was hältst du davon, dass wir schwimmen gehen?" "Ich hab keine Badesachen dabei." "Du kannst welche von mir haben. Oder wir gehen nochmal schnell bei dir vorbei und holen welche. Du wohnst ja nicht weit weg von hier." "Nein, ich will nicht schwimmen gehen." "Okay. Was willst du machen?" frage ich liebevoll und setze mich zu ihm auf die Couch. "Lass uns doch einfach einen Film schauen." Ich nicke und schalte Netflix ein. Schnell sucht Harry einen Film aus und weicht dem Vorschlag, dass wir doch auch mal eine Serie zusammen anfangen könnten, sehr ungeschickt aus.

"Willst du was essen?" frage ich nach einer Weile. Harry schüttelt den Kopf. Schweigend schauen wir den Film weiter. Aber irgendwann halte ich diese komische Atmosphäre zwischen uns nicht mehr aus. Ich pausiere den Film und sage gleichzeitig: "Wir müssen reden, Harry." Fragend und auch sichtlich besorgt schaut er mich an: "Was ist denn los?" "Du verschweigst mir irgendwas und ich halte es nicht mehr aus, es macht mich wahnsinnig!" beginne ich und habe große Mühe, nicht laut zu werden, "Du willst nicht schwimmen gehen, du willst nicht hier übernachten, ich darf nicht bei dir übernachten, ich war noch nie bei dir zu Hause, du wehrst dich strikt dagegen irgendwas, was auch nur ein bisschen Anstrengung benötigt, mit mir zu machen, du willst nicht mit mir schlafen, dich nicht vor mir umziehen-nichts! Ich habe kein Problem damit, dass du kein Sex mit mir willst, aber ich muss es wissen wenn du asexuell bist oder was auch immer. Und warum ich dich generell kaum berühren darf, ist mir erst recht ein Rätsel." 

Harry hat mir aufmerksam zugehört. Jetzt sitzt er klein zusammengekauert am ganz anderen Ende der Couch, seine Knie hat er an seine Brust gezogen und die Arme darum geschlungen. Wenn ich das richtig sehe, hat er Tränen in den Augen.  "Ich... Ich..." Seine Stimme bricht und er kann nicht weitersprechen. Ich warte einfach bis er sich gesammelt hat. Doch dann reicht er mir sein Handy. Verwirrt nehme ich es und schaue mir das darauf geöffnete Foto an. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren in einem weißen Sommerkleid. Aber irgendwie kommt sie mir sehr bekannt vor. Ich wische ein Bild weiter. Das gleiche Mädchen. "Wer ist das?" frage ich verwirrt und sehe mir noch weitere Bilder an. 

"Ich." sagt er auf einmal leise.

Ich zoome auf einem der Bilder heran. Mit Brille, männlicheren Konturen und kurzen Haaren, kann das auf jeden Fall Harry sein. "Du bist transsexuell..." murmle ich ungläubig. Harry nickt. Ich starre ihn einfach nur an. "Ich denke, ich sollte jetzt gehen. War schön mit dir." Er steht auf und verlässt das Wohnzimmer. Als ich langsam realisiere, was gerade passiert ist, springe ich auf und renne ihm nach. Harry hat die Wohnung schon verlassen, aber ich erwische ihn noch im Hausflur. Schnell greife ich seinen Pulli und ziehe ihn zu mir zurück. "Nicht weglaufen." flüstere ich und ziehe ihn nah an mich. Und zum aller ersten Mal lässt er zu, dass ich ihn umarme. Ich drücke ihn fest an mich. 

Unter seinem Shirt kann ich etwas spüren, eine zweite Lage Stoff oder sowas. Ich hebe Harry hoch und trage ihn nach oben in meine Wohnung zurück. Wir setzen uns zusammen auf die Couch und Harry sieht mich lächelnd an. Er scheint glücklich, dass ich ihn akzeptiert habe. "Was ist das unter deinem Shirt?" frage ich neugierig. Harry greift den Saum seines Shirts und zieht es sich über den Kopf. Darunter trägt er einen Verband, der sich um seine Brust wickelt. Ich strecke vorsichtig die Hand nach ihm aus und lege sie auf die Seite von Harrys Brustkorb. "Das sieht... fest aus." "Es ist fest. Es soll schließlich abbinden." "Tut das nicht weh?" "Ein wenig. Mach dir keine Sorgen, Dray. Ich komme klar. Ich bin das gewohnt." "Okay." Ich gebe ihm einen Kuss und reiche ihm dann sein Shirt. Er zieht sich an und kuschelt sich dann an meine Seite. Wir gucken den Film weiter. 

In dieser Nacht bleibt Harry bei mir. Er ist an meinen Körper gekuschelt und schläft tief und fest. Ich bin in diesem Moment einfach nur glücklich ihn bei mir zu haben. Möglichst vorsichtig und ohne meinen Liebling wecken zu wollen, greife ich nach meinem Handy und gehe ins Internet. Ich beginne im Internet alles Mögliche über Transsexualität zu lesen. Schließlich lande ich auch beim Abbinden. Harry hat den Binder über Nacht zum Glück abgenommen. Mir macht es schon Sorge, dass hier steht, dass man nie länger als sechs bis acht Stunden abbinden soll, und Harry und ich haben manchmal mehr als zehn Stunden miteinander verbracht, in denen er vermutlich die ganze Zeit abgebunden hat. Außerdem steht im Netz, dass man lieber einen richtigen Binder benutzen soll, anstatt Bandagen um seine Brust zu wickeln. Also gehe ich auf Shopping und bestelle zwei Binder in Harrys Größe, die ich zum Glück auswendig weiß. 

~*~*~

"Danke. Einen schönen Tag noch." sage ich und schließe die Wohnungstür. Dann gehe ich mit dem Paket ins Wohnzimmer, wo Harry auf dem Boden sitzt und zeichnet. Er kann wirklich gut zeichnen. "Baby, ich hab was für dich." sage ich und knie mich neben ihn. Neugierig aber auch fragend sieht er mich an. Ich reiche ihm das Paket. Er reißt das Klebeband ab und öffnet dann das Paket. 

Dann nimmt er den einen Binder heraus. Er zieht ihn aus der Folie und sieht mich staunend an. "Du hast mir einen Binder gekauft?!" fragt er staunend. "Im Netz steht, dass man einen richtigen Binder und keine Bandagen benutzen soll. Ich hoffe, sie passen dir." "Sie? Du hast mir mehrere gekauft?" "Ja, zwei Stück. Irgendwann musst du sie ja auch mal waschen." 

Harry schlingt seine Arme fest um mich und küsst mich stürmisch. "Du bist perfekt. Ich liebe dich so sehr." Harry springt auf und geht mit dem Binder ins Bad. Kurz darauf kommt er im Binder und mit dem T-Shirt in der Hand aus dem Raum. Er schaut an sich herunter und strahlt mich dann überglücklich an. "Du siehst wundervoll aus, Harry." Als ich ihn bei seinem Namen nenne, strahlt er gleich noch mehr. Ich ziehe ihn zu mir auf die Couch und küsse ihn einige Male. 

Noch nie war ich so glücklich wie mit diesem Mann. Ich liebe ihn einfach über alles. 

Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt