Beliebte und unbeliebte Besucher

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"Guten Tag, willst du meine Frau werden?"

Eine tiefe Stimme drang durch die Höhle. Die Wände reflektierten die Worte, und mir lief ein Schaudern über den Rücken. Wer zum Teufel war das? Ich war alleine in die Höhle gekommen, ich hoffte mir war niemand gefolgt. Ich hatte mir über die letzten Wochen einige Feinde gemacht, aber bis zu diesem Zeitpunkt war mir noch nie jemand zu meinem Lieblingsort gefolgt. Ich musste Eowyn einige Male abwehren, aber es war mir immer gelungen.

"Euch hab ich ja noch nie hier gesehen", sprach die Stimme weiter. Verbunden mit dem Dampf, der von den Wänden und vom Boden hervor stieg, richteten sich meine Haare auf und ich schauderte. Ich konnte meine Gänsehaut spüren, obwohl ich doch heute doch extra meinen langen Mantel angezogen hatte. In Gondor selbst war es zwar noch sonnig gewesen, doch ich hatte von meinem Nachbarn gehört, dass es heute regnen sollte. Er hatte mir auch gesagt, dass Wolfgang heute sterben würde, also hatte ich noch Hoffnung, dass er falsch lag. Handelte es sich bei meinem Nachbar um einen Wahrsager?

Hier in meiner Höhle übte ich ungestört meine Zaubersprüche. Niemand würde mich sehen, wenn mir ein Spruch nicht gelingen würde. Und gestern hatte ich meinen Lichtzauberspruch verbessert, sodass ich nun wenigstens Vögel verscheuchen konnte.

"Eure Zaubersprüche sind aber toll..."

Machte es mich jetzt an? Und wer oder was war es?

"Wer seid Ihr?" Ich sah mich gebannt um und kniff meine Augen zusammen um klarer in die Distanz sehen zu können. "Und wo seid Ihr?" Mein Zauberstab war vor mir gehoben, in der Hoffnung es so abwehren zu können. Wenn es abwehrbar war.

Stille. Kein Laut war zu hören. Nur die Tropfen, die gelegentlich von der Decke fielen, hallten durch die Höhle. Wer wollte mich so verärgern? War mir etwa doch jemand gefolgt?

Und wenn schon, mir war bisher nichts passiert. Vielleicht wollte mir nur jemand einen Schrecken einjagen.

Ich verließ die dunkle Höhle. Ich hatte heute genug geübt, ich sollte wieder zurück nach Gondor laufen, bevor es tatsächlich anfing zu regnen. Also stieg ich auf mein Pferd, Wolfgang und ritt in Richtung meiner Heimatstadt. Ich bewunderte gerade die farbenfrohen Blumen, als ich erneut von jemandem überrascht wurde.

"Guten Tag, ehemalige Schülerin"

"Guten Tag, Radagast", begrüßte ich meinen ehemaligen Mentor und Lehrer, "Habt Ihr mich darin gerade so erschreckt?" Ich sah ihn böse an.

"Ich habe nichts getan...nicht an das ich mich daran erinnern könnte". Sein Blick wanderte in die Luft, und er folgte dem Weg der weißen Tauben, die über uns schwebten.

"Radagast, was machst Ihr hier? Du wohnst doch zu weit entfernt?!"

"Ich musste umziehen, alle Vögel waren bei mir verschwunden!", erzählte er traurig, und setzte sich auf einen Baumstumpf, der noch deutlich nass aussah. "Und es hat zu viel geregnet, sodass die davor schon geringe Vogelkacke immer sofort aus meinen Haaren gespült wurde."

"Verständlich", erwiderte ich trocken.

"Jetzt habe ich einen Wohnsitz im Druadan Wald!", erzählte er stolz, "Ihr könnt mich in der Zukunft besuchen kommen. Da gibt es eine Varietät an Vogelarten. Ich habe schon zehn verschiedene Arten von Vogelscheiße im Haar, ich habe ein Notizbuch darüber geführt! Das könntet Ihr Euch ansehen, wenn du mich besuchst."

"Hmm...", ich nickte und versuchte, dabei nicht komplett unenthusiastisch auszusehen.

"Ich werde sicher mal zu Besuch kommen"

Er nickte und seine Augen strahlten, aber selbst das brachte seinen verwirrten Blick nicht vom Gesicht. Er sah sich um und runzelte die Stirn.

"Ich muss mich nun verabschieden, ich habe noch eine Verabredung in einigen Stunden",erklärte ich und setzte mich zurück auf mein Pferd.

Riskante Liebe [Aragorn] [Faramir]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt