Offenbarungen

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Wir schreckten auseinander, und er wich sicherheitshalber einige Meter zurück. Sein Haar war zerzaust. "Ähm, wir waren...nur..." Seine sonstige Sicherheit beim Sprechen war wie weggeblasen. Er fuhr sich fahrig durch die Haare und richtete seinen Umhang

"Ich hab genau gesehen, was ihr gemacht habt.", erwiderte der Geist, dessen Augen sich mit Tränen füllten. "Liebst du mich etwa nicht mehr?", brach er nun in Tränen aus, faltete seine Hände und fiel vor mir auf die Knie, so gut wie das eben möglich war für einen Geist. "Habe ich etwas falsch gemacht?"

"Moment mal, Ihr beide seid in einer Beziehung?", Aragorn sah mich verwirrt an. "Also...nein, das ist alles ein Missverständn-", versuchte ich zu erklären, doch Boromir unterbrach mich mal wieder und positionierte sich genau vor meinem Gesicht.

"Also zu mir hast du gesagt, dass wir in einer Beziehung sind! Du hast mich als süß bezeichnet!" beschuldigte mich der Geist mit Tränen in den Augen.

"Nein, das habe ich über Far- ich meine meine Mutter gesagt, weil sie sich so um mich gesorgt hat", versuchte ich mich herauszureden. Wenn ich ihm gesagt hätte, dass es eigentlich um einen anderen Mann ging, würde er noch mehr ausrasten.

"Deine Mutter?" Nun mischte sich Aragorn wieder ein, ich hatte immer mehr das Gefühl dass das hier nicht gut aussehen könnte. "Der Brief war doch von Fara-"

"BOROMIR," unterbrach ich Aragorn schnell, "Ich verspreche unsere Beziehung nicht zu beenden, wenn du niemandem hiervon erzählst!" Wenn das Volk davon erfahren würde, würde es das größte Drama des Vierten Zeitalters geben. 'Der König betrügt seine Frau'. Nein, das durfte nicht rauskommen. Hoffentlich war das für Boromir Grund genug, nichts davon zu erzählen.

"Boromir, ich habe gehört, einigen Leuten im Dorf ist langweilig, warum gehst du sie nicht besuchen und erschrecken?", schlug Aragorn vor, während er sich an den Tisch setzte.

Dieser nickte, und wandte sich ein letztes Mal an mich: "Bist du sicher, dass du nichts von mir brauchst im Moment?" Ich nickte. "Und bist du sicher dass du mich noch liebst?" Ich nickte wieder. "Ja, ich bin ganz sicher. Ich werde dich immer noch lieben, wenn du in einigen Stunden zurückkommst!", sagte ich eindringlich und lehne mich zu dem Geist vor.

Er lächelte und gab mir einen Geisterkuss auf die Wange. Konnte mich Aragorn nicht noch einmal küssen und nicht dieser blöde Geist?

Boromir flog davon, und ich und Aragorn waren mal wieder alleine. "Ich dachte, ein wenig Erklärungszeit zu zweit wäre ganz gut", lächelte er. "Ja, aber könnten wir eventuell dafür ins Krankenzimmer gehen? Ich muss mich langsam mal wieder hinlegen." "Natürlich, könnt Ihr alleine laufen?"

Ouch, das tat weh. Davor hätte er ohne zu überlegen mich gestützt, ob ich es gebraucht hätte oder nicht. Ich vermisste seinen Körper jetzt schon. und ich konnte nicht mal gucken, ob der Traum die Wahrheit darüber erzählt hatte.

"Boromir hat also einen Bruder? Lebt dieser noch? Und ist der genauso nervig?", fragte ich neugierig, woraufhin Aragorn mich seltsam ansah und lachte: "Ihr seid lustig" Ich wusste nicht, was er meinte, wollte mich vor ihm nicht als dumm verkaufen, deshalb hörte ich auf nachzubohren.

"Was genau ist Eure Situation mit Boromir?", wollte Aragorn nun wissen, während wir auf dem Weg zum Krankenzimmer waren.

"Er hat mich vor einer Woche bereits gestalkt, und dann habt Ihr mir gestern doch den Brief von Faramir übergeben...als ich diesen gelesen habe, habe ich laut angemerkt, wie süß es ist, dass er sich...freundschaftlich um mich gesorgt hat, und Boromir dachte, dass ich über ihn rede, aber ich hatte ihn im Raum davor gar nicht gesehen, und als ich erklären wollte, was die eigentliche Situation ist, hat er mich unterbrochen, und nun denkt er, dass wir zusammen sind."

Aragorn nickte. "Ich verstehe. Ihr wollt also nichts von ihm."

Ich lachte auf und schüttelte den kopf. "Nein, definitiv nicht."

Aragorn sah immer noch so aus, als ob er mir etwas verschweigen würde.

"Ich würde mich gerne in einer halben Stunde mit meiner Mutter treffen, könnte mich jemand von Eurem Personal zu meinem Haus begleiten, und mich 2 Stunden später wieder anbholen? Ich kann zwar alleine laufen, aber zur Sicherheit"

Natürlich war es eigentlich nicht meine Mutter, aber das musste er ja nicht wissen, sonst würde er noch herausbekommen, dass ich eine Beziehung mit Faramir führte

"Sicher, ich werde Euch einen Assistenten mitschicken. Das Kleid, das euch Arwen gegeben hat, erscheint mir dafür ein wenig zu edel, ich werde Euch ein besseres, unblutiges Gewand bringen"

Aragorn verzog sein Gesicht deutlich. Ja, ab nun würden gemeinsame Essen wohl ziemlich seltsam werden.

Er verließ den Raum, und ich begann, mich langsam auszuziehen, was durch meine Wunde am Bauch immer noch schwierig war, und so stand plötzlich Aragorn im Raum, als ich noch halbnackt war.

"Warte vor der Tür," flüsterte er dem Assistenten zu, und trat auf mich zu. Was hatte er vor?

"Hier, das ist etwas angemessener für einen normalen Spaziergang in der Stadt." Er hielt mir ein hellblaues Gewand hin, das einen überraschend schönen Ausschnitt hatte. Ihm war es sichtlich unangenehm, dass ich nichts an hatte, er stand aber trotzdem länger als nötig vor mir und betrachtete mich. Nicht das dies mich überraschte, Männer guckten mich immer an, nicht wie Eowyn, die wollte doch niemand haben. Da guckten eher alle weg. Besonders wenn sie ihnen mit Fischsuppe hinterherlief.

Aragorns Blick blieb schließlich an meiner Wunde hängen. Sie war durch Arwens und Aragorns Heilkünste sehr gut verheilt, wenn man betrachtete, dass ein Dämon mich verletzt hatte. Oder besser gesagt, der Teufel höchstpersönlich.

"Würdet Ihr mir verraten, wer Euch diese Wunde beschert hat?", flüsterte er. Wenn er flüsterte konnte ich mich nur schwer zurückhalten, aber da der Assistent genau vor der Tür stand, riss ich mich zusammen.

Ich hatte eigentlich warten wollen, da ich nicht in der Verfassung war wegzulaufen, falls mich Eowyn erneut angriff nachdem ich sie verraten hatte, aber wenn ich ihn jetzt ablehnte, war es aus mit unserer Beziehung. Bei diesem Gedanken zog sich meine Brust zusammen, das durfte ich nicht zulassen.

"Ich wurde erstochen...von einem Schwert...von Eowyn...", gab ich zu, und setzte mich auf das Bett.

"Von Eowyn? Was haben sie Ihr denn getan, dass sie Euch umbringen wollte?", fragte er bestürzt.

"Ich habe NICHTS gemacht!", verteidigte ich mich vehement. Außer mit ihrem Freund zu schlafen, aber davon konnte sie eigentlich nichts mitbekommen haben. "Sie ist einfach total gestört zu allen Menschen, die nicht der Königsfamilie angehören, aber das bekommt Ihr sicher nicht mit."

"Warum habt Ihr das nicht schon früher erzählt?"

Ich seufzte tief. "Weil sie mich bestimmt nochmal versuchen wird umzubringen wird, wenn ich sie verrate. Vielleicht lauscht sie gerade an der Tür. Und ich muss mich noch erholen von der letzten Verletzung, falls ich dann fliehen muss."

"Wenn Ihr wieder in Gefahr schweben solltet, werde ich Euch in Sicherheit bringen.", lächelte er, "Wir haben viele versteckte Räume hier für Gäste, wo sie Euch sicherlich nicht finden wird.", versicherte er mir und unsere Augen trafen sich unerwartet. Er sah jedoch sofort wieder auf den Boden. Wow, der Kuss machte ihm also wirklich zu schaffen.

"Danke, das ist sehr gütig", antwortete ich erleichtert. Auch wenn ich nun auch Angst vor Arwen hatte, die Aussicht auf Sicherheit war trotzdem schön.

Der König erholte sich. "Ich lasse sie dann alleine. Viel Spaß mit Ihrer Mutter"

Er verließ den Raum, und fast fühlte ich mich schlecht, dass ich ihn angelogen hatte. Das verdiente er nicht. Nachdem er mir so nett einen Unterschlupf angeboten hatte.

"Wartet!" Rief ich ihm zu, als er an der Tür angekommen war. Sein schönes Gesicht wandt sich mir zu, und ich verlor einmal mehr meine Fähigkeit zu sprechen.

"Ja?"

"...Nichts, ist nicht wichtig..." Ich brachte es doch nicht über mich, die Wahrheit zu sagen.

Er runzelte die Stirn, und verließ dann tatsächlich den Raum.

Ich seufzte, und begann, das Gewand anzuziehen.

Riskante Liebe [Aragorn] [Faramir]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt