Im Laden nebenan [Dramione]

#1. Zuhause im Buchladen

*Herzlich Willkommen zum diesjährigen Adventskalender*

Noch ein paar kleine Infos: Es gibt insgesamt 26 Kapitel, sie kommen entweder nachts kurz nach Mitternacht oder (hoffentlich) morgens. :)

Ich versuche die Kapitel mit Bildern zu bestücken, kann aber sein, dass ich das nicht für jeden Tag schaffe. Ist ja auch viel Arbeit und ich hab auch erst gestern damit angefangen, haha.

Das war's auch schon, viel Spaß!

~*~

„... zumindest würde ich Ihnen diese Ausgabe empfehlen. Sie ist umfassender, aktueller und außerdem gibt es ein Zusatzkapitel über Rotkappen.", schwärmte sie, in ihrer Hand hielt sie ein 450 Seiten langes Buch mit dunkelrotem Einband. Lächelnd reichte sie es der Kundin, die mit ihrem Sohn bereits seit Stunden in der Winkelgasse unterwegs war, wie sie selbst sagte.

„Vielen Dank! Sie retten mein Leben. Javier ist inzwischen so aufgewühlt, er-"

„Es ist wirklich kein Problem. Brauchen Sie noch etwas anderes?", beschwichtigte sie sanft. Neben ihr schwebte ein beachtlicher Bücherstapel. Zu ihren Zeiten in Hogwarts mussten es weniger gewesen sein, zumindest nahm sie das an.

Erschöpft kramte die Kundin in ihrer Manteltasche herum und fand den Brief, dessen Liste sie überflog. „Er wird einen Kurs für...", unschlüssig las sie das Wort erneut. „Arithmantik belegen und ich brauche ein Buch von..."

„Isidor von Sevilla.", Hermine nickte und schlug einen anderen Weg ein, der sie über eine knarzende Wendeltreppe in den zweiten Stock des Geschäfts führte. Sie warf einen Blick aus dem kleinen Fenster auf die Straße, auf der das Getümmel unglaublich war. Es war unschwer zu erkennen, dass die Briefe von Hogwarts vor kurzem angekommen waren und nun jede Familie die notwendigen Besorgungen machte.

Als sie das passende Regal erreichten, griff sie hinein und zog ein dickeres, sowie ein dünneres Buch hervor: „Das Standardwerk von Isidor ist sehr ausführlich, enthält aber nicht die eventuell benötigten alphabetischen Systeme. Ihr Sohn sollte das Fach auf keinen Fall unterschätzen, es ist sehr aufwendig. Und um den Einstieg zu erleichtern, könnte er diese Tabellensammlung nutzen. Aber...", Hermine warf einen Blick auf den Gang, sie konnte keinen ihrer Kollegen in Reichweite sehen. „Sie ist sehr teuer, kaufen sie sich lieber eine gebrauchte Version im Secondhand Laden von Sonja, am Ende der Straße. Hogwarts führt diese Sammlung nicht, aber manchmal hat man ja anderweitig Glück.", wisperte sie der Dame zu, ehe sie die Tabellen zurückstellte und das grüne, dicke Buch von Isidor auf den Stapel legte. Früher gab es auch im Flourish & Blotts eine Abteilung für gebrauchte Bücher, aber seitdem Sonja ihr Geschäft eröffnet hatte, war diese überflüssig geworden.

„Danke für den Hinweis...", sagte die Mutter seufzend. „Ich denke das war alles, ich würde gern zahlen. Mein Mann und mein Sohn werden sicher bald genug Ausrüstung für Quidditch gekauft haben."

„Sehr gern, gehen wir.", lächelnd schritt sie voran, geleitete die Dame zu der altmodischen Kasse. Sie liebte alles an diesem Laden. Die herrlichen, massiven Holzregale, die Leseecke mit den durchgesessenen Ledersesseln, das sanfte, warme Licht der Öllampen. Nichts auf der Welt würde sie dazu bewegen, diesen Job aufzugeben, weil er alles verband, was sie liebte: sie konnte Buchliebhabern die neuesten Werke empfehlen, lesen, nachdem der Laden am Abend geschlossen wurde oder einen nicht unerheblichen Mitarbeiterrabatt auf ihre Einkäufe erhalten. Außerdem hatte sie das Privileg Neuerscheinungen bereits einen Tag zuvor begutachten zu können und das war einfach unschlagbar.

Der Laden, mit ihrem Chef Auberlin Garner und ihrem liebsten Kollegen Theodore Nott, war ihr Zuhause. Also, insofern das ein Arbeitsplatz sein konnte. Aber in ihrer Wohnung in South Lambeth gab es nicht viel. Sie war hübsch, hatte eine neue Einbauküche und die Wand im Wohnzimmer hatte sie sogar in einem schönen dunklen grün gestrichen, das mit ihren vielen Pflanzen und Bücherregalen harmonierte, aber es gab weder Mann, noch Kind, die auf sie warten könnten. Entgegen aller Erwartungen waren sie und Ron kein Paar geblieben, was sich aber nicht als Problem herausstellte, denn sie waren sich sogar irgendwie einig gewesen. Harry war tatsächlich ein bisschen froh darüber, wie er ihr in einem stillen Moment verraten hatte. Ginny jedoch... tja. Wie sollte sie nur darüber denken? Sie konnte sie verstehen. Sehr sogar. Nachdem sie das erste gemeinsame Kind mit Harry verloren hatte, war sie am Erdboden zerstört gewesen. Permanent stritt sie sich mit jedem, der auch nur annähernd ein Wort an sie richtete oder vorhatte, es zu tun. Und so hatte sie, nach Wochen des Leidens, beschlossen zu gehen. Sie war überall und nirgends, bestieg Berge an den entlegensten Teilen der Erde, sprang mit Fallschirmen aus immer höher fliegenden Flugzeugen und probierte das Essen in den illegalen Restaurants von China und Vietnam. In unregelmäßigen Abständen rauschten Eulen zu ihrer Familie, die Grüße und Ansichtskarten überbrachte, damit man wenigstens wusste, dass sie am Leben war.