#12. Take zwei

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Gemächlich schlenderte er aus der Tür von Broomania und drehte den glänzenden Schlüssel im Schloss. Ein letzter Zauber versiegelte sie vor Eindringlingen, dann wandte er sich nach rechts, Flourish & Blotts schloss eine halbe Stunde später, also würde sie da sein.

Nachdem er eingetreten war, begann er damit, die Buchrücken der Fachliteratur zu Zaubertränken zu überfliegen. Liebestränke in drei Schritten. Die Vielseitigkeit von Mondwasser. Seekrauttränke – eine Einführung. Moderne Zutaten im Alltag.

Manches davon mutete eher Boulevardblättern an. Eines der leuchtend roten Bücher zog seine Aufmerksamkeit auf sich, seine Fingerspitzen fassten es an der oberen Kante, zogen, es kippte über das Regalbrett, mit der anderen Hand fing er es auf. Emotionen kontrollieren – Handbuch für Emotionstränke. Er überflog das Inhaltsverzeichnis, das ihm ankündigte, er würde Tränke zur Unterdrückung von Wut, zur Steigerung von Freude, zur Abflachung von Trauer finden.

„Warum bist du hier?", fragte jemand in seinem Rücken und er warf einen Blick über die Schulter. Theodore baute sich verschlossen neben ihm auf. „Ich hätte dich nicht so eingeschätzt, dass du mir nachtrauerst."

Draco rollte mit seinen Augen, das Buch fest umschlossen, baumelte es neben seiner Hüfte: „Das ist tatsächlich nicht der Grund, wieso ich hier stehe."

„Und der wäre?", er fühlte sich von seinen braunen Augen unangenehm durchbohrt.

„Es handelt sich doch hier um eine Buchhandlung, oder nicht? Jeder darf in eine Buchhandlung gehen. Und wie du siehst, habe ich etwas Interessantes gefunden.", entgegnete er spitz. Er ging an ihm vorbei, steuerte die Leseecke an, in der Granger letztens saß. Er sackte auf den Sessel. Granger stand am anderen Ende des Raumes an der Kasse und sah ihn an, als hätte er ihre private Buchsammlung abgefackelt.

Theodore war ihm gefolgt, er wechselte mit seinem Blick zwischen Draco und Granger, dann ging er kopfschüttelnd in die zweite Etage, um was auch immer zu tun.

Granger dagegen ging auf ihn zu, nickte einem Kunden entgegen, der anscheinend den Laden betreten hatte und setzte sich ihm gegenüber. Sie wirkte noch immer wütend, ließ sich aber nicht dazu herab ihn anzuschreien. Oh, wie gern er sich von ihr hätte anschreien lassen. Selbst das letzte Mal, am Samstag, war sie ihm mit eisiger Ruhe begegnet und das wollte er ändern. Sie sollte sich wie eine Furie wehren, ihm die schlimmsten Schimpfworte an den Kopf werfen, wie sie es zu Beginn getan hatte. Aus dieser Kampflust war eine seltsame Lethargie geworden, die es sich selbst verbot, die Wut nach außen zu tragen.

„Du machst deine Drohung wahr?", sagte sie, ihre Augen huschten zu dem roten Buch auf seinem Schoß.

„Es mag dir wie ein modernes Märchen vorkommen, aber ich halte meine Versprechen."

„Du hast nichts versprochen.", sie überschlug ihre Beine. Sie steckten in einer wollenen Strumpfhose, schwarz. Der Tellerrock umspielte ihre Knie, ging in einen Pullover über.

„Dann verspreche ich es jetzt.", er wusste nicht, was er versprechen sollte.

„Wie lang willst du bleiben? Mach es dir nicht zu gemütlich, ich schließe nämlich in einer halben Stunde.", ihre Hände lagen auf den Armlehnen, die sie mit einem festen Griff umklammerte. Die Worte presste sie zwischen den Zähnen hervor.

„Du bleibst nicht nach Ladenschluss? So kam es mir in den letzten Tagen immer vor. Und was ist mit Theodore?"

„Ja ich bleibe, aber ohne dich. Theodore geht gleich, er trifft sich mit seiner Mutter."

„Du meinst, er besucht seine Mutter.", stellte er richtig, denn als Treffen konnte man seinen Gang zur Seniorenresidenz nicht bezeichnen. Wie er gehört hatte, verbrachte die alte Frau ihren Lebensabend an diesem Ort, vergaß immer mehr von ihrem Leben, während Theodore sie nach ihrem Tag fragte und sie Wo ist Edward? Kommt er bald zurück? sagte. Dabei war Edward im Krieg gefoltert und schließlich ermordet worden.

Im Laden nebenan [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt