#2. Eindringling in der Heimat

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Draco Malfoy richtete seine dunkelblaue Fliege im Gehen. Die kleine Feier, oder eher Zusammenkunft, die er zu seiner Rückkehr veranstaltete, fand in der Lounge eines Hotels statt. Es gab vielerlei Gründe dafür, dass er keine Wohnung besaß oder zu Malfoy Manor zurückkehrte. Einer davon wäre das hinterlassene Anwesen, in dem sich vermutlich inzwischen Ratten und anderes Ungeziefer tummelten. Und ein anderer war der insgesamt plötzliche Aufbruch aus den USA, womit eine Unsicherheit zusammenhing, die ihn davor zögern ließ, sich fest niederzusetzen.

Nach all diesen Jahren kam ihm der feine, gehobene, Londoner Akzent ein wenig hochnäsig vor. Beinahe hätte er dem Geschäftsmann, der beim Frühstück neben ihm gesessen und telefoniert hatte, das Telefon aus der Hand geschlagen, damit er nicht noch einmal Blimey sagte.

Jedenfalls ging er eilig die Stufen hinauf, in wenigen Minuten würde eine Handvoll Menschen erscheinen, die er für würdig hielt, um ihn wiederzusehen. So oder so ähnlich war zumindest sein Gedankengang gewesen. Er konnte keine Pansy gebrauchen, die ihn vorwurfsvoll ignorierte, weil er abgehauen war. Daher galten seine Eulen nur Blaise, Gregory, Daphne, Theodore und Millicent. Millicent hatte er eher aus Gewohnheit eingeladen, weil sie irgendwie dazugehörte, genauso wie Theodore. Theodore war meist abseits seines Freundeskreises gewesen, wie ein milde interessierter Schatten. Daher fragte er sich, ob er überhaupt auftauchen würde.

Die Lounge, die er gemietet hatte, war gemütlich und edel eingerichtet, befand sich in der obersten Etage und offenbarte einen wundervollen Blick über die Stadt, die im Dunklen schimmerte. Etwas wehmütig betrachtete er die Hochhäuser, träge fielen Regentropfen vom Himmel und flossen an den großen Fenstern herab. Mit diesem furchtbaren Wetter begrüßte ihn also die Hauptstadt seiner Heimat.

„Wer ist denn dieser gutaussehende junge Mann?", flötete jemand in seinem Rücken, er grinste, als er sich umwandte. Gregory schielte irritiert zu Blaise, der neben ihm ging und seine Arme ausbreitete.

„Na das ist Draco. Erkennst du ihn nicht?", fassungslos verharrte Blaise an Ort und Stelle, ließ seine Arme sinken.

„Wirklich?... Wirklich Greg?"

„Oh.", unwohl kratzte er sich in seinem Genick. „Hab schon verstanden."

„Dieser gutaussehende junge Mann ist gar nicht mehr so jung und gutaussehend.", lachte er, kam seinen Freunden entgegen und begrüßte sie.

„Erzähl keinen Quatsch. Du bist in deinen besten Tagen. Kalifornien hat dir eine ordentliche Strandbräune verpasst.", sagte er, legte eine Hand auf Dracos Schulter und drückte sie.

„In England regnet es immer nur. Bist du dir sicher, dass du wieder hier wohnen willst?", gab Gregory zu bedenken, der trübsinnig aus dem Fenster sah.

„Erstmal setzen wir uns. Daphne und Millicent werden sicher auch bald auftauchen.", gab Draco zurück, worauf sie es sich bei einer Sitzgruppe bequem machten, die neben einem der Fenster stand. Kurz darauf erschien eine Kellnerin und begrüßte die Drei mit einem Glas Weißwein.

„Ich mach dich fertig!", fauchte eine neue, weibliche Stimme. Irritiert wandte sich Draco zur Tür, durch die so eben eine wütende Daphne stob. Ihr langes dunkelblondes Haar wehte hinter ihr her. Neben ihm angekommen schlug sie gegen seine Schulter. „Wie kannst du es wagen, dich einfach aus dem Staub zu machen!"

„Au! Daphne!"

„Ich musste mich monatelang - monatelang - mit Pansy herumschlagen. Weißt du wie schlimm es ihr ging? Sehr schlimm!", zeterte sie weiter, setzte sich erbost neben ihn auf das Ledersofa und stürzte einen Schluck des Weins ihre Kehle hinab, den ihr die Kellnerin bei ihrem Erscheinen gebracht hatte.

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