#6. Ja, oder doch nicht?

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Dieses Kapitel enthält erotische Szenen.

~*~

Gregory traf Pansy in der Mittagspause in der Kantine ihrer Firma. Sie aß einen Salat, er ein Sandwich mit Käse und Schinken.

Wieder einmal bemerkte er, dass die Mitarbeiter dieser Agentur überdurchschnittlich gutaussehend waren, so fühlte er sich noch unwohler als ohnehin schon. Während Pansy sich zurücklehnte und ihren Blick über die Anwesenden schweifen ließ, steckte die Cocktailtomate auf ihrer Gabel, wie ein Adeliger auf einem der Pfähle von Vlad III Drăculea.

„Da hinten ist er. Ich würde ihm am liebsten den Hals aufschneiden und seine Zunge durch den-"

„He Pansy! Hör doch mal auf, ich esse!", Gregory legte sein Sandwich mit aufgebrachtem Gesichtsausdruck ab. Pansy blinzelte verwirrt.

„Sonst hörst du dir meine Mordgedanken doch immer an. Ich finde, die kolumbianische Krawatte würde ihm sehr gut stehen."

Ja das tat er, aber er hörte es sich nur an, weil sie ein anderes Mal unterbrochen hatte und sie ihm darauf entgegenspie was für ein schlechter Freund er doch wäre und dass er Marco verteidigte, der sie auf so üble Weise abserviert hatte, dieser Schwächling.

„Ich will gar nicht wissen, woher du das kennst."

„Ist ja auch egal, oder?", sie steckte die Gabel in ihren Mund und löste die Tomate, indem sie sie hinter ihren Zähnen festhielt. Eine Spur ihres roten Lippenstifts verblieb an dem Essbesteck. „Wie war deine Verabredung?"

„Es war keine Verabredung.", kauend sah er zur Seite, aber als ihm eine schlanke Brünette einen abfälligen Blick zuwarf wandte er sich hektisch ab, starrte auf das weiße Brot seines Sandwichs.

„Also nicht gut? Das tut mir wirklich leid, Greg.", sie sagte es und klang, als würde sie es tatsächlich bedauern. „Ich brauche noch eine Begleitung für eine Firmenfeier nächste Woche."

Und Gregory sah sie an. Ihre langen schwarzen Wimpern umrahmten ihre dunkelbraunen Augen, die auf den Salat herabsahen. Eine zarte Falte bildete sich in ihrem Mundwinkel, während sie versuchte eine weitere Tomate aufzuspießen. Er dachte, sie würde ihn jetzt fragen, ob er sie begleitete.

„Meinst du der dort-", sie deutete mit der Gabel auf einen Tisch zu ihrer rechten Seite, an dem ein blonder Zauberer saß, „-geht mit mir hin? Er arbeitet in der Marketingabteilung. Eigentlich meide ich diese Typen, aber der sieht nett aus."

„Frag ihn doch. Ist ja nicht so, als würde dir jemals jemand was abschlagen.", schulterzuckend griff er nach seiner Flasche Wasser, aus der er einen kräftigen Schluck nahm.

„Du hast recht. Ich komme gleich wieder.", ohne ihn anzusehen erhob sie sich, strich ihren Rock glatt und ging auf den anderen zu. Gregory verfolgte die Szene, wie sie sich auf der Lehne neben ihm abstützte, ihr Haar hinter ihr Ohr strich und ein so breites Lächeln aufsetzte, dass man ihre makellosen Zähne sah. Beinahe konnte er den Schmuckstein erahnen, der sich auf einem ihrer Eckzähne befand und hellblau war. Die Reaktion des blonden Zauberers konnte er nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihm saß, lediglich ein abwägendes Nicken war erkennbar.

Das, was als nächstes passierte, hätte er allerdings nicht erwartet. Der Zauberer erhob sich, Pansy ging ihm voran, zwinkerte Gregory zu, aber verließ die Kantine, den Zauberer direkt hinter sich, als hätte sie ihn mit einem Zauber belegt, damit er ihr willenlos folgte.

Gregory blieb sitzen und beendete sein Mittagessen miesgelaunt.

>*<

Theodore schloss die Tür von Flourish & Blotts mit einem alten, schweren Schlüssel ab, der Bund klimperte leise. Einzelne Besucher der Winkelgasse waren unterwegs, hatten ihre Einkäufe beendet und begaben sich nun in den tropfenden Kessel, um ihren Tag ausklingen zu lassen.

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