#20. Mehr

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Gregory hatte es hingenommen, als Pansy damit begann ihn aufzusuchen. Es war nicht ungewöhnlich, das war ihre Art damit umzugehen.

So viel Zeit war vergangen, zuerst beschnupperten sie sich wie scheue Katzen, testeten, ob sie wieder miteinander umgehen konnten. Immer wieder saß sie mit ihm in seinem Wohnzimmer, brachte Gebäck mit, trank mit ihm Tee und erzählte von ihrem Tag bei der Arbeit. In ihren Erzählungen kamen keine anderen Männer mehr vor.

Gefühlvoll umschifften sie den Abend, der ein Zerwürfnis zwischen ihnen erzeugt hatte und dafür sorgte, dass sie sich gemieden hatten.

Eines Nachmittags streckte Pansy ihre Beine aus, die in einer schwarzen Hose steckten. Ein großer Rollkragenpullover in dunkelgrün reichte ihr bis zu den Oberschenkeln, obwohl es eine Small war. Sie verdrückte den letzten Keks, gähnte herzhaft.

Gregory saß schräg neben ihr auf einem Sessel und blätterte in einer Akte, die er bei der Arbeit nicht beendet hatte. In der Stille raschelten die Pergamente, das Holz knackte, Wind rüttelte an den Fensterscheiben.

„Wie weit bist du?", fragte sie ungeduldig. Seit einer Stunde tat er nichts als lesen, während sie darauf wartete, mit ihm sprechen zu können.

„Gleich fertig."

„Was machen wir heute Abend? Es ist Samstag."

„Ich bin gleich fertig.", wiederholte er, war leicht genervt, so wie sie es nicht von ihm kannte.

Augenrollend hielt sie ihren Mund, nahm ihren Zauberstab hervor und ließ ein neues Holzscheit in den Kamin schweben. Sie musterte sein angestrengtes Gesicht, konnte genau sehen, wie er nachdachte. Seine großen Hände schrieben etwas nieder. Er trug ebenfalls einen warmen Pullover, dazu eine bequeme Hose und weiße Socken. Am liebsten würde sie ihm die Akte aus der Hand reißen und sich auf seinen Schoß setzen, aber damit würde sie ihn verschrecken.

Wenig später schlug er sie zu und legte sie neben sich ab. Stöhnend lehnte er sich zurück und schloss seine Augen ergeben.

„Du scheinst müde zu sein.", murmelte sie. Ihre Ideen für den angefangenen Tag lösten sich auf.

„Mhm.", machte er, ohne sie anzusehen.

„Wir können auch... hierbleiben.", schlug Pansy vor, zwirbelte eine Strähne um ihren Finger.

Er hob seine Lider und blinzelte: „Und was willst du tun?"

„Ich weiß nicht. Wir könnten in den Garten gehen und von da aus im Wald spazieren. Zu der Lichtung, weißt du noch?"

„Aber es ist dunkel. Und stürmisch.", er zweifelte. Sie tat es ja selbst! Aber wenn sie nicht bald abgekühlt wurde, ging sie vor Aufregung in Flammen auf.

„Nur kurz, bitte!"

Und mit ihrem Hundeblick hatte sie ihn schließlich überzeugt, sodass sie sich warm anzogen, Wärmezauber auf ihre Mäntel legten und mit Winterschuhen durch das fahle Gras gingen. Der Wald wirkte dunkel und bedrohlich, kalter Wind wehte Blätter herum. Pansy fischte Haare aus ihrem Gesicht, aber sie blieben nie da, wo sie sie hinstrich.

„Man, es ist scheiße kalt.", knurrte sie, steckte ihre Hände tiefer in die Taschen.

Gregory antwortete wenig begeistert: „Deine Idee."

„Aber wir sitzen immer nur drinnen!", sie stieg über einen größeren Ast auf dem Weg. „Und euer Grundstück ist so schön."

„Jaah... im Sommer.", sie erreichten den Wald, leuchteten den Pfad mit ihren Stäben aus und gingen schweigend.

„Ich halte es da drin nicht mehr aus... ich...", peinlich berührt hielt sie inne. Seine Nähe in diesem kleinen Raum war so präsent und viel mehr als sie zu ertragen vermochte.

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