#5. Sexuell frustriert

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Hermine kassierte eine junge Dame ab, die sich lang von ihr beraten und alle möglichen Exemplare hatte zeigen lassen, bis sie sich für einen Pflanzenführer entschied. Selten hatte sie so ausführlich über diese Art Literatur reden müssen und wenn ihr heute noch eine Person vom Unterschied zwischen Mondkraut und Flussgras erzählte, würde sie zu Matsch werden. Sehr gestresstem und genervtem Matsch.

„Auf Wiedersehen, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.", sagte sie lächelnd, die Frau nickte nur und ging. Als sie aus der Tür trat war es allerdings Theodore, der sich an ihr vorbei ins Ladeninnere schob.

Gestresst kam er auf sie zu, sein Haar war zerzaust, Augenringe schmückten sein Gesicht.

„Theodore, ich weiß nicht ob du dich erinnerst, aber wir öffnen mindestens eine Stunde eher, als du hier gerade ankommst.", tadelte sie ihn belustigt und folgte ihm in das Hinterzimmer, in dem er seinen Umhang an einen Kleiderhaken hing und seine Tasche auf dem Boden abstellte. Dann sah er sie an, wirkte gehetzt.

„Das weiß ich selbst. Danke, dass du es mir nochmal reindrückst.", moserte er. „Ich hab verschlafen."

Dann bemerkte sie, dass er einen Schal trug, dabei war es momentan ungewöhnlich warm und Theodore hatte noch nie zuvor einen getragen. Hermine lächelte. Ohne auf seine Worte einzugehen umfasste sie eines der Schalenden und zog daran. In einer geschmeidigen Bewegung glitt er um seinen Hals herum und als er sie aufhalten wollte, war es bereits zu spät und sie hielt ihn in der Hand, betrachtete die Haut unter seinem Ohr.

Ihr Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen, Theodore entriss ihr den Schal, legte ihn hektisch an und hoffte vermutlich, dass sie nichts gesehen hatte. „Soso Theodore... mit wem hast du denn verschlafen?"

„Niemandem. Es ist niemand.", zischte er, drängte sich an ihr vorbei zu den Regalen.

Summend stellte sie sich neben ihn, er ordnete die Hefte im Aufsteller neu, obwohl sie tadellos aussahen. „Das mit dem Schal ist schon ein bisschen auffällig. Wir haben 10 Grad und Sonnenschein."

„Wer hat die denn so sortiert? Das sieht ja bescheuert aus.", er tat als würde sie Luft sein. Mit erhobener Augenbraue verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Das warst du. Gestern.", sie seufzte. „Davon abgesehen sind diese Hefte so hässlich, dass sie in jeder Anordnung bescheuert aussehen. Theodore?"

Verbissen nahm er die gelben Hefte und tauschte ihren Platz mit den blauen.

„Hey!", sie stupste ihren Zeigefinger gegen seinen Hals, an der Stelle, an der sich der Knutschfleck befinden musste. Theodore zuckte zusammen und sah sie endlich an. „Schön, dass wir jetzt reden. Es freut mich, dass du wieder jemanden hast, wirklich. Aber komm nicht zu oft zu spät. Du hast Glück, dass Auberlin nicht da ist."

„Sag ihm nur von heute nichts. Es wird nicht wieder passieren."

„Okay.", Hermine wog ihren Kopf hin und her, dachte nach. „Wenn du mir sagst wer sie ist."

„Nein Hermine! Echt nicht.", er senkte seine Augenbrauen und tauschte die gelben und blauen Hefte wieder zurück.

„Früher oder später werde ich sie doch sowieso sehen. Oder?", sie nahm seine Hände in ihre, damit er damit aufhörte die Anordnung des Aufstellers zu verschlimmbessern.

„Es ist nicht der Rede wert. Ich weiß nicht, ob es das je sein wird.", erschöpft löste er seine Linke aus ihrer und strich sein Haar zurück. „Außerdem ist es keine sie."

Hermine holte tief Luft: „Nein! Wirklich? Das hättest du nicht sagen dürfen."

„Ich weiß, jetzt lässt du mich erst recht nicht in Ruhe.", er ließ auch ihre andere Hand los, ging zur Kasse, an der er einen wartenden Kunden entdeckte. Hermine sah ihm dabei zu, wie er den Brief entgegennahm, den ihm der Mann reichte, worauf er ihn las und das bestellte Buch unter der Theke hervorholte. Sie dachte, dass es lang her war, dass Theodore mit einem Mann ausging. Mindestens seine letzten vier Beziehungen waren, wenn auch nur kurz, mit Frauen gewesen. Umso mehr freute sie sich insgeheim für ihn und obwohl ihre Neugierde nicht nachlassen wollte, gestattete sie ihm vorerst dieses kleine Geheimnis.

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