Kein Wunder, dass Maura so durch den Wind war.

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Am nächsten Tag sah Louis seine Lieblingskollegin erst in einer Freistunde. Maura hatte ebenfalls eine Stunde frei und so setzen sich die beiden Kollegen mit einem Kaffee in das Lehrerzimmer, das bis auf zwei weitere Kollegen ansonsten komplett leer war.

"Du siehst noch beschissener aus", stellte Louis fest, musterte das sonst so stark geschminkte Gesicht seiner Kollegin und bemerkte, dass sie heute so gut wie ungeschminkt war.
"Na danke", brummte sie, nahm einen Schluck Kaffee und holte ihre Tabakpackung aus ihrer Tasche. Sorgsam begann sie sich eine Zigarette zu drehen, als Louis leise seufzte.
"Dich bedrückt irgendetwas...los, spuck es schon aus."
Der Lehrer ertrug es nicht, Maura so zu sehen. "Du bist immer für mich da, hörst dir immer mein Gejammere an und jetzt bin ich mal dran. Jetzt höre ich dir zu".
Maura hielt in ihrer Bewegung inne, hob ihren Kopf und schien innerlich mit sich zu kämpfen.
"Soll ich dir den Kleinen-Finger-Schwur geben?", wollte Louis schmunzelnd wissen und bekam tatsächlich ein kleines Lächeln der hübschen Brasilianerin.
Seufzend leckte sie das Blättchen ihrer Zigarette an, drehte diese zu Ende und legte sie dann auf den Tisch. Unsicher umklammerte sie ihre Kaffeetasse, starrte hinein und seufzte dann leise.
"Es hat sich herausgestellt, dass mein beschissener Alptraum gar kein Traum war."
Irritiert hob Louis seine Augenbrauen. "Was?".
"Ich habe gedacht, es war ein Traum, aber ich hatte einfach nur einen beschissenen Filmriss und was ich da als Traum gedeutet habe, war die bittere Wirklichkeit."
Nun verstand Louis gar nichts mehr. Was redete sie da?
Als Maura merkte, dass Louis sie irritiert und voller Fragen ansah, verdrehte sie ihre Augen.
"Wir waren doch am Wochenende in der Bar, während Harry und Du auf eurem Sofa festgewachsen seid."
Louis nickte verstehend. Er und sein Freund hatten keine Lust auszugehen und wollten lieber zu Hause bleiben. Was gut war, denn es war ein wundervolles Wochenende voller Harmonie, Liebe und viel Sex.
Gutem Sex.
"Jedenfalls habe ich mich vielleicht ein bisschen volllaufen lassen und am Ende war ich verdammt betrunken. Wir alle waren das. Wirklich, Jenna hat sogar vor der Tür gekotzt."
Schmunzelnd schüttelte Louis seinen Kopf. Als Lehrer sollten sie eigentlich ein Vorbild sein, aber er hatte es auch schon einige Male übertrieben. Sie waren halt noch keine alten Knacker und genossen ihr Leben eben. Da griff man auch ab und an mal daneben und trank ein wenig zu viel.
"Als ich jedenfalls am nächsten Morgen wach geworden bin, hatte ich so seltsame Szenen im Kopf und habe es auf einen Traum geschoben. Tja! Pustekuchen. Wie sich herausgestellt hat, war das kein Traum sondern die beschissene Wahrheit."
Der Wuschelkopf kratzte sich an seinem Kinn und nahm einen Schluck Kaffee.
"Und was ist jetzt so schlimm daran? Du hattest doch sicherlich keinen Dreier mit Liam und Zayn, oder?". Wobei - Louis' Augen weiteten sich. "Oder?", fragte er noch einmal nach und hielt die Luft an.
Maura hingegen begann zu lachen und schüttelte den Kopf.
"Wenn das der Fall gewesen wäre, ginge es mir hervorragend. Ich meine - sieh dir die Beiden doch mal an. Also wirklich, Louis. Das wäre Alles, aber gewiss kein Alptraum."
Louis wusste nicht, was ihn mehr verstörte. Die Tatsache, dass Maura nicht von dieser Idee abgeneigt war, oder die kranken und wirren Bilder, die sich gerade in seinem Kopf abspielten.
Igitt!
Nein, er wollte diese Bilder nicht haben.
"Und was ist es dann? Warum bist du so scheiße drauf?".
Maura sah sich um, rang innerlich erneut mit sich und wusste nicht, ob sie diesen verdammten Fehltritt wirklich beichten sollte. Schließlich aber entschied sie sich dazu, Louis die Wahrheit zu erzählen. Immerhin vertrauten sie sich blind und vielleicht half es ja, wenn sie mit jemanden darüber redete.
Doch Maura wollte nicht hier reden. Sie hatte Angst, dass die Wände Ohren hatten und das letzte, was sie in diesem Moment gebrauchen konnte , waren Zeugen.

Gemeinsam gingen die Kollegen also aus dem Gebäude, steuerten den Lehrerparkplatz an, wo Maura sich ihre Zigarette anzündete und genüsslich die Augen schloss. Sie war verdammt abhängig von diesem Teufelszeug.
"Du musst mir schwören, dass du Niemanden davon erzählst. Auch Harry nicht."
Louis nickte, versprach es hoch und heilig und war wirklich mehr als neugierig.
Maura sah auf den Boden, betrachtete ihre Sneaker und seufzte dann laut auf.
"Scheiße, bin ich doof um dir das jetzt zu erzählen", murmelte sie und sah ihrem Kollegen dann in die Augen. Noch immer rang sie mit sich, doch letztendlich war Louis ihr bester Freund und irgendwem musste sie es sagen, da sie sonst innerlich explodieren würde.
Tief holte sie Luft, merkte die innere Anspannung und haute es einfach raus.
"Ich war mit Niall im Bett".

Louis klappte der Mund auf.
Er konnte nicht begreifen, was er da gerade gehört hatte.
Maura und Niall?
Gut, Niall war nie wirklich abgeneigt, hatte daraus auch keinen Hehl gemacht und immer wieder an Maura gebaggert. Er fand sie heiß, sagte es andauernd, aber Maura? Maura hatte doch immer so sehr dagegen geredet. Hatte Niall immer und immer wieder eine Abfuhr gegeben und ihm unweigerlich klar gemacht, dass Niall niemals eine Chance bei ihr hatte. Niemals.
"Wie konnte das denn passieren?".
Louis fragte sich das wirklich.
"Keine Ahnung", rief sie verzweifelt und begann sich eine weitere Zigarette zu drehen.
"Wir waren halt sturzbetrunken. Ich kann mich nur schemenhaft an diesen Abend erinnern. Ich weiß nur noch, wie wir uns ein Taxi geteilt haben und da ging das ganze Drama los."
Nun brauchte Louis auch eine Zigarette. Er nahm sich die Packung seiner Kollegin und drehte sich ebenfalls Eine, während Maura ihre ansteckte und wieder den Blick senkte.
"Wir haben im Taxi rumgeknutscht und das Nächste an das ich mich erinnere, ist nicht wirklich Jugendfrei. Als ich am nächsten Tag wach wurde, war Niall nicht mehr da und ich habe gedacht, dass ich wirklich nur geträumt habe. Aber dieser verfluchte Traum war gut. Zu gut und das macht mich so fertig."
Mitleidig sah der Lehrer die Brasilianerin an und hörte weiter aufmerksam zu.
"Ich bin Niall aus dem Weg gegangen. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, auch wenn das nur ein Traum war. Leider hat er mich abgefangen, meinte, wir müssten reden und da wusste ich, dass diese Scheißnacht wirklich passiert war."

Uff, dachte sich Louis.
Kein Wunder, dass Maura so durch den Wind war.

Lehrer, Liebe und ein AvocadobaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt