Fragen, Antworten und Wiederholungen.

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Am Abend war Louis mehr als aufgeregt. Den halben Nachmittag hatte er damit verbracht, seine Wohnung aufzuräumen und es irgendwie nicht wie nach einem Bombeneinschlag aussehen zu lassen.
Mehrere Stunden hatte er gebraucht, hatte sogar seine Pfandsammlung weggebracht und am Ende hatte er sogar eine Kleinigkeit gekocht. Nichts Besonderes, aber immerhin etwas.
Er schaffte es gerade noch so zu duschen und sich saubere Kleidung anzuziehen, als es auch schon an der Tür klingelte und Harry breit grinsend vor ihm stand.
"Hi", brachte Louis etwas nervös hervor, während er gemeinsam mit Harry die Wohnung betrat und in die Küche ging.
Er war bei Weitem nicht mehr so nervös wie vor wenigen Tagen, aber eine gewisse Grundnervosität war noch immer vorhanden und die würde er vermutlich niemals ablegen können.
Immerhin stotterte er nicht mehr wie ein Vollidiot.

"Ich habe Wein mitgebracht", verkündete Harry und hielt eine Flasche Weißwein in die Höhe, die Louis lächelnd entgegen nahm und sie direkt in den Kühlschrank stellte.
"Und ich habe eine Kleinigkeit gekocht".
Louis war wirklich ein wenig stolz auf sich, denn eigentlich war er in Kochen eine Niete.
Aber gefüllte Blätterteigtaschen bekam auch er noch hin.
So kam es also, dass Louis und Harry wenig später mit den warmen Blätterteigtaschen gefüllt mit Spinat und einige mit Schinken und Käse im Wohnzimmer saßen, Harrys Weißwein tranken und ein unverfängliches Gespräch führten.
Zunächst unterhielten sie sich nur über den Tag, über ihre Schüler und den Unterricht, doch dann wollte Harry lieber das Thema wechseln. Er wollte nicht weiter über die Schule sprechen.
"Erzähl mit etwas über dich", forderte er, lächelnd und einfach wieder umwerfend schön wie Louis fand und sah seinen Kollegen neugierig an.
"Oh äh...was möchtest du denn wissen?".

Erzähle ihm von mir!

Sicherlich nicht, dachte sich Louis. Harry würde sicherlich schreiend davon rennen.
"Einfach Alles. Lieblingsessen, Lieblingsfarbe....ich möchte einfach so viel über dich wissen wie möglich".
Harry wollte seinen Kollegen besser kennenlernen. Er wollte alles über den liebevollen Wuschelkopf erfahren, der sein Herz so zum rasen brachte und ihm nach der gemeinsamen Nacht einfach komplett den Verstand geraubt hatte.
"Naja...also...ich habe keine Lieblingsfarbe. Ich mag alle Farben irgendwie und ich esse gerne Lachs. Ja."
Louis hatte keine Ahnung was er Harry erzählen sollte. So spektakulär war sein Leben nicht.
Harry, der Louis' Unsicherheit bemerkte, schmunzelte.
"Gut, ich muss dir also alles aus der Nase ziehen", neckte er seinen Kollegen, nahm einen Schluck Wein und rückte näher zu Louis, der ebenfalls einen Schluck Wein nahm.
"Wann hast du bemerkt, dass du auf Männer stehst".
Louis bekam große Augen. Sowas wollte Harry also auch wissen.
Der Wuschelkopf überlegte.
"Ich glaube es war damals mit Sechszehn. Ich hatte eine Freundin, fand aber ihren Bruder um einiges attraktiver. Da bemerkte ich, dass ich vielleicht auch auf Männer stehe."
Seine damalige Freundin war ausgerastet, als Louis ihr gestand, dass er viel lieber ihren Bruder daten würde. Verständlich.
"Und bei dir?".
Immerhin wollte Louis auch alles über den Lockenkopf erfahren.
"Oh ich wusste es, als ich meinen Ex-Freund gesehen habe. Er sah einfach unglaublich gut aus und als er mit mir flirtete, wusste ich, dass ich auf Männer stehe."
Louis nickte, wobei ihm der Gedanke an einen Ex-Freund nicht wirklich gefiel.
"Wie lange ist die Beziehung her?".
Der Lockenkopf lächelte matt, ehe er erneut einen Schluck Wein trank, dann die Beine übereinander schlug und erneut ein wenig näher an Louis heran rückte.
"Schon ein paar Jahre. Wir waren lange zusammen und nachdem wir uns getrennt hatten, wollte ich mich erstmal austoben".
Das gefiel Louis noch weniger.
War er auch nur jemand, mit dem sich Harry austoben wollte?
Der Lockenkopf musterte seinen Kollegen, merkte sicherlich, worüber Louis sich den Kopf zerbrach und legte dann seinen Arm um den hübschen Mann.
"Aber als ich dich gesehen habe, wusste ich, dass es damit ein Ende hat. Ich muss mich nicht mehr austoben".
Louis' Herz stolperte einmal, nur um dann im doppelten Tempo weiter zu schlagen.

Können wir ihn bitte jetzt heiraten? JETZT!

"Und bei dir? Wir lange bist du schon Single?".
"Zwei Jahre". Louis dachte nicht gerne an seinen Ex zurück. Die Trennung war nicht schön, allgemein war die ganze Beziehung nicht schön. Er war froh, dass er damals überhaupt den Mut hatte, sich zu trennen. Es war ein verdammt langer Weg und Louis brauchte verdammt lange, bis ihm die Augen geöffnet wurden und er merkte, dass diese Beziehung toxisch für den Wuschelkopf war.
Einen Narzissten zu daten war eben nicht einfach und man landete schnell in einem Teufelskreis, aus dem man selten herauskam.
"Scheint nicht so einfach gewesen zu sein". Natürlich bemerkte Harry, dass etwas nicht stimmte. Er studierte immerhin die ganze Zeit das hübsche Gesicht von Louis und nahm jede Regung darin wahr.
"Er...nein es war nicht einfach."
Louis hatte ihn wirklich geliebt und auf irgendeine Art und Weise hatte Matt Louis auch geliebt. Allerdings hatte Matt sich selbst mehr geliebt und das war damals das Problem.
Eines von Vielen.
"Gut, lass uns das Thema wechseln".
Harry wollte den Abend nicht ruinieren und wenn Louis das Bedürfnis hatte mit ihm darüber zu sprechen, dann würde Louis das sicherlich tun. Hoffte der Lockenkopf zumindest.
"Okay". Louis nickte und schenkte dem Lockenkopf ein liebevolles Lächeln. Er wollte auch nicht weiter über Matt reden oder gar über ihn nachdenken.
"Lass uns über gestern reden", hauchte Harry auf einmal und legte seine Hand auf Louis' Wange, welcher sofort wieder einen erhöhten Herzschlag bekam und sich verlegen auf die Unterlippe biss.
Gestern.
Gestern war wirklich unglaublich.
"Oder noch besser, lass es uns wiederholen".

Lehrer, Liebe und ein AvocadobaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt