Du hättest mich vorwarnen können

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Louis musste am nächsten Tag länger als Harry arbeiten. Er hatte noch eine Doppelstunde Literatur, die dem Lehrer wirklich alles an Nerven kostete, die er hatte.
Seine Schüler hatten genauso wenig Lust auf diese Doppelstunde wie er selbst und so benahmen sie sich leider auch. Laut, ungestüm und einfach zu dumm zum denken. So waren seine Schüler und Louis war nicht nur einmal kurz davor einfach aus dem Raum zu rennen, alles hinzuschmeißen und in die Karibik auszuwandern.

Als er dann endlich die Doppelstunde hinter sich gebracht hatte, geriet er in einen Stau, da sich mitten auf der Kreuzung vor ihm ein Unfall ereignet hatte. Die Bergungsarbeiten hatten erst begonnen und der Lehrer konnte nicht vor und nicht zurück.
So verbrachte er weitere zwei Stunden in seinem Auto, mies gelaunt und hungrig.
Umso erleichterter war er, als er am Abend endlich zu Hause ankam. Er wollte nur noch etwas essen, duschen und dann vielleicht von seinem Freund in die Arme genommen werden. Er wollte Harry küssen und endlich ein schönes Gefühl an diesem furchtbaren Tag haben.
Alleine der Gedanke an seinen Freund munterte Louis auf und so betrat er doch tatsächlich mit einem, wenn auch erschöpften, Lächeln die Wohnung.
"Liebling, ich bin zu Hause!", rief Louis laut, als er die Tür hinter sich verschloss und die Jacke an die Garderobe hänge. "Mein Tag war beschissen. Am besten wartest du jetzt nackt auf der Couch!", rief er lachend, ging in Richtung Wohnzimmer und blieb schlagartig stehen. Sofort beschleunigte sich sein Puls, sein Mund klappte auf und mit weit aufgerissenen Augen sah er in das geschockte Gesicht von Gemma, die gemeinsam mit ihrem Bruder auf dem Sofa saß.
Ach du scheiße.
"Ähm", begann Louis unsicher und hob seine Hand, winkte und wünschte, er wäre nicht so vorlaut gewesen. Als Harry dann allerdings auflachte, schaute Louis verwirrt zu seinem Freund. Dieses Lachen war nicht wirklich echt, dass merke Louis sofort.
"Vielleicht sollten wir Gemma über unseren Joke aufklären", witzelte Harry und sah zu seiner Schwester, die mehr als nur skeptisch zwischen Louis und ihrem Bruder hin und her sah.
Joke? Was für ein Joke?
"Weißt du", begann der Lockenkopf und grinste künstlich. "Unsere Nachbarin unter uns, eine alte Dame, denkt, dass Louis und ich ein Paar sind. Sie findet das niedlich und bringt uns ständig Kekse und sowas.... also...die sind wirklich lecker und so machen wir uns ab und an einen Witz daraus, solche Dinge laut durch die Wohnung zu schreien, damit die alte Dame uns weiter Kekse schenkt."
Perplex starrte Louis seinen Freund an, lachte dann auch auf und setzte sich auf den Sessel gegenüber des Sofas. "Letzte Woche gab es Apfelkuchen", murmelte er und sah zu Harry, der leicht zu schwitzen schien. "Der war wirklich lecker."
Gemma sah noch immer skeptisch aus, doch dann begann sie ebenfalls laut an zu lachen.
"Also für Apfelkuchen würde ich über Leichen gehen".
Erleichtert atmete Louis auf und auch Harry fiel ein Stein vom Herzen. Gemma glaube diese absurde Geschichte wirklich. Da waren die beiden ja noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.
Wieder einmal.

Louis verschwand in die Küche und ließ die beiden alleine.
Seine Laune war wieder im Keller. Eigentlich hatte er sich den Abend anders vorgestellt. Ihn nervte es, dass Gemma hier war, wollte er doch einfach nur mit seinem Freund alleine sein.
Wiederwillig holte er die Klassenarbeiten heraus und begann diese zu korrigieren. Eigentlich hatte er sich das für den morgigen Tag vorgenommen, aber das schien ihm dann doch die bessere Alternative zu sein, als jetzt gemeinsam mit den beiden im Wohnzimmer zu sitzen.

Als Gemma dann nach weiteren zwei Stunden endlich verschwand, atmete Louis erleichtert auf.
Die Erleichterung verflog allerdings, als er Harrys Gesicht sah, als dieser die Küche betrat.
"Was sollte das?", motzte der Lockenkopf und verschränkte seine Arme vor der Brust. Wütend schaute er seinen Freund an, schüttelte den Kopf und war ernsthaft sauer.
"Ich kann ja schlecht wissen, dass Gemma schon wieder hier ist.", verteidigte sich der Wuschelkopf und verschränkte ebenfalls seine Arme vor der Brust. "Du hättest mich vorwarnen können".
"Kann ich ahnen, dass du hier rein stürmst und solche Sachen schreist?".
Louis verdrehte seine Augen. "Verbietest du mir jetzt in unserer Wohnung den Mund?". So weit kam es ja noch. Louis ließ sich garantiert nicht den Mund verbieten. Harry sollte lieber froh sein, dass er nicht ganz andere Wörter gerufen hatte. "Außerdem erinnere ich mich dunkel daran, dass du solche direkten Ansagen eigentlich ganz gut findest." Louis erinnerte sich daran zurück, wie er vor wenigen Wochen schon einmal in die Wohnung kam, verdammt wuschig und auch da hatte er durch die Wohnung geschrien. Allerdings hatte er dort vulgärere Wörter benutzt und sein Lockenkopf war ganz angetan davon. Und jetzt auf einmal nicht mehr? Pff.
Das Paar startete ein Blickduell, bis Harry einknickte und leise seufzte. Louis hatte ja Recht.
"Ich...scheiße, dass hätte voll in die Hose gehen können".
Ergeben nickte Louis, stand auf und stellte sich vor seinen Freund. Zaghaft lächelnd nahm er die Hände des Lockenkopfes in die seinen und beugte sich ihm entgegen, forderte stumm einen Kuss ein, welchen er sofort bekam.
"Schreib mir das nächste Mal einfach, okay? Dann bin ich vorbereitet."
Der Lockenkopf nickte, hatte dann doch ein schlechtes Gewissen, weil er Louis so angefahren hatte.
Fest nahmen die beiden sich in die Arme, küssten sich noch einmal und sahen sich danach verliebt an.
"Es sind nur noch ein paar Tage, dann reist Gemma wieder ab."

Lehrer, Liebe und ein AvocadobaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt