Maura und Niall 2.0

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Niall kämpfte mit dem Drang an, seine Augen zu öffnen.
Er befand sich noch in diesem schönen, wohligem Zustand, in dem einem nicht klar war, ob man jetzt wach war, oder noch schlief.
Er merkte die Wärme der Decke um sich, merkte, dass er unter dieser warmen Decke nackt war, aber darüber machte er sich keine Gedanken. Leider merkte er auch die Sonne, die ihm direkt in das Gesicht schien.
Diese und vielleicht die Kopfschmerzen, gepaart mit der leichten Übelkeit veranlassten ihn dann doch dazu, quälend langsam seine Augen zu öffnen.
Er hatte einen verdammten Kater, aber das war bei der Menge an Alkohol auch kein Wunder.
Allerdings hatte sich der Abend gelohnt, denn die Tatsache, dass er nackt war und der ein oder andere Gedankenfetzen der vergangenen Nacht, deuteten auf einen One-Night-Stand hin.
Unweigerlich legte sich ein Grinsen auf seine Lippen, als er nun gänzlich die Augen öffnete und sich verschlafen aufrichtete.
Er war nicht in seinem Schlafzimmer.
Neugierig sah er neben sich, entdeckte eine dunkle Haarpracht, die zwischen der Decke und den Kissen hervorlugte und vergas dabei die Übelkeit des Alkohols.
Leise und ganz vorsichtig hob er die Bettdecke etwas an und - "Heilige Scheiße!", keuchte der Ire überrascht, merkte, wie sich seine Augen weiteten, als er seine Kollegin neben sich erkannte.
Da lag doch tatsächlich Maura neben ihm.
Wie hatte er das denn hinbekommen?
Sofort bereute er die Menge an Alkohol, die er getrunken hatte. Denn, wenn er das eher gewusst hätte, hätte er weniger getrunken, damit er mehr Erinnerung an diese Nacht hatte, als diese paar Fetzen in seinem Kopf. Scheiße aber auch, dachte er sich und würde sich am liebsten Ohrfeigen.
Es war sicherlich richtig gut und er? Er erinnerte sich nur an Bruchstücke und hatte dabei noch nicht mal ein richtiges Gesicht vor Augen.
Grinsend biss sich der Ire auf seine Unterlippe.
Einen Blick durfte er doch aber riskieren, oder? Für seine Gedanken und... scheiße, wenn Maura schon nackt neben ihm lag, dann musste er einfach einen Blick erhaschen.
Also hob der Ire die Bettdecke an, ganz langsam, damit Maura auch ja nicht wach wurde und betrachtete den wunderschönen Körper, der neben ihm auf dem Bett lag.
"Eine Schande", hauchte er leise, verfluchte noch einmal den Alkohol und deckte seine Kollegin dann wieder zu.
Niall schaute sich noch einmal um, entdeckte die leere Weinflasche auf dem Nachtschränkchen und grinste. Wenn Maura jetzt aufwachen würde, würde sie sicherlich einen Herzinfarkt bekommen.
Oder schlimmer - das Grinsen verschwand. Sie würde ihn umbringen. Vielleicht, oh ja, da war sich Niall sicher, vielleicht würde sie ihn vorher aber auch kastrieren.
Eilig stand Niall aus dem Bett auf, sammelte seine Kleidung zusammen und verabschiedete sich von dem Gedanken an ein Frühstück und eine zweite Runde unter der Dusche.
Er war ja nicht Lebensmüde und er war sich verdammt sicher, dass Maura diesen Ausrutscher nicht noch einmal zulassen würde.
Eilig zog er sich die Klamotten über, sah dann noch einmal zu seiner noch immer schlafenden Kollegin und konnte es einfach nicht lassen. Er musste einfach noch einmal schauen, was er durch den Alkohol verpasst hatte.
Erneut schlich er sich an das Bett, hob die Decke an und stöhnte innerlich auf.
Dieser Körper war eine verdammte Sünde.
Als Maura dann allerdings ein leises Geräusch von sich gab, sah der Ire zu, dass er verschwand. Denn wenn er ehrlich war, wollte er noch ein Weilchen weiter leben.

Am Montag betrat er die Schule mit gemischten Gefühlen.
Konnte Maura sich erinnern? Vielleicht lauerte der Tod gleich hinter der Tür des Lehrerzimmers?
Würde sie vor versammelter Mannschaft mit einer Axt auf ihn losgehen?
Zutrauen würde er es ihr.
Doch zu seiner Verwunderung flog keine Axt auf ihn zu, als er das Lehrerzimmer betrat und auch sonst passierte nichts.
Allerdings blieb dem Iren nicht aus, dass Maura nicht sonderlich gut aussah. Nicht gut im Sinne von krank, schlapp - sie sah einfach nicht gesund aus.
Er konnte einen Gesprächsfetzen von ihr und Louis auffangen, als er unbemerkt einen Kaffee holte, ohne das die Beiden ihn mitbekommen hatten und wie er heraushören konnte, schien Maura einen Alptraum gehabt zu haben.
Sicherlich war er mit diesem Alptraum gemeint. War das jetzt nur eine Metapher, oder dachte die hübsche Brasilianerin wirklich, dass sie das alles nur geträumt hatte?
Niall wusste es nicht, aber er wusste, dass sie darüber reden mussten.
Innerlich verdrehte er seine Augen.
Es fühlte sich an, als wenn er seinem Mörder die geladene Waffe in die Hand drücken würde.
Wie dämlich konnte man denn sein?

Zwischen zwei Stunden schaffte es Niall endlich, seine Kollegin abzufangen und als Maura den Iren erkannte, entwich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht.
"Ich denke wir sollten mal reden", murmelte Niall, unheimlich nervös und auch ein wenig ängstlich.
"Uhm warum?". Die sonst so kecke Art der schönen Lehrerin war verschwunden. Stattdessen sah sie auf den Fußboden, mied den Blick des Iren gekonnt und hoffte, dass er ihr einfach nur etwas Berufliches mitteilen wollte. Doch dem war leider nicht so.
"Wegen gestern Nacht", begann Niall, beobachtete aufmerksam die Regung in Mauras Gesicht. "Ich...also...ich war total betrunken und eigentlich habe ich keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte."
Mauras Augen weiteten sich. Ruckartig hob sie ihren Kopf und starrte den Iren fassungslos an.
"W-was?", brachte sie nervös hervor, vollkommen überfordert mit der gesamten Situation und ihren Gedanken, als Niall seine Schultern zuckte und seine Hände in den Hosentaschen verschwinden ließ.
"Vielleicht war es auch nicht nett, dass ich einfach abgehauen bin, aber...naja, ich wollte weiter leben. Außerdem scheinst du nicht der Typ für ein romantisches Frühstück zu sein."
Maura traute ihren Ohren kaum.
Dann war das Alles wirklich kein Traum?
Sie war wirklich mit Niall im Bett?
Mit Niall?
"Oh heilige Scheiße", keuchte die Lehrerin, fasste sich an die Stirn und bekam sofort diese Bilder vor Augen. "Nein, nein, nein".
Sie schüttelte ihren Kopf, sah erneut zu Niall und setzte eine bittere Miene auf.
"Das ist niemals passiert und wenn du auch nur ein Wort zu Irgendjemanden sagst, dann schneide ich dir deine Eier mit einem stumpfen Brotmesser ab und verfüttere diese anschließend an den Hund meiner Nachbarin, haben wir uns verstanden?".
Und auch wenn Niall diese Drohung Ernst nehmen sollte, schlich sich ein liebliches Lächeln auf seine Lippen, während er nickte und sich dann auf den Weg in seine Klasse machte.
Ihre Stimme. Ihre Stimme hatte gezittert und ihr linkes Auge hatte gezuckt.
Und das passierte nur, wenn Maura log oder komplett durcheinander war.
Und das wiederum war doch ein gutes Zeichen, oder?

Vielleicht konnten sie diese Nacht ja irgendwann noch einmal wiederholen.

Lehrer, Liebe und ein AvocadobaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt