Seelenverwandte

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So liege ich nun da, meine Arme Wickel ich um meine Knie, wie in der embryonalen Haltung und eine Träne rollt über meine Wange.
Lange schweigen wir, als ich mich frage ob er schon schläft dreht er sich zu mir um. In der Dunkelheit leuchten seine Pupillen ähnlich einer Raubkatze.
Unter seinem Blick fröstelt es mich und ein Schauer läuft mir mit aufgestellten Haaren den Rücken hinunter.
Nach einiger Zeit fange ich an zu zittern, denn es ist Arsch kalt!
Ohne das ich es kontrollieren kann klappern auch schon meine Zähne drauf los.
„Frierst du?"
Fragt er mich das jetzt wirklich obwohl es so offensichtlich ist?
„Hm" mehr habe ich nicht zu sagen!
„ Gut!"
Wie bitte, will er meinen Tod durch Unterkühlung?
Plötzlich werde ich am Handgelenk gepackt und zu ihm gezogen. Oh Gott, was hat er vor?
Ich versuche mich weg zu drehen, werde aber an der Hüfte gepackt und an ihn gezogen. Die Decke schlingt sich wie eine zweite Haut um mich und hält mich ebenso gefangen.
In Löffelchen Stellung schmiegt er sich an mich und ich spüre einen plötzlichen Wiederstand in meinem Rücken. Panisch atme ich ein und aus, verkrampft warte ich auf mein Schicksal, doch lange passiert nichts. Bis auf Gleichmäßige Atemzüge von ihm, regt er sich nicht.
-Hades schläft nackt an mich gekuschelt unter einer Zwangsjacken ähnlichen Decke, ich fasse es nicht.
Stunden vergehen, bevor auch ich kraftlos in den Schlaf falle.

Der Duft von essen steigt mir in die Nase und ich drehe mich noch einmal um.
Bevor ich beschließe aufzustehen um zu frühstücken, kuschel ich mich noch einmal in die vielen Kissen. Ein Arm wird um mich geschlungen und ich seufzte, ist das schön, leider entfernt sich dieses Gefühl viel zu schnell von mir.....Moment was?!

Ich reiße meine Augen auf und erblicke einen gut aussehenden in sich gekehrten jungen Mann der aus dem Fenster in die Ferne schaut. Vor ihm steht ein Tablett mit Essen, woraufhin mein Magen mich verrät, der unweigerlich anfängt zu Knurren.
Hades dreht sich zu mir um, fast könnte man ein Lächeln erahnen, allerdings verdunkelt sich sein Blick viel zu schnell.
„ Guten Morgen, ich werde jetzt gehen. Ratius wird dich gleich unterrichten und danach wirst du zu mir gebracht."
Ich antworte ihm nicht, was ihn kalt lässt, denn er ist bereits aus der Tür.
Langsam erhebe ich mich und schreite zu dem Fenster an den Hades gerade noch stand. Sein Duft liegt noch in der Luft und ich erkenne den Geruch von Kaminholz und Moschus.
Auch ich schaue aus dem Fenster und erblicke einen Baum ohne Blätter. So kahl wie er dort steht bekommt man fast Mitleid.
Ich wende mich um und mein Magen melden sich mit lauten Knurren zurück. Frische bunte Früchte die mir unbekannt sind liegen auf einem Teller und brotähnliche Teigfladen liegen daneben. Der aufsteigende Dampf einer Tasse Tee duftet blumig.
Nachdem ich gegessen habe mache ich mich im Bad zurecht. Auch hier riecht es nach Hades.
„My Lady?" Das muss Ratius sein.
Ich trete aus dem Bad, immer noch im Nachthemd.
„ Ich bin gleich soweit, ich muss mich nur noch um ziehen. Gibt es hier eine Art Uniform, oder so?"
Ratius beäugt mich fragend und öffnet die Truhe. Zum Vorschein kommt ein schwarzes Maxi Kleid. Wie macht er das nur? Mit hochgezogener Augenbraue schaue ich Ratius an, der nur ahnungslos die Achseln zuckt.
Ich gehe zurück ins Bad und ziehe mich schnell um.

Ratius bittet mich ihm zu folgen, wir laufen den Gang hinunter und bleiben vor einer großen Holztür stehen. Diese flimmert kurz und erlöscht nachdem er die Hände in einer fließenden Bewegung von links nach rechts wischt.
Dahinter kommt eine geräumige Bibliothek zum Vorschein mit vielen alten Schriftrollen und Artefakte in Glasvitrinen. In meiner ersten Unterrichtseinheit erklärte er mir, dass es keine Zeit in der Unterwelt gibt daher würden wir nur bedingt altern.
Außerdem erfuhr ich, dass Wir (die Mythen )von Hades erschaffen worden und das der Teer ähnliche Fluss draußen verlorene Seelen seien. Diese werden nicht wieder geboren. Durch große Sünde oder Verrat müssen sie dort in aller Ewigkeit verweilen.
Meine Pflicht sei es nur Hades zu dienen, alle anderen sind mir untergeordnet bis auf Ratius der ist nur Hades Treu ergeben bis zu meiner Krönung.
„Ich werde gekrönt? So wie die Königin von England?"
„ Nun ja, die Königin von England ist die Vorgesetzte der Kirche und sie My Lady..," „ können sie mich nicht Sarah nennen?" „ Nein! ... Sie sind das genaue Gegenteil, die Königin der Unterwelt ohne jegliche Religion!"
„Ich verstehe."
„Nun denn, dann bringe ich sie zu Hades." Räuspert sich Ratius. Trotz seiner Erscheinung als halb Mensch halb Pferd erinnert er mich an einen Älteren Professor.
Ich folgte ihm durch weitere Gänge und wir traten hinaus in den Garten, neben dem kahlen Baum war ein Brunnen gemauert. Dort wartete Hades auf mich.
„ Schön, ich hoffe du konntest etwas über dein neues Zuhause lernen. Als meine helfende Hand wirst du dich um die Auferstehenden Seelen kümmern." mit einer Geste bittet er Ratius uns allein zu lassen. „Einmal im Monat erscheint auch hier der Mond in der Unterwelt."fährt er fort. „Sobald er sich auf der Oberfläche des Wassers  bricht wird eine Werwolf Seele geboren."
Während er mir das erzählt, zieht er mich zu sich und stellt sich hinter mich. Hades nimmt meine Hand und taucht sie in das vom Mondlicht reflektierende Wasser. „Eines Tages saß ich über diesem Brunnen und zog meine Hand wie du hindurch, ich spürte einen weichen Widerstand und fischte ihn heraus."
Gemeinsam hoben wir die Hände und darauf lag eine schimmernde Perle, ungefähr Handflächen groß. „Ich lies sie auferstehen und sie suchten sich ihren Weg in deine Welt." fuhr er fort.
„Damals wusste ich nicht, was ich erschuf. Und die Wesen waren einsam und daher Rachsüchtig. Die Menschen jagten sie und bald starben sie aus.
Als ich im nächsten Mondzyklus es wieder versuchte zerbrach ich sie durch ein Gefühl das in mir ausgelöst wurde. Sie teilte sich."
Wie er es aussprach, teilte sie sich auf meiner Hand und ich war geschockt und traurig zu gleich.

„So entstanden die Seelenverwandten ihrer Rasse und sie hatten einen Lebenssinn, nämlich ihre andere Hälfte zu finden und eine Familie zu gründen."

Wow, ich hatte schon von einer Mondgöttin gehört und anderen Theorien aber das verschlug mir die Sprache. Beide Hälften fuhren hinauf in die Dunkelheit und schon waren ihre hellen Punkte dort nicht mehr zu sehen. Als ich bemerkte, dass Hades immer noch meine Hand hält, zog ich sie zurück. Drehte mich aber zu ihm um „ Darf ich eine Frage stellen?"Auf Hades Gesicht blitzte ein kleines Lächeln auf „ Du kannst mich alles fragen, allerdings wirst du nicht immer eine Antwort erwarten können!
Also was möchtest du wissen?"
Ich zögerte traute mich aber dann doch „ Welches Gefühl hast du damals gespürt?" sein Lächeln erlosch und er schaute an die Stelle empor wo die Seelen verschwanden. „ Sehnsucht!"

Einige Minuten vergingen ohne das einer von uns etwas sagte. Plötzlich hörte ich ein mir mittlerweile bekanntes Knurren. Augenblicklich zuckte ich zusammen und trat unbewusst näher zu Hades.

Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt