"Ist das ein Typ in deinem Bett?"
Verwirrt hebe ich den Kopf und blinzle in Richtung Tür. Dort steht, mit der Hand auf der Hüfte und einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht, Leo.
Was zur Hölle?
Mein Kopf ist noch nicht ganz wach, also dauert es einen Moment bis seine Worte bei mir ankommen. Mein Blick flattert zur Seite und tatsächlich: Neben mir liegt ein Typ.
Er liegt auf dem Bauch, das Gesicht seitlich im Kissen vergraben und sein Arm um meine Taille geschlungen. Sintflutartig strömen die Erinnerungen des gestrigen Abends auf mich ein, von der Brücke, über Emils Geständnis, bis hin zu seinen Küssen und dem, was danach kam. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals.
Fuck.
Mein Blick huscht zu Leo, der noch immer in der Tür steht und mittlerweile belustigt zwischen uns hin und her sieht. "Ich muss sagen, Liz, mit diesem Anblick habe ich nun wirklich nicht gerechnet, als Papa mich hochgeschickt hat um dich zum Frühstück zu holen."
"Scheiße", platze ich hervor. "Papa ist schon wach?" Leo nickt. "Scheiße. Scheiße. Scheiße!"
Hastig beuge ich mich über den Bettrand, fische nach einem T-Shirt, das auf dem Boden liegt und danke mir innerlich selbst für meine Unordnung. Rasch ziehe ich es an, bedeute Leo barsch abzuhauen und wende mich dann dem noch immer selig schlafenden Emil zu.
"Wach auf." Keine Reaktion. "Komm schon."
Ich schiebe seinen Arm von mir und rüttele etwas heftiger als nötig an seiner Schulter. Verschlafen öffnet Emil die Augen, runzelt die Stirn und schaut verwirrt zu mir auf.
"Du musst aufstehen, hörst du? Mein Vater ist wach und er kann dich auf gar keinen Fall sehen."
Allein der Gedanke verursacht bei mir Gänsehaut. Auf eine Standpauke und das mit Sicherheit darauf folgende Gespräch über Verhütung, habe ich wirklich keine Lust. Außerdem kann meine Beziehung zu Emil weder beschreiben, noch erklären und ich kenne meinen Vater gut genug, um zu wissen, dass er auf eine detaillierte Erklärung bestehen würde.
Nein, das kommt nicht in Frage.
Emil kommt in Bewegung. Er reibt sich über die Augen und sieht dabei so verdammt niedlich aus, dass ich mich am Liebsten vorgebeugt und ihm einen Kuss auf die Lippen gegeben hätte. Seine verdammt talentierten Lippen, die mich gestern Nacht fast haben Sterne sehen lassen... Reiß dich zusammen!
"Los jetzt, Schlafmütze." Ich schwinge die Beine aus dem Bett, sammele Emil Sachen zusammen und werfe sie ihm zu. "Wir müssen dich hier rausbekommen, ohne dass mein Vater etwas mitbekommt."
Ich werfe einen Blick in den Spiegel und stelle fest, dass meine Haare ein absolutes Chaos sind. Meine Lippen sind etwas geschwollen, meine Wange gerötet und die Augen blitzen. Ich sehe lebendig aus.
"Ist ja gut", murmelt Emil hinter mir mit kratziger Morgenstimme und ich öffne ganz schnell die Tür, um seinen nackten Oberkörper nicht zu sehen. Vorsichtig spähe ich in den Flur hinaus. Von unten ertönen die Stimmen von Papa und Leo. Leise gehe ich auf die Treppe zu und beuge mich über das Geländer. Die beiden stehen in der Küche, Papa mit dem Rücken zu mir am Herd und Leo auf einem der Barhocker. Letzterer dreht sich zu mir um, zwinkert mir zu und hebt beide Daumen, das universelle Zeichen für 'Alles unter Kontrolle'.
"Papa, lass mich mal", meint Leo plötzlich, steht auf und nimmt unserem Vater die Pfanne aus der Hand. "Ich habe keine Lust, dass das Haus gleich in Flammen aufgeht."
Richard Stern prustet empört. "Also Rührei bekomme ich ja wohl noch hin!"
Leo lacht. "Reine Vorsichtsmaßnahme, alter Mann. Kannst du vielleicht noch O-Saft aus dem Keller holen? Im Kühlschrank ist keiner mehr." Papa murrt kurz, gibt seinem Sohn einen spielerischen Klaps auf den Hinterkopf, verlässt dann aber die Küche.
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Nevermind
Fiksi RemajaLiz hat es getan. Sie hat versucht sich das Leben zu nehmen und ist gescheitert. Als sie Monate später aus der Klinik entlassen wird, muss sie sich von heut auf morgen ihrem Leben und den damit verbundenen Problemen stellen. Zu ihnen gehören auch H...